Weltgebetstreffen – Wikipedia

Das Weltgebetstreffen für den Frieden ist ein interreligiöses Treffen von hohen Geistlichen verschiedener Religionen in der italienischen Stadt Assisi, das zum ersten Mal am 27. Oktober 1986 auf Einladung Papst Johannes Pauls II. veranstaltet wurde. In den Jahren 1993, 2002 und 2011 folgten drei weitere. Die Weltgebetstreffen waren eine Folge der Erklärung Nostra Aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen im Jahre 1965.

Erstes Treffen am 27. Oktober 1986[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Papst Johannes Paul II. kündigte am 25. Januar 1986 das Treffen in Sankt Paul vor den Mauern an, also genau am selben Ort und 25 Jahre nach der Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils durch Papst Johannes XXIII.[1]

Am ersten Weltgebetstreffen 1986 nahmen insgesamt 150 Vertreter von 12 verschiedenen Gruppierungen teil. Darunter der Dalai Lama Tenzin Gyatso als Vertreter des tibetischen Buddhismus, Inamullah Khan (Islamischer Weltkongress), der römische Großrabbiner Elio Toaff (Juden in Rom), sowie Vertreter des Hinduismus, des Sikhismus und einige weitere religiöse Führer.

Zweites Treffen 1993[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das zweite Friedensgebet von Assisi sollte der Abwendung des Balkankrieges dienen.[2]

Drittes Treffen am 24. Januar 2002[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei dem als „Gebetstag für den Weltfrieden“ bezeichneten dritten Treffen nannte Papst Johannes Paul II. als Ziel der Veranstaltung, „durch die Verbreitung einer Spiritualität und Kultur des Friedens zum Frieden zu erziehen“.[3] Auslöser für das Treffen waren die Anschläge vom 11. September 2001 und der darauf folgende Afghanistankrieg.[4]

Insgesamt waren Vertreter von zwölf Religionen sowie 31 Kirchen anwesend, darunter der Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus I. Zuvor fuhren die etwa 300 Vertreter mit einem Sonderzug der italienischen Eisenbahn vom Bahnhof der Vatikanstadt in das etwa 200 km entfernte Assisi. Bei einer gemeinsamen Feier hielten neun Kirchen- und Religionsführer Ansprachen, dann hielt jede Gemeinschaft ein eigenes Friedensgebet ab. Nach der Kritik von 1986, man vermenge die Religionen, wurde auf Gebet in Anwesenheit aller Teilnehmer verzichtet.[5]

Gemeinsam verkündeten die Vertreter der Weltreligionen den sogenannten Dekalog von Assisi für den Frieden. In diesen zehn Punkten verpflichten sie sich, für Frieden, Ächtung der Gewalt im Namen Gottes oder der Religion einzutreten, die Bewahrung der Menschenwürde, den gegenseitigen Dialog, gegenseitige Vergebung und die Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden einzutreten.[6]

Viertes Treffen am 27. Oktober 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

4. Interreligiöses Gebet für den Weltfrieden in Assisi am 27. Oktober 2011

Das Motto für das vierte Treffen lautete Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.[7]

Im Vorfeld des Treffens begründete Papst Benedikt XVI. seine Einladung damit, durch seine Anwesenheit und Mitgestaltung eine „synkretistische oder relativistische Auslegung des Vorgangs unmöglich“ machen zu wollen und durch diese Geste die Inhalte der Erklärung über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche, Dominus Iesus nach außen zu vertreten. Auch beim vierten Treffen gab es kein gemeinsames Gebet der Kirchen und der anderen monotheistischen Religionen.[8][9] Erstmals nahmen auch Nichtglaubende teil. Das Treffen endete mit einer gemeinsamen Verpflichtung für den Frieden.[10]

Fünftes Treffen im September 2016[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dreißig Jahre nach dem ersten Weltgebetstreffen lud Papst Franziskus erneut zu einem Treffen nach Assisi ein, an dem über 500 Delegierte aus mehr als zehn Religionsgemeinschaften teilnahmen.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das Friedensgebet der Religionen in Assisi. Der Weltgebetstag von Assisi (1986), in: R. Schwager, J. Niewiadomski: Religion erzeugt Gewalt – Einspruch!, 2003. Seiten 78–97. Im Internet veröffentlicht am 29. August 2005, abgerufen am 28. November 2011.
  2. Samerski, Stefan: Johannes Paul II. Verlag C.H. Beck, 2008, Seite 120.
  3. Pacem in Terris: Eine bleibende Aufgabe. Botschaft Seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II. zur Feier des Weltfriedenstages am 1. Januar 2003 Pressemeldung vom 17. Dezember 2002, abgerufen am 28. November 2011.
  4. Wort des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz zum Friedenstreffen der Religionen am 24. Januar 2002 in Assisi. Pressemeldung vom 22. Januar 2002, abgerufen am 28. November 2011.
  5. Weltgebetstreffen: Mit dem Zug nach Assisi, ORF, Meldung vom 24. Januar 2002, abgerufen am 28. November 2011.
  6. Dekalog von Assisi für den Frieden, Vatikanseite, abgerufen am 28. November 2011.
  7. Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt, vatican.va, 4. November 2011.
  8. Deutschlandradio Kultur: Das Assisi-Dilemma, Artikel vom 22. Oktober 2011, abgerufen am 24. November 2011.
  9. The Truth about Assisi. Never-Before-Seen Words from Benedict XVI, Artikel vom 26. Oktober 2011, abgerufen am 24. November 2011.
  10. Die Friedenserklärung von Assisi 27. Oktober 2011, abgerufen am 2. April 2015.
  11. [1] abgerufen am 11. Juli 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]