Stint – Wikipedia

Stint

Stint (Osmerus eperlanus)

Systematik
Kohorte: Euteleosteomorpha
Unterkohorte: Stomiati
Ordnung: Stintartige (Osmeriformes)
Familie: Stinte (Osmeridae)
Gattung: Osmerus
Art: Stint
Wissenschaftlicher Name
Osmerus eperlanus
(Linnaeus, 1758)
Stint am Haken
Stinte sind etwa 15 Zentimeter lang
Gebratener Stint
Getrockneter Stint

Der Stint oder Europäische Stint (Osmerus eperlanus) ist ein Fisch aus der Ordnung der Stintartigen.

Form und Aussehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der in der Regel 15 bis 18, höchstens 30 Zentimeter lange Körper ist schlank und seitlich wenig abgeflacht. Stinte haben einen leicht durchscheinenden Körper. Rücken und Seiten sind graugrün bis rosa, die Flanken silbrig glänzend. Die Schwanzflosse hat einen dunklen Rand. Der Stint wird bis zu sechs Jahre alt. Eigentümlich ist der intensive, an frische Gurken erinnernde Geruch.

Lebensraum und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stint ist ein Meeresfisch in den Küstengewässern Europas von der Ostsee bis zur Biskaya. Eine im Süßwasser lebende Form, der Binnenstint (Osmerus eperlanus spirinchus Pallas 1814), ist in den großen Seen von Nordeuropa verbreitet.

Zum Laichen sammeln sich die Stinte und wandern in die Unterläufe der großen Ströme ein, um hier über sandigen Stellen abzulaichen. Dies geschieht Ende Februar bis März, wenn das Wasser über 9 °C warm ist. Die Eizahl pro Weibchen kann bis zu 40.000 betragen. Nach dem Ablaichen kommt es oftmals zu Massensterben. Die Nahrung der Stinte besteht vor allem aus kleinen Planktonkrebsen, Bodentieren und auch Jungfischen der eigenen Art.

Stint als Speisefisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommerzieller Aspekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Laichzeit kann der Stint leicht mit Netzen gefangen werden. Außerhalb der Laichzeit im Herbst kommen die Stinte in die Häfen an der Nordseeküste, wo sie mit einem so genannten Heringspaternoster geangelt werden.

In früheren Zeiten konnte der Stint in den Flüssen in großen Mengen gefangen werden, statt Netzen wurden dazu Waschkörbe verwendet. In Hamburg weist noch die Ortsbezeichnung Stintfang darauf hin, und in Lüneburg ist gar eine Kneipenmeile nach dem Fisch benannt (Stintmarkt). In den letzten Jahrzehnten war der Stint kommerziell kaum von Bedeutung, da er bisher in den verschmutzten Flüssen nur in geringer Zahl anzutreffen und demgemäß wenig gefragt war. Mit zunehmend saubereren Flüssen wird er wieder öfter in größerer Menge von kleinen Fischereibetrieben gefangen. Vom Fang und Angebot des Stintes profitieren Restaurants, die diesen Fisch saisonal als kulinarische Besonderheit anbieten. Teilweise werden diese Restaurants von den Stint-Fischern erfolgreich selbst betrieben. Der Verzehr durch Menschen macht allerdings nur den geringsten Teil der wirtschaftlichen Bedeutung aus. Weitaus höher ist sein Stellenwert in der Aquaristik. Stinte werden in Norddeutschland und den Benelux-Staaten massenweise in riesigen Anlagen gezüchtet, um als Haustier oder in Zoos gehaltenen Raubfischen jeglicher Art (vom Sonnenbarsch bis zum Piranha) sowie einigen Reptilienarten (wie der Gelbwangen-Schmuckschildkröte) als Futterfische zu dienen. Gerade aufgrund des zuvor erwähnten intensiven Geruchs der Stinte werden sie auch eingesetzt, um Raubfische, die Lebendfutter bevorzugen, an Tiefkühlkost zu gewöhnen. Direkt nach dem Ablaichen werden die jungen, etwa 5–10 Zentimeter langen Stinte getötet, tiefgefroren und zu Großhändlern gebracht. Von dort gelangen sie zu den Zoohändlern und letztendlich den Verbrauchern.

Kulinarischer Aspekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl er recht klein ist, wird er als Speisefisch geschätzt. Der Kopf wird hierbei meist entfernt, der Schwanz und die Gräten hingegen nicht, da sie ausgesprochen zart sind. Gegessen wird Stint meist mit der Hand. Der Fisch wird meistens gebacken, in Norddeutschland jedoch traditionell in Roggenmehl gewendet und anschließend in Butter und Speck gebraten. Als Beilage dienen Bratkartoffeln, Kartoffelsalat und Apfelmus.[1]

Der Stint wird auch geräuchert oder wie Brathering sauer eingelegt angeboten. Allerdings wird der Fang immer weniger.[2]

Kultureller Aspekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Lüneburg stellte den Stint im Jahr 2007 in den Mittelpunkt ihres Marketingkonzepts. Rund 500 Stint-Skulpturen wurden – von Lüneburger Künstlern, Organisationen, Unternehmen, Schulen, Kindergärten und Privatleuten gestaltet – in der gesamten Innenstadt ausgestellt. Dazu gab es zahlreiche Veranstaltungen rund um den Stint sowie kulinarische Angebote. Die Stintfiguren wurden im Herbst für wohltätige Zwecke versteigert.

Oberhalb der St. Pauli-Landungsbrücken gibt es in Hamburg den Stintfang sowie in Bremen die Stintbrücke.

In Mikołajki gibt es einen Stinthengst, eine Skulptur, die den König der Stinte symbolisieren soll. Damit verbunden ist eine Sage.

Gefährdungssituation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stint wird von der Weltnaturschutzunion IUCN in der Roten Liste gefährdeter Arten[3] als nicht gefährdet (Least Concern) eingestuft. Lokal gibt es allerdings Bestandsgefährdungen[3], die entweder auf Wasserverschmutzung, Aufstauungen oder sommerliche Sauerstofflöcher in den Flüssen zurückgehen. Beispielsweise ist die Stintpopulation in der Unterelbe nach der achten Elbvertiefung aufgrund der jährlich auftretenden Sauerstofflöcher zusammengebrochen.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tom Dieck: Pottkieker. 50 klassische norddeutsche Gerichte mit Geschichte. Koehler, Hamburg 2013, ISBN 978-3-7822-1079-9, S. 34–35.
  2. Stint wird seltener: „Alle Fische sind weg“: Ein Elbfischer sieht keine Chance mehr für seine Zunft
  3. a b Osmerus eperlanus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: Freyhof, J. & Kottelat, M., 2008. Abgerufen am 5. März 2010.
  4. Hamburger Stint-Fischer klagt: „Die Elbe ist tot“

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]