Vera Marzot – Wikipedia

Vera Marzot (22. Juni 1931 in Mailand20. Februar 2012 in Rom) war eine italienische Kostümbildnerin, die für Film, Sprechstück und Oper arbeitete, insbesondere mit den italienischen Regisseuren Luchino Visconti und Luca Ronconi.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marzots Familie stammt ursprünglich aus Friaul. Sie studierte an der Università di Studie Sociali und am Centro Sperimentale di Cinematografia in Rom, allerdings ohne Abschluss.

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marzot begann ihre Arbeit im Film in den späten 1950er Jahren als Kostümassistentin namhafter italienischer Ausstatter – Dario Cecchi, Flavio Mogherini, Beni Montresor, Pier Luigi Pizzi und Piero Zuffi. Im Jahr 1960 übernahm sie erstmals die Alleinverantwortung für die Kostüme im Film Urlatori alla sbarra von Lucio Fulci. Es folgten Kostüme für Filme von Nanni Loy, Damiano Damiani und Joseph Losey. Für dessen Film Eva aus dem Jahr 1962 gestaltete sie alle Kostüme mit Ausnahme derer für die Hauptdarstellerin Jeanne Moreau. Diese wurde vom Couturier Pierre Cardin angekleidet.

Anfang der 1960er Jahre begann ihre Zusammenarbeit mit dem Kostümbildner Piero Tosi, vorerst für die monumentale Aufgabe, das historische Drama Der Leopard von Luchino Visconti auszustatten. Tosi, Marzot und Umberto Tirelli, der die Umsetzung verantwortete, gelang es – in enger Abstimmung mit dem Set Designer Mario Garbuglia – zugleich die Opulenz des Ottocentos, als auch die realistischen Ansprüche der Macchiaioli in beeindruckende Bilder umzusetzen. Das Interesse an historisch getreuen Wiedergaben und die Liebe zum Detail vereinten die beteiligten Künstler, der Film wurde als Meisterwerk der Geschichte des Kinos gefeiert. Im selben Jahr assistierte Marzot dem Kollegen Tosi für Monicellis I compagni, in dem es hingegen darum ging, Armut, abgetragene Kleider und schlechte Stoffe zu zeigen.

Gemeinsam mit Tosi verantwortete die Künstlerin die Kostüme für vier Filme: 1964 die surreale Welt der Die Affenfrau von Marco Ferreri und den Wechsel von knalligen Farben zu traurigen Tönen in Vittorio De Sicas Drama der Desillusion, Hochzeit auf italienisch, gespielt und getragen von einer brillanten Sophia Loren. 1969 und 1974 folgten Die Verdammten, im Ambiente des nationalsozialistischen Deutschlands der 1930er Jahre, und Gewalt und Leidenschaft, ein nostalgische Elegie über das Altern und des Übergangs von der Realität zur Erinnerung, in dem die Eleganz von Silvana Mangano heftig mit dem Fehlen jeder Poesie kontrastiert wurde, auch im Kostüm.

Obwohl Marzot große Kostümfilme bevorzugte, wie La colonna infame von Nelo Risi, hat sie häufig auch für zeitnahe Charakterfilme gearbeitet, aber auch für Western-Komödien mit Terence Hill und Bud Spencer. Weiters arbeitete sie im Fernsehen mit den Regisseuren Edmo Fenoglio, Mario Ferrero, Ugo Gregoretti, Marco Leto, Alberto Negrin und Sandro Sequi zusammen.

Sprechstück[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab Mitte der 1970er Jahre wandte sich Vera Marzot zunehmend dem Sprechtheater und der Oper zu, wo sie erneut mit Luchino Visconti zusammenarbeitete. Sie nahm aber auch Aufträge für Bühnenarbeiten mit den Regisseuren Mario Ferrero, Gabriele Lavia und Wolfgang Storch an.

Mit Ibsens L'anitra selvatica im Januar 1977 am Teatro Metastasio in Prato begann eine langjährige Zusammenarbeit der Künstlerin mit dem Regisseur Luca Ronconi in Schauspiel und Oper.[1] Die Bühnenbilder dieser Inszenierung stammten von der berühmten Architektin Gae Aulenti. In weiterer Folge etablierte sich jedoch eine Trias, bestehend aus Ronconi, Marzot und der italienischen Bühnenbildnerin Margherita Palli, deren Inszenierungen in Perugia, Reggio Emilia und Turin zu sehen waren, beim Festival dei Due Mondi in Spoleto und beim Maggio Musicale Fiorentino, am Teatro Argentina in Rom, am Piccolo Teatro und an der Comédie-Française in Paris. Diese Produktionen waren einem breiten Spektrum der Weltliteratur gewidmet – von Shakespeare, Goldoni und Alfieri über Henry James bis zu Hofmannsthal, Ibsen, Maeterlinck, Pirandello und Tschechow.

Oper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marzot war in den Jahren 1965 bis 1967 Kostümbildnerin in drei stilbildenden Inszenierungen Luchino Viscontis: zuerst Verdis Don Carlos an der römischen Oper, sodann Der Rosenkavalier und La traviata am Royal Opera House Covent Garden in London.

Die langjährige Zusammenarbeit mit Luca Ronconi und Margherita Palli erstreckte sich auch auf den Bereich Oper und führte in den 1980er und 1990er Jahren zu höchst erfolgreichen Ergebnissen, sei es am Teatro Regio di Torino, an der Mailänder Scala, wo die beiden sechs Neuinszenierungen erarbeiteten, darunter zwei Saisoneröffnungen, oder bei den Salzburger Osterfestspielen, wo Verdis Falstaff am Programm stand, dirigiert von Sir Georg Solti. Drei der an der Scala erarbeiteten Inszenierungen – Aida, Guillaume Tell und Tosca – erreichten als TV-Verfilmungen auch ein breites Publikum. Die Zusammenarbeit mit Ronconi und Palli erstreckt sich auch auf die Oper Bonn, das Rossini Festival in Pesaro, die Teatri Comunali von Bologna und Florenz sowie das Teatro Lirico di Cagliari. Beim Maggio Musicale Fiorentino inszenierte Ronconi Schuberts selten gespielte Oper Fierrabras und einen vollständigen Zyklus aller drei erhaltenen Monteverdi-Opern, jeweils in den Bühnenbildern von Margherita Palli und mit den Kostümen von Vera Marzot.

Fallweise arbeitete die Kostümbildnerin auch mit anderen Opernregisseuren zusammen, beispielsweise mit Mario Martone (Così fan tutte in Neapel und Ferrara), Lamberto Puggelli (Il corsaro in Parma und Triest) sowie Federico Tiezzi (La clemenza di Tito beim Maggio Musicale Fiorentino 2003).

Eins Tages unterbrach Marzot ihre professionelle Tätigkeit, ging nach Brüssel und studierte an der Académie royale des Beaux-Arts Malerei. Sie interessierte sich insbesondere für die Techniken des Marbre feint, Faux-bois und des Trompe-l’œil. Danach widmete sich abwechselnd der Malerei und dem Kostümbild.

Sie unterrichtete Geschichte und Technik des Kostümbilds an der Università Iuav di Venezia.

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Die langen Monate der Vorbereitung für Il Gattopardo, gemeinsam mit Tosi und Tirelli, der die Verwirklichung der Kostüme betreute, stellten meine eigentliche Ausbildung dar.“

Vera Marzot: Im Gespräch mit Ginevra Munck, Vogue Italia, online: [1]

„Als ich angefangen habe zu arbeiten, gab es noch nicht einmal Fotokopien – und das war nicht im 19. Jahrhundert. Ich habe Stunden über Stunden in Bibliotheken verbracht und gezeichnet – was mir nicht schlecht bekommen ist. Wenn man einmal gelernt hat, einer Krawattenknoten aus dem Jahr 1820 zu zeichnen, dann vergisst man das nie, nie mehr.“

Vera Marzot

Filmographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Kostümassistentin

Als Kostümbildnerin

 

Gemeinsam mit Piero Tosi

Theaterproduktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Regisseur Luca Ronconi

folgen

Quelle:[2]

Opernproduktionen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Regisseur Luchino Visconti

Mit dem Regisseur Luca Ronconi

Quellen für die Visconti-Produktionen:[3], für die Ronconi-Inszenierungen:[2][4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Vera Marzot

  • Accademia di Francia, Villa Medici: I piaceri e i giorni: la moda., 10. März bis 17. April 1983. Hg. von Vera Marzot. Catalogo della Mostra: Roma 1983 (ital.)

Über Vera Marzot

  • Vittoria Crespi Morbio: Vera Marzot alla Scala, 2013, ISBN 88-422-2282-8 (ital.)
  • S. Masi: Costumisti e scenografi del cinema italiano, 1° vol., Roma 1990, S. 213-23 (ital.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Luca Ronconi: L'anitra selvatica, offizielle Website, abgerufen am 31. August 2016.
  2. a b Teatro stabile del Veneto: Vera Marzot, Kurzbiographie der Kostümbildnerin, abgerufen am 31. August 2016 (ital.)
  3. José Luis Martínez Montalbán: Obras de teatro de Luchino Visconti, 22. August 2008, abgerufen am 31. August 2016.
  4. Teatro alla Scala (Mailand): Risultato Ricera, Stichwort: Marzot, abgerufen am 31. August 2016.