Volksgarten – Wikipedia

„Pépinière“ – Stadtpark von Nancy

Der Volksgarten bzw. Stadtgarten ist eine Gestaltungsform der öffentlichen Parkanlage, die Ende des 18. Jahrhunderts entstand und Ende des 19. Jahrhunderts zum Volkspark bzw. Stadtpark weiterentwickelt wurde. In der praktischen Anwendung werden die Begriffe nicht unbedingt so trennscharf wie in der Theorie verwendet.

Zweck von Volksgärten und Volksparks ist es, der Bevölkerung in urbanen Räumen Zugang zur Natur und Orte der Erholung zu bieten. Zu ihrer Problematik gehört, dass sie in der Regel dort entstehen (müssen), wo sich Gelände geringeren Bodenwerts (überschwemmungs- oder rutschungsgefährdete Terrains, feudales Restgrün, überalterte Infrastrukturkomplexe etc.) nicht besser verwerten lassen und/oder der Forderung der Bevölkerung nach besserer Grünversorgung so auf einfachste Weise entsprochen werden kann.

Der Volksgarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gestaltungsidee der Volksgärten wurde in Deutschland Ende des 18. Jahrhunderts von Christian Cay Lorenz Hirschfeld nach den Grundsätzen des englischen Landschaftsgartens theoretisch entwickelt und von Friedrich Ludwig Sckell über Peter Joseph Lenné bis hin zu Gustav Meyer verfeinert, erstarrte aber auch in schematisch geplanten Formalismen.

Zur Erholung, Bildung und der Erziehung der urbanen Bevölkerung wurden im gesamten deutschsprachigen Raum Parkanlagen von kommunaler Seite, aber auch von den jeweiligen Souveränen geschaffen. Neben Wald- und Wiesenflächen wurden dazu auch Teiche, Wasserspiele, Ruheplätze, Denkmäler und Pavillons angelegt. Ursprünglich handelte es sich zumeist um feudale (Jagd-)Parks, die dem Publikum von aufgeklärten Herrschern geöffnet wurden (etwa im Falle des Wiener Praters und des Augartens), in späterer Folge um eigens geschaffene Anlagen (Beispiel Englischer Garten, München).

Der Volkspark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volkspark Jungfernheide, Berlin (ca. 1920)

Die Idee der Volksparks entstand Ende des 19. Jahrhunderts aus der Kritik am Konzept des Volksgartens. Die neue Auffassung markiert den Übergang von der stark an ästhetischen Kriterien orientierten Gartenkunst vornehmlich nach dem Konzept des englischen Landschaftsgartens zur modernen, nutzerbezogenen Freiraumgestaltung und Landschaftsplanung.

Neu am Volksparkgedanken war insbesondere die Berücksichtigung der Bedürfnisse der städtischen Bevölkerung nach Spiel- und Bewegungsraum, nicht nur zum gesitteten Spazierengehen und Benutzen einiger weniger vorgesehener Vergnügungsplätze. Typisch für Volksparks sind zentrale, große und zusammenhängende, betretbare Spiel- und Sportflächen, entsprechend ein reduziertes Wegenetz (zum Beispiel bei Leberecht Migge auch unter Zulassen von eventuell dadurch entstehenden Trampelpfaden).

Bekannte Gestalter der ersten Volksparks sind beispielsweise Fritz Schumacher und Fritz Encke, weitere Gestalter waren Ferdinand Tutenberg, Leberecht Migge, Harry Maasz.

Größenvergleich städtischer Grünanlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großer Tiergarten, Berlin (1833)
Internationaler Größenvergleich
Platz Anlage Größe
in km²
1 Rouge-Nationalpark, Toronto 6300
2 Nationalstadtpark, Stockholm 2700
3 Richmond Park, London 1000
4 Bois de Vincennes, Paris 09,95
5 Amsterdamse Bos, Amsterdam 09,35
6 Sutton Park, Birmingham 0900
7 Bois de Boulogne, Paris 08,50
8 Phoenix Park, Dublin 0700
9 Eilenriede, Hannover 06,400
10 Schlesischer Park, Chorzów/Katowice 06,20
11 Wiener Prater, Wien 0600
12 Grünes U, Stuttgart 05,6[1]0
13 Golden Gate Park, San Francisco 04,10
14 Stanley Park, Vancouver 0400
15 Kings Park, Perth 0400
16 Friedhof Ohlsdorf, Hamburg 03,89
17 Englischer Garten, München 03,75
18 Tempelhofer Feld, Berlin 03,55
19 Central Park, New York 03,49
20 Hampstead Heath, London 03,20
21 Borissowa gradina, Sofia 03,02
22 Barmer Anlagen, Wuppertal 0300
23 Hyde Park & Kensington Gardens, London 02,50
24 Großer Tiergarten, Berlin 02,10
25 Altonaer Volkspark, Hamburg 02,05
26 Bürgerpark und Stadtwald, Bremen 02,02
27 Großer Garten, Dresden 01,8
28 Regent’s Park, London 01,70
29 Niddapark, Frankfurt am Main 01,68
30 Rheinaue, Bonn 01,60
31 Stadtpark, Hamburg 01,50
32 Volkspark Jungfernheide, Berlin 01,40
33 Volkspark Dutzendteich, Nürnberg 01,30
34 Park Babelsberg, Potsdam 01,24
35 Kew Gardens, London 01,21
36 Glienicker Park, Berlin 01,16
37 Neuer Garten, Potsdam 01,02
38 Treptower Park, Berlin 00,88
39 Battersea Park, London 00,83
40 Volkspark Wuhlheide, Berlin 00,79
41 Volkspark Rehberge, Berlin 00,78
42 Westfalenpark, Dortmund 00,70
43 Rombergpark, Dortmund 00,68
44 Grugapark, Essen 00,65
45 Bürgerpark, Bremerhaven 00,64
46 Volkspark Friedrichshain, Berlin 00,49
47 Planten un Blomen, Hamburg 00,47

Liste von Volks- und Stadtgärten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auswahl repräsentativer Volks- und Stadtgärten im deutschsprachigen Raum (nach der heutigen Benennung, dann nach Stadt sortiert)

Volksgärten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hofgarten, Düsseldorf (1809)

Volksparks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volkspark Friedrichshain, Berlin (1875)

Stadtgärten und Stadtparks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großer Garten, Dresden (1780)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Robert Schediwy, Franz Baltzarek: Grün in der Großstadt, Tusch Urbanistica Wien 1982
  • Erika Schmidt: Stadtparks in Deutschland – Varianten aus der Zeit von 1860 bis 1910. In: Die Gartenkunst 1 (1/1989), S. 104–124.
  • Erika Schmidt: Ursprüngliche Beschaffenheit und heutiger Zustand einiger deutscher Stadtparks aus dem 19.Jahrhundert. In: Die Gartenkunst 2 (1/1990), S. 77–86.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stadtparks – Sammlung von Bildern und Videos
Wiktionary: Stadtpark – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadtentwicklungskonzept 2004. Abgerufen am 19. August 2023.