Deutsch-mongolische Beziehungen – Wikipedia

Deutsch-mongolische Beziehungen
Lage von Deutschland und Mongolei
Deutschland Mongolei
Deutschland Mongolei

Die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Mongolei gehen vor allem auf die Deutsche Demokratische Republik und die Mongolische Volksrepublik zurück. Dank Ausgabe vieler Stipendien und großen Wirtschaftshilfen zur Zeit des Kalten Krieges, ist die deutsche Kultur auch heute noch fest in der Mongolei verankert. So sprechen noch ca. 30.000 Mongolen die deutsche Sprache.[1] Deutschland ist zudem mit einem bilateralen Handelsvolumen von 126 Millionen Euro nach Großbritannien der wichtigste Handelspartner der Mongolei in der Europäischen Union.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Begegnung zwischen den deutschen Völkern und den Mongolen fand 1241 bei der Schlacht von Liegnitz statt. Trotz eines Sieges der Mongolen zogen sich die Truppen des mongolischen Prinzen Baidar Khan in Richtung Ungarn zurück.[3]

Erste Kontakte (1776–1930)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nächste Begegnung fand erst 1776 statt, als Peter Simon Pallas seine Arbeit „Sammlung historischer Nachrichten über die mongolischen Völkerschaften“ publizierte. In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Werke zur Mongolei und ihrer Kultur von verschiedenen Schriftstellern veröffentlicht.

1921 wurde im damaligen Niislel-Chüree (heute Ulaanbaatar) die erste deutsch-mongolische Handelsgesellschaft gegründet. Im Zuge dessen errichteten deutsche Geschäftsmänner die ersten Handelsfilialen in der Mongolei. Wenig später wandten sich auch Diplomaten der Mongolei zu. In den folgenden Jahren wurden vor allem deutsche Maschinen in die Mongolei exportiert.

Im Jahre 1924 und 1926 engagierte sich der mongolische Kultusminister Erdenij Batukhan in der Weimarer Republik für mongolische Schüler und Studenten in Deutschland.[4][5][6]

Im gleichen Jahr noch spannten sich die deutsch-mongolischen Beziehungen aufgrund von Spionageanschuldigungen gegenüber deutschen Kaufleuten stark an. Dies ist vor allem auf den sich in der Mongolei ausbreitenden Stalinismus, welcher Deutsche als negativen kapitalistischen Einfluss sah, zurückzuführen. Bis 1930 hatten sich alle deutschen Kaufleute aus der Mongolei zurückgezogen.[7]

Beziehungen zwischen der DDR und der Mongolei (1950–1990)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1950 gab es keine diplomatischen Beziehungen der deutschen Staaten zur Mongolei. Am 13. April 1950 wurden diese seitens der DDR aufgrund gleicher Ausrichtung der politischen Ideologie als Teil des Ostblocks wieder aufgenommen. Die engen Beziehungen beider Staaten drückten sich vor allem durch Wirtschaftshilfen und Stipendien für mongolische Studenten in Deutschland aus. Während des Bestehens der DDR fand eine Vielzahl an Staatsbesuchen beider Seiten statt, um die Beziehung beider Staaten zu stärken. So wurde die DDR zum wichtigsten Partner der Mongolei in Europa.

Im Folgenden eine Auflistung der wichtigsten Staatsbesuche zwischen der DDR und der Mongolei:[8]

Datum Name Amt Besuchsort Grund
1955 Otto Grotewohl DDR-Ministerpräsident Mongolei Aufnahme von Handelsbeziehungen
1957 Jumshagijn Zedenbal Erste Sekretär der mongolischen revolutionären Volkspartei DDR Abschließen des Freundschaftsvertrages
1960 Heinrich Rau Stellvertretender Ministerpräsident & Handelsminister Mongolei
1968 Willi Stoph DDR-Ministerpräsident Mongolei Abschließen des erweiterten Freundschafts- und Zusammenarbeitsvertrages
1969 Jumshagijn Zedenbal Erste Sekretär der mongolischen revolutionären Volkspartei DDR Gast des 20. Jahrestages der DDR
1973 Erich Honecker Generalsekretär der SED Mongolei Verlängerung des Freundschafts- und Zusammenarbeitsvertrags
1977 Jumshagijn Zedenbal Erste Sekretär der mongolischen revolutionären Volkspartei DDR Unterzeichnung eines neuen Freundschafts- und Zusammenarbeitsvertrages

Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Besuch des DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl im Jahre 1955 wurden Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staaten aufgebaut. Diese beruhten vor allen auf Entwicklungshilfen seitens der Deutschen Demokratischen Republik. Im Zuge dessen, wurden zwischen 1960 und 1984 viele verschiedene Fabriken, unter anderem eine Streichholzfabrik, eine Teppichfabrik und ein Fleischkombinat, errichtet. Auch stimmten die DDR und die Mongolei einer Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Bergbaus zu. Zudem wurde im November 1968 ein Ausschuss für wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit gegründet und im September 1973 eine gegenseitige Anerkennung von Schul- und Universitätsabschlüssen vereinbart.

Beziehungen zwischen der BRD und der Mongolei (1974–2000)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der Wiedervereinigung (1949–1990)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bundesrepublik Deutschland nahm am 31. Januar 1974 erstmals Kontakt mit der Mongolei auf und bemühte sich um diplomatische Beziehungen. Im Jahre 1989 wurden in München etwa 300 Exponate aus mongolischen Museen über die „Kunst und Kultur des mongolischen Reitervolkes“[9] ausgestellt.

Nach der Wiedervereinigung (1990–2000)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Wiedervereinigung der Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschland finden eine Vielzahl von Besuchen verschiedener hochrangiger deutscher und mongolischer Politiker und Delegationen statt, um die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Mongolei zu stärken.

Im Folgenden eine Auflistung der wichtigsten Staatsbesuche von 1990 bis 2000:[10]

Datum Name Amt Besuchsort
September 1990 Regierungsdelegation BMZ Mongolei
Juni 1991 Tserenpil Gombosuren[11] Mongolischer Außenminister Deutschland
September 1991 Dieter-Julius Cronenberg Vizepräsident des Deutschen Bundestages Mongolei
Februar 1992 Daschiin Bjambasüren Ministerpräsident der Mongolei Deutschland
Juli 1992 Helmut Schäfer Staatsminister im Auswärtigen Amt Mongolei
August 1992 Carl-Dieter Spranger Bundesminister des BMZ Deutschland
Januar 1993 Natsagiin Bagabandi Mongolischer Parlamentspräsident Deutschland
November 1994 Lkhamsuren Enebisch Stellvertr. Ministerpräsident Deutschland
Dezember 1994 Chojisuren Purevdorj Stellvertr. Ministerpräsident Deutschland
Februar 1995 Jamba Gombojav Stell. Vorsitzender des mongolischen Parlaments Deutschland
Juli 1995 Burkhard Hirsch Vizepräsident des Deutschen Bundestages Mongolei
September 1995 Punsalmaagijn Otchirbat Staatspräsident der Mongolei Deutschland
Februar 1996 Chojisuren Purevdorj Stellvertr. Ministerpräsident Deutschland
Mai 1996 Nanzad Luvsanjav Justizminister der Mongolei Deutschland
September 1996 Klaus Kinkel Bundesminister des Auswärtigen Mongolei
Oktober 1996 Radnaasumberel Gonchigdorj Mongolischer Parlamentspräsident Deutschland
Dezember 1996 Jugnee Amarsanaa Justizminister der Mongolei Deutschland
September 1997 Shukher Altangerel Mongolischer Außenminister Deutschland
September 1997 Chultem Lhagvajav Minister für Bildung und Wissenschaft der Mongolei Deutschland
März 1998 Puntsag Tsagaan Finanzminister der Mongolei Deutschland
Mai 1998 Sanjaasuren Zorig Minister für Infrastruktur der Mongolei Deutschland
September 1998 Roman Herzog Deutscher Bundespräsident Mongolei
September 1999 Nyam-Osor Tuya Außenministerin der Mongolei Deutschland
Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 22. August 1994 verabschiedeten die Bundesrepublik Deutschland und die Mongolei ein Doppelbesteuerungsabkommen, um die Doppelbesteuerung von deutschen bzw. mongolischen Staatsangehörigen zu vermeiden.[12]

Ein Jahr später, im Oktober 1995, unterzeichneten beide Staaten ein Abkommen zur finanziellen Zusammenarbeit.[13]

Eine Delegation des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen Bundestags reiste im März 1998 in die Mongolei.

Kultur und Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zeitraum von Mai bis Juni 1995 tagte in Ulan Bator die gemischte Deutsch-mongolische Kulturkommission unter Leitung von Peter Truhart.

Am 16. September 1997 wurde zwischen Deutschland und der Mongolei ein Abkommen zum kulturellen Austausch und zur Zusammenarbeit unterzeichnet.[14]

Beziehungen zwischen der BRD und der Mongolei (ab 2000)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Höhepunkte der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Mongolei sind der Besuch des Deutschen Bundespräsidenten Roman Herzogs in der Mongolei im Jahr 1998 und des Mongolischen Staatspräsidenten Natsagiin Bagabandi in Hannover im Jahr 2000 zum Anlass der Expo 2000.[15]

Im Jahr 2001 fand im mongolischen Außenministerium in Ulan Bator die erste Konferenz des Mongolisch-Deutschen Forums statt, welche als fachübergreifendes Diskussionsforum für einen freien Gedankenaustausch fungiert. So sollen neue Möglichkeiten für die Zukunft der Zusammenarbeit beider Länder entstehen.[16]

2007 unterzeichneten beide Staaten ein Abkommen zur finanziellen Zusammenarbeit, das vor allem aus finanziellen Mitteln bestand und den Wirtschafts- und Finanzsektor der Mongolei stärken sollte.[17]

Der damalige Deutsche Bundespräsident, Horst Köhler, besuchte 2008 die Mongolei und unterzeichnete eine „Gemeinsame Erklärung über die umfassenden partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Mongolei“.[18] Die Erklärung untermauert das Bestreben beider Staaten zur Verbesserung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen.[19]

2011 reiste Angela Merkel als erste Bundeskanzlerin in die Mongolei[20] und unterzeichnete dort ein „Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Mongolei über Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrie- und Technologiebereich“.[21]

Zum Anlass des 40-jährigen Jubiläums der deutsch-mongolischen Beziehungen besuchte der Bundesminister des Auswärtigen Frank-Walter Steinmeier im Juli 2014 die Mongolei, um die Beziehungen der beiden Staaten zu stärken.[22]

2015 war die Mongolei offizielles Partnerland für die Internationale Tourismus-Börse Berlin.[23] Zu diesem Anlass reiste der mongolische Präsident Tsakhia Elbegdorj nach Deutschland und traf sich dort unter anderem mit Angela Merkel, um Gespräche über den derzeitigen Stand der Beziehungen zu führen.[24] Im Oktober 2015 besuchte Bundespräsident Joachim Gauck die Mongolei.[25]

Diplomatische Vertretungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland in der Mongolei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsche Botschaft Ulan Bator (Baga Toiruu-2, Negdsen Undestnii Gudamj 16, Ulan Bator 14201)[26]

Vertretungen der Mongolei in der Bundesrepublik Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Deutsch-mongolische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daniel Friedrich Sturm: Warum die Mongolen Deutschland lieben, Die Welt, 3. März 2015, abgerufen am 27. Januar 2016
  2. Auswärtiges Amt: Beziehungen zwischen der Mongolei und Deutschland, Stand: August 2015, abgerufen am 27. Januar 2016
  3. Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen. Hamburg 2000, S. 40, siehe Literatur, (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Serge M. Wolff: Mongol delegations in Western Europe, 1925–1929 – Part One, in: Journal of The Royal Central Asian Society, Jg. 32 (1945), Nr. 3–4, S. 289–298, doi:10.1080/03068374508731186.
  5. Serge M. Wolff: Mongol delegations in Western Europe, 1925–1929 – Part Two. In: Journal of The Royal Central Asian Society, Jg. 33, Nr. 1 (1946), S. 75–93, doi:10.1080/03068374608731201.
  6. Serge M. Wolff: Mongolian Educational Venture in Western Europe (1926–1929), The Mongolia Society Bulletin, Jg. 9, Nr. 2 (17) (1970), S. 40–100.
  7. Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen. Hamburg 2000, S. 40–41, siehe Literatur, (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen. Hamburg 2000, S. 41 f., siehe Literatur, (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Prause, Gerbard, Reich der Reiter. Die hohe Kultur eines alten Volkes, Die Zeit vom 13. Oktober 1989, abgerufen am 27. Januar 2016.
  10. Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen. Hamburg 2000, S. 43–45, siehe Literatur, (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Der mongolische Außenminister Tserenpil Gombosuren wurde vom Präsident der Industrie- und Handelskammer der Mongolei Sed-Ochir Bayarbaatar begleitet (Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen, Hamburg 2000, vgl. S. 43, siehe Literatur)
  12. Internationales Steuerrecht – Doppelbesteuerungsabkommen Mongolei, abgerufen am 27. Januar 2016
  13. Bekanntmachung des deutsch-mongolischen Abkommens über finanzielle Zusammenarbeit vom 8. Dezember 1995 (BGBl. II S. 1003)
  14. Bundesanzeiger: Bekanntmachung des deutsch-mongolischen Abkommens über kulturelle Zusammenarbeit vom 29. Juli 1998 (Memento vom 27. Januar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 27. Januar 2016
  15. Renate Bormann: 30 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland - Mongolei, Ulan Bator, abgerufen am 27. Januar 2016
  16. Doris Götting: Erste Konferenz des Mongolisch-Deutschen Forums, Ulan Bator, 4./5. September 2001, abgerufen am 27. Januar 2016
  17. Bekanntmachung des deutsch-mongolischen Abkommens über finanzielle Zusammenarbeit vom 21. Januar 2008 (BGBl. II S. 134)
  18. Rachel Gessat: Deutschland und Mongolei bauen Beziehungen aus, 13. Oktober 2011, abgerufen am 27. Januar 2016
  19. Rachel Gessat: Deutschland und Mongolei bauen Beziehungen aus, 13. Oktober 2011, abgerufen am 27. Januar 2016
  20. Rachel Gessat: Deutschland und Mongolei bauen Beziehungen aus, 13. Oktober 2011, abgerufen am 27. Januar 2016
  21. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Mongolei über Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrie- und Technologiebereich, 13. Oktober 2011, abgerufen am 12. Januar 2018
  22. Auswärtiges Amt: Beziehungen zwischen der Mongolei und Deutschland, Stand: August 2015, abgerufen am 27. Januar 2016
  23. ITB Berlin: Mongolei: Offizielles Partnerland ITB Berlin 2015 (Memento vom 14. Januar 2018 im Internet Archive), 30. September 2014, abgerufen am 27. Januar 2016
  24. Bundesregierung: Verbunden durch eine lange Freundschaft: Mongolischer Präsident zu Gast in Berlin, 3. März 2015, abgerufen am 27. Januar 2016
  25. Staatsbesuche in Südkorea und der Mongolei, Informationen des Bundespräsidialamtes vom 16. Oktober 2015, abgerufen am 10. März 2016.
  26. Adresse und Öffnungszeiten. In: ulan-bator.diplo.de. 7. Januar 2014, abgerufen am 25. November 2022. Auswärtiges Amt
  27. Auswärtiges Amt – Mongolische Vertretungen, abgerufen am 27. Januar 2016