Zirkarie – Wikipedia

Im Jahr 1295 beschlossen die Stifte der Zirkarie Sachsen alle drei Jahre ein Provinzkapitel durchzuführen. Meist fanden die Treffen im Stift Magdeburg statt. Vertreter entsandten z. B. die Domkapitel Brandenburg und Havelberg. Mutterstift war Unser Lieben Frauen Magdeburg, das Langhaus Richtung Osten.[1][2]

Zirkarie bezeichnet einen Visitations- und Verwaltungsbezirk im Prämonstratenserorden. Sie ist etwa vergleichbar mit der Ordensprovinz in anderen Orden, besitzt aber keinen eigenen körperschaftlichen Charakter.

In den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts wurden zwischen dem Generalkapitel und den Klöstern die bereits seit etwa der Mitte des Jahrhunderts geforderten Zirkarien eingeführt. Dabei handelte es sich um Visitationsbezirke ohne eigenen körperschaftlichen Charakter. Die Zirkarien waren somit nach den Provinzen der geistlichen Ritterorden die frühesten regionalen Unterteilungen im geistlichen Ordenswesen. Die Grundlage für dieses neue Organisationssystem war wahrscheinlich das ordensinterne doppelte Visitationssystem.[3]

An der Spitze jeder Zirkarie standen zwei (später nur noch einer) „Visitatoren“ oder „Zirkatoren Capituli“, die die Klöster des Bezirks visitierten und die. von Generalkapitel eingesetzt wurden.[4] Mit den Zirkarien schufen sich die Prämonstratenser eine von den bischöflichen Diözesanstrukturen unabhängige Verwaltungsstruktur.

Innerhalb der Zirkarien bildeten sich bald eigene Provinzialkapitel, die zunächst von Prémontré unterdrückt, dann aber doch zugelassen wurden, um im beginnenden Kampf um die Exemtion eine starke und sachnahe Institution verfügbar zu haben.[5] Ab dem Spätmittelalter ernannte der Generalabt des Ordens in jeder Zirkarie einen Vikar; diesem oblagen die Leitung der Ordensprovinz und die Einberufung und der Vorsitz der allerdings nur sporadisch durchgeführten Provinzialkapitel.[6]

Historische Zirkarien

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In Europa gab es im Mittelalter etwa 30 Zurkarien, darunter in Mitteleuropa mit rund 300 Stiften.[7] Im 16. Jahrhundert wurden viele Niederlassungen durch die Reformation aufgelöst. Einige Zirkarien (Sachsen, Pommern) bestanden seitdem nicht mehr, andere wurden zusammengelegt (Westfalen mit Ilfeld und Wadgassen, Bayern und Schwaben).

Deutschsprachige Zirkarien

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Bayern mit Oberösterreich[8]

Böhmen, Mähren und Niederösterreich

Friesland[9]

Thüringen, Hessen und Franken, benannt nach Kloster Ilfeld am Harz

Sachsen, entlang der mittleren und unteren Elbe, bis nach Brandenburg und an den Harz

Pommern

Schwaben mit Elsass und der deutschsprachigen Schweiz[10]

Pfalz, Hessen, Lothringen (Saargebiet), Elsass, benannt nach Kloster Wadgassen

Westfalen, war mit 48 Häusern eine der größten Zirkarien des gesamten Ordens im Mittelalter.[11][12]

Westliches Europa

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Belgien und Niederlande
  • Brabantia

Brabant

  • Flandria

Flandern

  • Floreffia

Wallonien, benannt nach Abtei Floreffe, als zweitältester des Ordens

Frankreich
  • Arvernia

Auvergne

  • Burgundia

Burgund

  • Francia
  • Gallia
  • Gasconia

Gascogne

  • Lotharingia

Lothringen

  • Normannia Australis

östliche Normandie

  • Normannia Borealis

westliche Normandie

  • Ponthivi

Grafschaft Ponthieu im nordöstlichen Frankreich

Nördliches Europa

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  • Anglia

England und Wales, zeitweise aufgeteilt in drei Zirkarien

  • Dania et Norvegia

Dänemark, Norwegen und Schweden[13]

  • Hibernia

Irland

  • Scotia

Schottland

Östliches Europa

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Böhmen, Mähren und Niederösterreich

Schlesien, Kleinpolen, Großpolen[14]

Pommern, gegründet von polnischen Herzögen, später deutschsprachig

Südliches Europa

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Griechenland mit Konstantinopel, Zypern, Palästina

  • Hispania

Spanien und Portugal

  • Hungaria

Ungarn mit der Slowakei

  • Tuscia et Calabria

Nördliches Italien mit Rom

Heutige Zirkarien

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Mit den neuen Konstitutionen von 1970 wurden statt geografischer Zirkarien solche nach Sprachgruppen eingeführt: eine französisch-, eine niederländisch-, eine englisch- und eine deutschsprachige Zirkarie. Die alten Zirkarien Böhmen und Ungarn blieben bestehen.[15]

Böhmische Zirkarie

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Brabanter Zirkarie

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Sie umfasst die niederländischsprachigen Abteien in den Niederlanden und Belgien, sowie deren abhängige Häuser, auch in Brasilien, Chile, Kongo und Südafrika.

  • Abtei Averbode, Belgien
    • Brasschaat, Belgien
    • Vejle, Dänemark
  • Abtei Berne, Niederlande
  • Chicuayante, Chile
  • Abtei Grimbergen, Belgien
  • Abtei Park, Belgien
  • Abtei Postel, Belgien
  • Abtei Tongerlo, Belgien
  • Prämonstratenserinnenkloster Mariengaard, Niederlande
  • Prämonstratenserinnenkloster Sint-Catharinadal zu Oosterhout, Niederlande
  • Prämonstratenserinnenkloster Immaculata zu Veerle-Laakdal, Belgien

Deutschsprachige Zirkarie

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Englischsprachige Zirkarie

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Französischsprachige Zirkarie

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Italienischsprachige Zirkarie

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Portugiesischsprachige Zirkarie

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Ungarische Zirkarie

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Außerhalb einer Zirkarie

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Kanonien ohne Zugehörigkeit

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Prämonstratenserinnenklöster unter bischöflicher Aufsicht

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Einzelnachweise

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  1. Christian Gahlbeck, Wolfgang Schößler: Brandenburg/Havel. Prämonstratenser-Domkapitel St. Peter und Paul. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich und Weitere (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Band I. Be.Bra Wissenschaft Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-937233-26-0, 3. Verfassungsordnung. 3.1 Stellung im Orden, S. 235–236.
  2. Clemens Bergstedt, Christian Popp: Havelberg. Prämonstratenser-Domkapitel. In: Brandenburgisches Klosterbuch. Band I. 2007, 3. Verfassungsordnung. 3.1 Stellung im Orden, S. 576.
  3. Die Prämonstratenser im deutschen Südwesten, 2002. (Memento vom 27. Oktober 2014 im Internet Archive) (PDF; 97 kB)
  4. Burkhard Gehle: Die Prämonstratenser in Köln und Dünnwald: Eine Würdigung ihres Wirkens im Rahmen der Rechtsentwicklung vom hohen Mittelalter bis in die Neuzeit. Amsterdam 1978, S. 63f. ISBN 9060321065, ISBN 9789060321065
  5. Gehle, S. 64.
  6. Theologische Realenzyklopädie, S. 169.
  7. Norbert Backmund: Monasticon Praemonstratense, Band 1, 2. Auflage, 1983, S. XXVIIIf., mit allen Zirkarien und Klöstern; auch in den drei Bänden, z. B. Band 1, 1983, S. XV, Inhaltsverzeichnis; auch in Charles Louis Hugo: Annales Praemonstratenses, Nancy 1734
  8. Norbert Backmund: Die letzten Jahre der Bayrischen Zirkarie. In: Analecta Praemonstratensia 50. 1974, S. 112–118.
  9. Johannes A. Mol: Beziehungen zwischen den Zirkarien Friesland und Westfalen im Mittelalter. In: Analecta Praemonstratensia, 81/2005, S. 128–153 Digitalisat (PDF; 10,3 MB)
  10. Otto Beck: Die Schwäbische Zirkarie der Prämonstratenser. In: Bad Schussenried. Geschichte einer oberschwäbischen Klosterstadt. 1983, S. 9–28.
  11. Ludger Horstkötter: Die Prämonstratenser in Westfalen. In: Magdalena Padberg (Hrsg.): Kloster Oelinghausen. Arnsberg 1986, S. 14
  12. Ingrid Kessler: Entstehung und Entwicklung der westfälischen Zirkarie im Mittelalter. In: Analecta Praemonstratensia 81. 2005, S. 35–63.
  13. Tore Nyberg: Die skandinavische Zirkarie der Prämonstratenserchorherren. In: Gert Melville (Hg.): Secundum regulam vivere. Festschrift für P. Norbert Backmund O.Praem. Windberg 1978, S. 265
  14. Irene Crusius, Helmut Flachenecker (Hg.): Studien zum Prämonstratenserorden. Göttingen 2003, S. 332, grundlegender Aufsatz zu den Klöstern der polnischen Zirkarie
  15. Zirkarie Orden online; möglicherweise bestehen einige der dort genannten Häuser jetzt nicht mehr !