Walter Homolka – Wikipedia

Walter Homolka (2007)
Papstaudienz vom 28. Oktober 2015 aus Anlass von 50 Jahren Nostra Aetate. Papst Franziskus begrüßt Rabbiner Walter Homolka

Walter Homolka (* 21. Mai 1964 in Landau an der Isar) ist ein deutscher Rabbiner und Hochschullehrer. An der Universität Potsdam ist er seit 2014 ordentlicher Universitätsprofessor für Jüdische Religionsphilosophie der Neuzeit mit Schwerpunkt Jüdische Denominationen und interreligiöser Dialog. Er war mehrere Male geschäftsführender Direktor der School of Jewish Theology der Universität Potsdam und von September 2002 bis April 2023 Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs, einem An-Institut der Universität Potsdam, sowie 2013 bis 2023 Geschäftsführer des Zacharias Frankel College. Homolka ist Chairman der Leo Baeck Foundation.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walter Homolkas Vater war katholisch, seine Mutter evangelisch.[1][2][3] Er trat im Alter von 17 Jahren zum Judentum über und war bis zu seinem Abitur Mitglied der israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Straubing und während seines Hochschulstudiums Mitglied der IKG München-Oberbayern. Derzeit ist er Mitglied der Synagogengemeinde Sukkat Schalom in Berlin (seit 2013) und der West London Synagogue (seit 2016). Von 1998 bis 2016 gehörte er zudem der Liberal Jewish Synagogue London an.

Nach eigenen Angaben war Homolka von der jüdischen Lehre „eines verborgenen Gottes“[4] fasziniert; auch habe er sich vom „Sinnmonopol“ seiner überwiegend katholischen Umgebung abgrenzen wollen.[5] „Meine persönliche Entscheidung als Jugendlicher für das Judentum will ich nicht als Wertentscheidung gegenüber anderen Religionen verstanden wissen“, betonte er. „Es ist eher so, dass Gott Menschen eben da hinstellt, wo Gott eine Aufgabe hat. Nicht mehr und nicht weniger.“[6]

Nach dem Abitur studierte Homolka Theologie, Philosophie und Judaistik mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes[7] und des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst). Er graduierte 1986 zum „Bachelor theologiae seu divinitatis“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sein Studium setzte er am Leo Baeck College in London fort. Im Jahr 1989 erwarb er ein Zertifikat für Erwachsenenpädagogik an der Hochschule für Philosophie München. 1992 wurde er am King’s College London mit einer Arbeit über Leo Baeck und den deutschen Protestantismus promoviert. Einen MPhil in Jüdischen Studien (1993) und einen PhD über die jüdische Leben-Jesu-Forschung als postkoloniales Phänomen und ihre Auswirkungen auf den jüdisch-christlichen Dialog erwarb er 2015 am St. David’s University College Lampeter, University of Wales. Homolka wurde am 2. Juni 1997 zum Rabbiner ordiniert. 1999 erhielt er eine Marshall Memorial Fellowship des German Marshall Fund of the United States. Er wurde Rabbiner der liberalen jüdischen Gemeinde Münchens, Beth Shalom, und Landesrabbiner von Niedersachsen sowie von 1999 bis 2002 Moses Mendelssohn Fellow des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam.

Nach beruflichen Tätigkeiten bei der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, Bertelsmann, Greenpeace, der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft für internationalen Dialog, der Kulturstiftung der Deutschen Bank u. a. wurde Walter Homolka im September 2002 zum Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs (AGK) ernannt. 2002 wurde das AGK durch Formwandlung eine gemeinnützige gGmbH. 90 % des Stammkapitals hielten die American Friends of the Union of Progressive Jews in Germany mit Rabbiner Walter Jacob als Präsident. Dieser wurde damit als Gründungspräsident auch beherrschender Gesellschafter. 2006 übertrug Jacob 10 % der Gesellschaftsanteile an seinen designierten Nachfolger, Homolka. Die Leo Baeck Foundation hielt seit Mai 2022 alle Anteile an der gGmbH.[8] Die Trägerschaft für das Abraham-Geiger-Kolleg wurde im Januar 2023 von der Leo Baeck Foundation an die Jüdische Gemeinde zu Berlin übertragen.[9]

Von 2006 bis 2015 war Homolka Kolumnist der österreichischen Wochenzeitung Die Furche. Homolka lehrte von 2007 bis 2014 als Honorarprofessor der Philosophischen Fakultät an der Universität Potsdam und hatte Gastprofessuren z. B. an der New York University, der Katholischen Péter-Pázmány-Universität in Budapest, dem Kanonistischen Institut Potsdam, dem Theologischen Studienjahr an der Dormitio-Abtei in Jerusalem (35. Studienjahr 2009; 44. Studienjahr 2018) und der Old Dominion University in Norfolk, Virginia inne.

Im Jahr 2014 wurde er Ordinarius für Religionsphilosophie der Neuzeit, Schwerpunkt Denominationen und interreligiöser Dialog, an der 2013 gegründeten School of Jewish Theology der Universität Potsdam.[10] Homolka ist seit 2020 Oberst der Reserve beim Streitkräfteamt,[11] zuvor war er Oberstleutnant der Reserve im Bundesverteidigungsministerium. Als Verbindungsoffizier zur jüdischen Gemeinschaft bereitete er den Weg für den Militärseelsorgevertrag von 2019.[12]

Am 30. Juli 2017 wurde Homolka zum Vorsitzenden der Union progressiver Juden in Deutschland K.d.ö.R. gewählt.[13] 2020 wurde er wiedergewählt, zum 12. Dezember 2022 wurde Irith Michelsohn seine Nachfolgerin.[14]

Ämter und Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er ist bzw. war Mitglied im

Homolka war Mitglied im Jewish Studies Advisory Board der Princeton University und stellvertretendes Stiftungsratsmitglied der Berliner Philharmoniker, Mitglied der Hessischen Kulturkommission und Mitglied des Aufsichtsrates der Österreichische Bundestheater Holding. Von 1997 bis 2000 und wieder ab 2004 war er Mitglied im Governing Body der World Union for Progressive Judaism. Von 1997 bis 2000 war er Mitglied im Vorstand der Union progressiver Juden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, von 2003 bis 2015 Vorsitzender des Kuratoriums der Ursula-Lübbe-Stiftung und bis 2014 Mitglied im Kuratorium der Eugen-Biser-Stiftung. Er war Mitglied des Vorstandes des Verbands der Judaisten in Deutschland von 2017 bis 2020, Kulturbeirat des Programms ORF III des Österreichischen Fernsehens[20] und Beirat der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Er war von 2008 bis 2023 Vorsitzender des Vorstandes des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks für jüdische Begabtenförderung.[21][22]

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walter Homolka erhält das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (2016)

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jüdische Identität in der modernen Welt. Gütersloh 1994 (Dissertation von 1992).
  • Leo Baeck: Jüdisches Denken – Perspektiven für heute. Herder, Freiburg i. Br. 2006.
  • Das Jüdische Eherecht. De Gruyter, Berlin 2009.
  • Jesus Reclaimed – Jewish Perspectives on the Nazarene. Berghahn, New York/Oxford 2015.
  • Pluralisierung – Chance und Herausforderung. Zur Situation der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland (= Konrad-Adenauer-Stiftung, Hauptabteilung Politik und Beratung [Hrsg.]: Monitor Religion und Politik). Bonn 21. September 2016 (freepdfhosting.com (Memento vom 29. November 2016 im Internet Archive) [abgerufen am 2. Oktober 2018]).
  • Jewish Jesus Research and its Challenge for Christology Today. Brill, Leiden 2017.
  • Übergänge. Beobachtungen eines Rabbiners. Vorwort von Margot Käßmann. Patmos Verlag, Ostfildern 2017, ISBN 978-3-8436-0924-1.
  • Der Jude Jesus – Eine Heimholung. 5. Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau 2021, ISBN 978-3-451-38356-4 (256 S.).

Als Mitautor

  • Mit Albert H. Friedlander: Von der Sintflut ins Paradies. Der Friede als Schlüsselbegriff jüdischer Theologie (= Wissenschaftliche Buchgesellschaft (Hrsg.): WB-Forum. 78). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-80147-4.
  • Mit Kenneth Dyson: Culture First. Promoting Standards in the New Media Age. Cassell, London 1996.
  • Mit Jonathan Romain: Progressives Judentum. Leben und Lehre. Knesebeck, München 1999.
  • Mit Gilbert S. Rosenthal: Das Judentum hat viele Gesichter. Die religiösen Strömungen der Gegenwart. Knesebeck, München 1999.
  • Mit Martin Bauschke und Rabeya Müller: Gemeinsam vor Gott. Gebete aus Judentum, Christentum und Islam. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004.
  • Mit Elias H. Füllenbach OP: Leo Baeck. Eine Skizze seines Lebens. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2006.
    • Neuausgabe unter dem Titel: Rabbiner Leo Baeck. Ein Lebensbild. Zum Gedenken an Rabbiner Stanley Dreyfus (= Jüdische Miniaturen. Band 75). Hrsg. vom Centrum Judaicum. Hentrich & Hentrich, Teetz/Berlin 2009, ISBN 978-3-938485-84-2.
  • Mit Hans Küng: Weltethos aus den Quellen des Judentums. Herder, Freiburg i. Br./Basel/Wien 2008, ISBN 978-3-451-32115-3.
    • englische Übersetzung: How to Do Good and Avoid Evil – A Global Ethic from the Sources of Judaism. Übersetzung von John Bowden. SkyLight Paths Publishers, Woodstock, Vt. 2009, ISBN 978-1-59473-255-3.
  • Mit Andreas Nachama und Hartmut Bomhoff: Basiswissen Judentum. Herder, Freiburg i. Br. 2015, ISBN 978-3-451-32393-5.
  • Mit Shimon Shetreet: Jewish and Israeli Law. An Introduction. De Gruyter, Berlin 2017, ISBN 978-3-89949-793-9, urn:nbn:de:101:1-201705174107 (englisch).
  • Mit Magnus Striet: Christologie auf dem Prüfstand. Jesus der Jude – Christus der Erlöser. 2019, ISBN 978-3-451-38090-7.*
  • Mit Juni Hoppe und Daniel Krochmalnik: Der Messias kommt nicht – Abschied vom jüdischen Erlöser. 1. Auflage. Herder, Freiburg 2022, ISBN 978-3-451-38996-2.

Lexika

  • Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG. 4. Auflage) [Artikel: Julius Guttmann; Schalom Ben Chorin],
  • Staatslexikon der Görres-Gesellschaft (8. Auflage) [Art.: Jüdische Organisationen]
  • Encyclopedia of the Bible and its Reception (EBR) [Art.: Abraham Geiger; Leo Baeck]
  • Lexikon für Kirchen- und Religionsrecht (LKRR) [Art.: Ehe; Ehebruch; Eheeinheit; Ehehindernisse; Eherecht; Eheschließung; Jüdische Hochschule; Judentum in Deutschland]
  • Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde [Art.: Schalom Ben Chorin]
  • Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Neue deutsche Biographie: Leo Baeck. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1. Januar 2023.

Als Herausgeber

  • Schalom Ben-Chorin. Ein Leben für den Dialog. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1999, ISBN 3-579-02293-8 (Zitatensammlung).
  • Leo Baeck – Philosophical and Rabbinical Approaches (= Aus Religion und Recht. Band 9). Einleitung von Thomas Rachel. Frank & Timme, Berlin 2007, ISBN 978-3-86596-115-0 (Konferenzschrift, 2006, Berlin; Beiträge teilweise deutsch, teilweise englisch).
  • Frieden in Fülle komme vom Himmel. Die schönsten Gebete des Judentums (= Die schönsten Gebete der Weltreligionen. Herder-Spektrum. Band 6401). Herder, Freiburg i. Br. 2011, ISBN 978-3-451-06401-2.
  • Moshe Chaim Luzzatto: Der Weg der Frommen. Eine Auswahl. Anaconda Verlag, Köln 2017, ISBN 978-3-7306-0499-1.

Als Mitherausgeber

Reihen

  • Reihe Aus Religion und Recht. Frank & Timme, Berlin 2005–, ISSN 1860-8388.
  • Mit Johannes CS Frank: Schriftenreihe des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks. Hentrich & Hentrich, Berlin 2017–, ISSN 2566-8064.
  • Reihe Handbuch der Religionen. Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften im deutschsprachigen Raum. Hrsg.: Michael Klöcker, Udo Tworuschka, Martin Rötting, Westarp, 1997– (Fachgebietsleiter Judentum), Handbuch der Religionen, ISBN 978-3-86617-500-6.

Protest gegen neue Form der Karfreitagsfürbitte für die Juden 2008[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Protest gegen die Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte für die Juden durch Papst Benedikt XVI. im Jahr 2008 sagte Homolka seine Teilnahme am 97. Deutschen Katholikentag ab, da das Gebet die Judenmission billige. Er erklärte, Gott habe die Juden zum „Licht unter den Völkern“ berufen,[35] daher sei sicher keine Erleuchtung durch die katholische Kirche nötig. Außerdem warf er der katholischen Kirche vor, ihre „antisemitischen Tendenzen“ nicht im Griff zu haben. Homolka engagiert sich jedoch weiter im interreligiösen Dialog.

Öffentliche Vorwürfe gegen Homolka seit 2022[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mai 2022 veröffentlichte der Journalist Alan Posener in WELT Online einen Artikel über Vorfälle sexueller Belästigung am Kolleg für liberale Rabbiner in Potsdam, die bereits einige Zeit zurücklagen. Homolka, dem Rektor des Kollegs, warf er Vertuschung vor.[36][37][38] Jedoch war der Mitarbeiter, dem die Vorfälle zur Last gelegt wurden, bereits am 3. Februar 2021 von seinem Arbeitgeber, der Universität Potsdam, abgemahnt worden,[39] und die Staatsanwaltschaft Berlin hatte am 16. April 2021 strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn wegen Geringfügigkeit eingestellt.[40][41] Homolka musste schließlich für durch Posener erlittene Persönlichkeitsrechtsverletzungen entschädigt werden.

Bei dem der sexuellen Belästigung Beschuldigten handelte es sich um Hartmut B., der am Abraham-Geiger-Kolleg bis Februar 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter war. Er soll am 6. Juli 2019 auf elektronischem Weg eine pornografische Darstellung an einen damals sechsunddreißigjährigen Studierenden gesandt haben, der dies am 12. November 2020 zur Anzeige gebracht hatte. Nach der Einstellung staatsanwaltlicher Ermittlungen gegen den Beschuldigten hatte am 15. Dezember 2021 Jonathan Schorsch, Professor der Universität Potsdam, Vertuschungsvorwürfe gegen seinen Kollegen Homolka erhoben, woraufhin der Sachverhalt vom Vorsitzenden der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland, Andreas Nachama, extern überprüft worden war. Am 10. Januar 2022 hatte Nachama das korrekte Vorgehen Homolkas bestätigt. Daraufhin hatte sich Schorsch am 11. Januar offiziell an die Leitung der Hochschule gewandt,[42] die dessen Vorwürfe bis Oktober 2022 von einer internen Kommission überprüfen ließ. In dem Untersuchungsbericht der Kommission, der am 26. Oktober 2022 veröffentlicht wurde, wurden keinerlei personal- oder strafrechtliche Vergehen Homolkas festgestellt. Dieser nahm daraufhin zum Oktober 2022 seine Lehrtätigkeit, die er einstweilen hatte ruhen lassen, wieder auf. Sein Rechtsanwalt, David Geßner, ließ verlautbaren, das Landgericht Berlin habe seinem Mandanten im Juli 2022 eine Entschädigungszahlung in Höhe von 15.000 Euro zugesprochen.[43]

Zu Schorschs Vorwürfen gegen Homolka gehörte neben der Kritik an dessen Umgang mit dem Fall sexueller Belästigung auch der Vorwurf wissenschaftlichen Fehlverhaltens. Eine Dissertation,[44] mit der Homolka 1992 am King’s College London promoviert worden war, weise plagiatorische Züge auf. Zwar würdigt Homolka in seiner Dissertation neben zahlreichen anderen Quellen z. B. auch Dorothee Schlenkes kirchliche Hausarbeit über den Diskurs Leo Baecks mit Adolf von Harnack,[45] und die Autorin und ihr Text sind auf dem Innenumschlag der Buchfassung der Dissertation, in den darin enthaltenen Acknowledgements und der Bibliographie explizit genannt, doch fehlen Einzelnachweise von aus Schlenkes Arbeit zitierten Passagen. Entsprechend berichtete die Journalistin Heike Schmoll im Oktober 2022 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung[46][47] und wies zudem darauf hin, dass das King’s College Homolkas Schrift[48] am 14. Juni 2022 aus der Onlinebibliothek der Hochschule entfernt habe.[47]

Der Zentralrat der Juden in Deutschland erhob am 7. Dezember 2022 in einer Executive Summary verschiedene strafrechtliche Vorwürfe gegen Homolka, für die im Zuge einer eigenen Untersuchung Anhaltspunkte gefunden worden seien. Die Wiederholung der Vorwürfe wurde vom Landgericht Berlin am 9. März 2023 untersagt, und am 9. Mai 2023 nahm der Zentralrat die Entscheidung des Gerichts an. Zulässig seien lediglich Äußerungen, „die auf Fehlverhalten unterhalb der Schwelle des Strafrechts Bezug nehmen“, so eine Gerichtssprecherin.[49][50] Im Endbericht des Zentralrats vom 13. September 2023 wurden daraufhin nur noch diffuse Verdachtsäußerungen hinsichtlich legaler Handlungen erwähnt, die dem Zentralrat jedoch als kritikwürdig erschienen.[50]

Das Abraham-Geiger-Kolleg wurde im Januar 2023 von der Leo Baeck Foundation in die Verantwortung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin übergeben.[51] Im April 2023 schied Homolka aus der Geschäftsführung des Abraham-Geiger-Kollegs aus. Er hat weder straf- noch zivilrechtliche Konsequenzen zu tragen; auch sein Beamtenstatus bleibt unangetastet.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Walter Homolka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Walter Homolka im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Homepage von Walter Homolka. In: whomolka.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. März 2018; (Webseite nicht mehr erreichbar).
  • Videovorlesung: Jesus der Jude. Die jüdische Leben-Jesu-Forschung von Abraham Geiger bis Ludwig Ehrlich. Antrittsvorlesung, Universität Potsdam, 6. Juli 2007, urn:nbn:de:kobv:517-mms-4-12-8
  • Rabbiner Prof. Dr. Dr. h. c. Walter Homolka. In: a-r-k.de / Die Rabbiner und Rabbinerinnen der ARK. Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschland, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Dezember 2022;.
  • Rabbiner Prof. Walter Homolka, PhD, PhD, DHL. Geschäftsführender Direktor der School of Jewish Theology. In: juedischetheologie-unipotsdam.de (Porträt auf der Homepage bei der School of Jewish Theology der Universität Potsdam)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carsten Dippel: Ein selbstbewusstes Judentum. 20 Jahre liberale Rabbinerausbildung in Deutschland. In: Deutschlandfunk. Tag für Tag, 14. August 2019, abgerufen am 11. Oktober 2020.
  2. Wolfgang Krinninger: Was zählt, ist das Tun. In: Passauer Bistumsblatt. Bistum Passau, 16. September 2021, abgerufen am 24. September 2023.
  3. Jüdisch-Christliches Verhältnis: „Der schwarze Hintergrund, vor dem Christen sich profilierten“. – Interview mit Walter Homolka, Deutschlandfunk vom 2. Juni 2020, abgerufen am 15. Dezember 2020.
  4. Siehe Jes 45,15 EU sowie die christliche Rezeption mit der Lehre vom Deus absconditus.
  5. Caroline Fetscher: Der Rabbi am grünen Ruder. (PDF; 13 kB) In: Der Tagesspiegel. 30. Mai 1998, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Januar 2018; abgerufen am 23. Juni 2018 (Volltext in whomolka.de).
  6. Yvonne Jennerjahn: Rabbiner mit grüner Vergangenheit. In: Potsdamer Neueste Nachrichten. 19. Oktober 2012, abgerufen am 20. März 2017.
  7. 90 Jahre, 90 Köpfe. In: studienstiftung.de, abgerufen am 15. Dezember 2015.
  8. Gründer des Abraham Geiger Kollegs zieht sich als Gesellschafter zurück. In: www.spiegel.de. 21. Mai 2022, abgerufen am 21. Mai 2022.
  9. In a twist, German rabbi at scandal’s center cedes rabbinical school ownership to Berlin Jews In: Jerusalem Post, 13. Januar 2023. Abgerufen im 8. Juni 2023 
  10. Yvonne Jennerjahn: Rabbiner Homolka ist jetzt Uni-Professor. In: PNN. 21. Mai 2014, abgerufen am 20. März 2017.
  11. Mich als Typen hat’s gebraucht. In: bundeswehr.de, 30. Juli 2020, abgerufen am 31. Juli 2020.
  12. Karin Wollschläger: Getilgtes Unrecht und neues Vertrauen. Interview: Rabbiner Homolka zur Einführung der jüdischen Militärseelsorge. In: Domradio. Katholische Nachrichtenagentur, 19. Dezember 2019, abgerufen am 24. September 2023.
  13. Roland Kaufhold: Starke Liberale. Die Vereinigung lud zur Jahrestagung und wählte Walter Homolka zum neuen Vorsitzenden. In: Jüdische Allgemeine. 3. August 2017, abgerufen am 3. August 2017.
  14. Neuer Vorstand der UPJ gewählt. 12. Dezember 2022, abgerufen am 18. Januar 2023.
  15. Allgemeine Rabbinerkonferenz: Walter Homolka wird ausgeschlossen. In: juedische-allgemeine.de. 26. Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023.
  16. Vorstand. Chairman: Rabbiner Dr. Walter Homolka. In: leo-baeck-foundation.org, abgerufen am 27. Oktober 2016.
  17. Impressum der Website des Zacharias Frankel College. In: zacharias-frankel-college.de, abgerufen am 21. März 2017.
  18. Direktorium. Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. In: selma-stern-zentrum.de, abgerufen am 31. Juli 2020.
  19. Friedmann Eißler: Trägerverein für interreligiöses Zentrum in Berlin gegründet. In: EZW-Materialdienst. Jg. 2011, Nr. 12, S. 466 (ezw-berlin.de abgerufen am 21. März 2017).
  20. Sieben neue Mitglieder im ORF-III-Kulturbeirat. In: orf.at, abgerufen am 3. August 2018.
  21. Die Leitung des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks. Rabbiner Prof. Walter Homolka. In: eles-studienwerk.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2022; abgerufen am 9. Mai 2022.
  22. Homolka gibt Vorstandsvorsitz bei jüdischem Studienwerk ab. In: www.juedische-allgemeine.de. 1. März 2023, abgerufen am 8. März 2023.
  23. a b Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952. (PDF; 6,6 MB) S. 1438. In: parlament.gv.at, 23. April 2012, abgerufen am 27. Oktober 2016.
  24. Decretul nr. 902/2002 privind conferirea Ordinului naţional Serviciul Credincios în grad de Ofiţer. Preşedintele României, lege5.ro, 13. November 2002; abgerufen am 27. Oktober 2016 (Dekret vom 7. November 2002).
  25. Dr. Walter Homolka to Receive Doctor of Humane Letters, honoris causa, at Hebrew Union College-Jewish Institute of Religion Graduation Ceremonies. (Memento vom 9. September 2015 im Internet Archive) Hebrew Union College, 6. April 2009, abgerufen am 21. März 2017.
  26. Burkhard Schmidtke: Walter Homolka mit Ehrenkreuz der Bundeswehr ausgezeichnet. 2. Dezember 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Dezember 2010; abgerufen am 11. Januar 2014.
  27. Pressemitteilung des BMVg. In: bmvg.de. Bundesministerium für Verteidigung, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Januar 2014; abgerufen am 23. Juni 2018 (Foto mit Bildunterschrift).
  28. Raschid Bockemühl: Vielfalt ist die Realität der Gesellschaften unserer Zeit. Zur Verleihung der Tschelebi-Friedenspreise 2011 an Rabbiner Walter Homolka und Herausgeber des interreligiösen Kalenders „Miteinander 2011 – Juden, Christen, Muslime“. (islam.de 1. November 2011), abgerufen am 15. Dezember 2015.
  29. Auszug aus der Rede von Professor Homolka anlässlich der Aushändigung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. Evangelischer Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte, 27. Februar 2015; abgerufen am 27. Oktober 2016.
  30. Walter Homolka als „Versöhner des Jahres“ geehrt. Pressemitteilung der Universität Potsdam, 3. März 2018; abgerufen am 11. Juni 2018.
  31. Verleihung des Berliner Landesordens. In: berlin.de. Presse- und Informationsamt des Landes Berlin, 27. September 2018, abgerufen am 28. September 2018.
  32. Luxemburg ehrt Rabbiner und Potsdamer Professor Walter Homolka. In: bz-berlin.de. 20. Juli 2021, abgerufen am 22. Juli 2021.
  33. Mitteilung der Universität Köln vom November 2021: Toleranzpreise 2021 – Zeichen für eine offene, plurale Gesellschaft
  34. Silke Engel: Kooperation mit der Jüdischen Universität Budapest wird ausgebaut. In: Medieninformation / Nr. 019. Universität Potsdam, 1. März 2022, abgerufen am 24. September 2023.
  35. Vgl. etwa Jes 60,1–22 EU sowie zu Jes 49,5 EU Pinchas Lapide: Hat das Judentum einen Missionsauftrag? In: Walter Homolka, Esther Seidel (Hrsg.): Nicht durch Geburt allein. Übertritt zum Judentum (= Aus Religion und Recht. Band 5). 3. Auflage. Frank & Timme, Berlin 2006, ISBN 3-86596-079-0, S. 19–30, hier: S. 23 f. (Mit einer Einleitung von Pinchas Lapide. Überarb., aktualisierter und erw. Nachdr. der Ausg. 1995).
  36. Die "Methode Posener" – Stellungnahme
  37. Alan Posener: Die Methode Homolka. In: welt.de. 9. Mai 2022, abgerufen am 10. Mai 2022 (Artikelanfang frei abrufbar).
  38. Der Tagesspiegel, 6. Mai 2022
  39. Die Kanzlerin des Abraham-Geiger-Kollegs nahm die personalrechtlichen Ermittlungen nach Beschwerdeeingang dort am 14. Dezember 2020 auf, da sich Homolka, der Rektor des Kollegs, für befangen erklärte. Konsequenz war eine formelle Abmahnung des Beschuldigten durch seinen Arbeitgeber am 3. Februar 2021 mit Kündigungsandrohung im Wiederholungsfall.
  40. epd/mmi: Homolka lässt nach Vorwürfen Ämter am Rabbiner-Kolleg ruhen. In: Die Welt. 6. Mai 2022, abgerufen am 17. Februar 2023.
  41. Benjamin Lassiwe: Skandal am Rabbiner-Kolleg in Potsdam: Sexuelle Belästigung, Machtmissbrauch – Walter Homolka lässt Ämter ruhen. Sein Mann soll Penisfotos an einen Studenten gesendet haben. Auch an Walter Homolka, mächtigster Mann des liberalen Judentums in Deutschland, gibt es Kritik. In: Der Tagesspiegel. 6. Mai 2022, abgerufen am 17. Februar 2023.
  42. Evelyn Finger: Der Fall des Rabbiners. Walter Homolka, Frontmann des liberalen Judentums, soll sich des Machtmissbrauchs schuldig gemacht haben. Der Zentralrat lässt ermitteln. Was ist da los? In: Die Zeit. 1. Juni 2022, abgerufen am 6. Juni 2022.
  43. David Geßner: Pressemitteilung zu Rabbiner Walter Homolka. (Zusammenfassung einer beschämenden Kampagne). In: rechtsanwalt-gessner-berlin.de. 13. September 2023, abgerufen am 18. September 2023.
  44. From essence to existence: Leo Baeck and religious identity: continuity and change in liberal Jewish and Protestant theology. Hrsg.: King’s College London. London 1992 (englisch, Dissertation).
  45. Dorothee Schlenke: Normativität und Geschichte. München 1986 (unveröffentlicht).
  46. Heike Schmoll: Abraham Geiger Kolleg. Kommission bestätigt Machtmissbrauch an liberalem Rabbinerkolleg. Der Leiter der Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner in Potsdam soll ein Klima der Angst geschaffen haben. Professor bleibt der derzeit beurlaubte Institutsgründer trotzdem. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 26. Oktober 2022, abgerufen am 17. Februar 2023 (Artikel hinter Paywall).
  47. a b Heike Schmoll: Ein Plagiat von mehr als 60 Seiten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 16. Februar 2023 (faz.net hinter Paywall; Artikelanfang frei abrufbar).
  48. Siehe auch den Katalogeintrag: From essence to existence: Leo Baeck and religious identity as a problem of continuity and change in liberal Jewish and Protestant theology. In: EThOS. British Library, abgerufen am 9. Juni 2023.
  49. Gericht gibt Homolka im Streit mit Zentralrat teilweise Recht. Nur manche Anschuldigungen gegen Rabbiner dürfen noch veröffentlicht werden. In: katholisch.de. 22. Februar 2023, abgerufen am 10. Juli 2023: „Neue Wendung im Fall Homolka: Der Zentralrat der Juden in Deutschland darf einige Anschuldigungen gegen den Rabbiner nicht mehr veröffentlichen, hat das Landgericht Berlin entschieden. Im Zentrum des Falles steht eine Ausbildungsstätte.“
  50. a b Einstweilige Verfügung gegen Zentralrat der Juden erwirkt. Geßner Legal Medienkanzlei, abgerufen am 10. Juli 2023.
  51. Toby Axelrod/JTA: In a twist, German rabbi at scandal’s center cedes rabbinical school ownership to Berlin Jews. Rabbi Walter Homolka faced allegations of sexual harassment scandal involving his husband, who was also his employee. In: Jerusalem Post. 13. Januar 2023, abgerufen am 8. Juni 2023.