Toeplitz-Operator – Wikipedia

Toeplitz-Operatoren werden im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis, genauer in der Operatortheorie, untersucht. Es handelt sich um stetige lineare Operatoren auf einem Hilbertraum, deren Matrix bezüglich einer festen Orthonormalbasis eine bestimmte Struktur hat. Sie sind nach Otto Toeplitz benannt.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sei ein -Hilbertraum mit einer Orthonormalbasis . Ein stetiger, linearer Operator auf heißt Toeplitz-Operator, falls für alle , wobei das Skalarprodukt des Hilbertraums sei.[1]

Aus obiger Definition folgt, dass es Zahlen gibt, so dass für alle . Da die die Matrixkomponenten der Matrixdarstellung von bezüglich der Orthonormalbasis sind, ist die Toeplitz-Eigenschaft äquivalent dazu, dass die Matrix auf der Hauptdiagonalen und allen Nebendiagonalen jeweils konstant ist, das heißt folgende Struktur hat:

Beispiele und Bemerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offenbar sind der Nulloperator und der identische Operator Toeplitz-Operatoren, denn ihre Matrixdarstellung besteht im ersten Fall nur aus Nullen, im zweiten Fall aus Einsen auf der Diagonalen und sonst nur Nullen.

Der Shiftoperator , der durch für alle festgelegt ist, und dessen Adjungierte sind Toeplitz-Operatoren[2][3], denn ihre Matrixdarstellungen sind

  bzw.   .

Für einen beliebigen Operator gilt offenbar und man liest folgende Charakterisierung ab:

  • Ein stetiger, linearer Operator ist genau dann ein Toeplitz-Operator, wenn .[4][5]

Daraus oder aus der Matrixdarstellung folgt, dass die Menge der Toeplitz-Operatoren ein abgeschlossener Unterraum in der C*-Algebra der stetigen, linearen Operatoren auf ist, der zudem bezüglich der Adjunktion abgeschlossen ist.[6]

Ist ein endlichdimensionaler Raum, also ohne Einschränkung mit der kanonischen Basis, so erhält man den Begriff der Toeplitz-Matrix. In diesem Artikel geht es um Operatoren auf unendlich-dimensionalen, separablen Hilberträumen.

Laurent-Operatoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erweitert man den Hilbertraum mit Orthonormalbasis zu einem Hilbertraum mit einer Orthonormalbasis , das heißt die in gegebene Orthonormalbasis wird um mit negativen Indizes verlängert, so nennt man Operatoren Laurent-Operatoren, falls für alle gilt. Die Matrixdarstellungen haben eine ganz ähnliche Form wie die der Toeplitz-Operatoren, das heißt sie haben auf der Haupt- und den Nebendiagonalen konstante Werte, sie sind allerdings auch nach links und oben unendlich ausgedehnt. Daraus ergibt sich:

Hardy-Räume[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders elegant wird die Theorie, wenn man als Hilbertraum den Hardy-Raum der Elemente aus mit verschwindenden negativen Fourier-Koeffizienten nimmt, wobei die Einheitskreislinie sei. Man betrachtet dort die Orthonormalbasis der Funktionen , die man oft einfach mit bezeichnet. Man kann zeigen, dass eine Orthonormalbasis von ist, dann ist der von erzeugte abgeschlossene Unterraum. Viele Autoren betrachten nur die Toeplitz-Operatoren auf dem Hardy-Raum mit der Orthonormalbasis als Toeplitz-Operatoren. Da man zwei Hilberträume mit abzählbarer Orthonormalbasis nach dem Satz von Riesz-Fischer (unter Beibehaltung vorgegebener Orthonormalbasen) unitär aufeinander abbilden kann, sind alle Toeplitz-Operatoren unitär äquivalent zu solchen auf dem Hardy-Raum mit der Orthonormalbasis . Auf dem Hardy-Raum hat man zusätzliche Struktur, die die Untersuchung der Toeplitz-Operatoren erleichtert, daher beschränken wir uns im Folgenden auf diese Situation.

Symbole[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ist eine wesentlich beschränkte, messbare Funktion , so ist der Multiplikationsoperator ein Laurent-Operator mit Matrixkoeffizienten , wobei die Fourier-Entwicklung von sei.

Ist die Orthogonalprojektion, so ist die Kompression ein Toeplitz-Operator. Man kann zeigen, dass dies schon alle Toeplitz-Operatoren sind, genauer gilt:

  • Die Zuordnung ist eine surjektive, lineare Isometrie vom Raum auf den Raum der Toeplitz-Operatoren. Es gilt und das ist auch gleich dem Spektralradius von . Ferner gilt für die Adjunktion , wobei der Oberstrich für die komplexe Konjugation steht.[8][9]

Ist ein Toeplitz-Operator auf , so gibt es also ein (fast überall) eindeutig bestimmtes mit . Man nennt das Symbol von .

Beispielsweise ist das Symbol des Shiftoperators, denn in der Orthonormalbasis ist der Shiftoperator nichts anderes als die Multiplikation mit .

Multiplikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Produkt zweier Toeplitz-Operatoren ist im Allgemeinen nicht wieder ein Toeplitz-Operator. Beispielsweise sind der Shiftoperator und seine Adjungierte Toeplitz-Operatoren, aber das Produkt ist die Orthogonalprojektion auf den von erzeugten abgeschlossenen Unterraum, hat also die Matrix-Darstellung

und ist daher kein Toeplitz-Operator, denn die Werte auf der Hauptdiagonalen sind nicht konstant.

Wir nennen einen Toeplitz-Operator analytisch, wenn sein Symbol aus ist, und wir nennen ihn co-analytisch, wenn analytisch ist.[10] Damit gilt:

  • Das Produkt zweier Toeplitz-Operatoren und ist genau dann wieder ein Toeplitz-Operator, wenn co-analytisch oder analytisch ist. In diesem Fall gilt .[11]

Spektren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie bereits oben erwähnt, ist der Spektralradius eines Toeplitz-Operators stets gleich der Operatornorm. Insbesondere gibt es außer dem Nulloperator keine quasinilpotenten Toeplitz-Operatoren. Toeplitz-Operatoren mit reellem Spektrum sind selbstadjungiert.

Eine Beschreibung des Spektrums eines Toeplitz-Operators in Abhängigkeit des Symbols kann man für analytische Toeplitz-Operatoren erhalten. Ist , so gibt es eine eindeutig bestimmte holomorphe Funktion auf dem offenen Einheitskreis , deren Randwerte gerade sind (fast überall). Für solche Operatoren gilt folgende Formel für ihr Spektrum

,

wobei der Oberstrich für die Abschlussbildung in steht.[12]

Ist das Symbol nur stetig, so gilt

.[13]

Dabei ist die Windungszahl der Funktion , die für wohldefiniert ist, da dann die Funktion keine Nullstellen hat.

Semikommutatoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je zwei Toeplitz-Operatoren kommutieren im Allgemeinen nicht, wie man leicht am Beispiel des Shiftoperators sieht, denn und ist eine Orthogonalprojektion auf einen echten Teilraum, wie oben bereits erwähnt. Neben den Kommutatoren betrachtet man die sogenannten Semikommutatoren

.[14]

Diese sind wegen der oben beschriebenen fehlenden Multiplikativität der Zuordnung im Allgemeinen vom Nulloperator verschieden. Das Beispiel des Shiftoperators , wobei für steht, zeigt

,

aber

ist das Negative der eindimensionalen Projektion auf den Unterraum . Es gilt folgender Satz:

  • Ist und ist , das heißt stetig, so sind die Semikommutatoren und kompakt.[15][16]

Bezeichnet das Ideal der kompakten Operatoren, so ergibt sich aus diesem Satz, dass eine Algebra ist. Es handelt sich sogar um eine C*-Algebra, die sogenannte Toeplitz-Algebra.[17]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Halmos, S. 136
  2. Halmos, S. 136
  3. Nikolski, Beispiel 2.1.7 (1)
  4. Halmos, Absatz 194, Korollar 1
  5. Nikolski, Absatz 2.1.6
  6. Halmos, Absatz 195
  7. Halmos, Absatz 193
  8. Halmos, Absatz 194 und Absatz 196, Korollar 1
  9. Nikolski, Theorem 2.1.5
  10. Nikolski, Absatz 2.1.7 (3)
  11. Halmos, Absatz 195
  12. Halmos, Absatz 197
  13. Davidson, Korollar V.1.8
  14. Nikolski, S. 96, S. 103
  15. Nikolski, Theorem 3.1.5
  16. Davidson, Korollar V.1.4
  17. Davidson, Theorem V.1.5