Robert Katscher – Wikipedia

Robert Katscher (* 20. Mai 1894 in Wien; † 23. Februar 1942 in Los Angeles) war ein österreichischer Komponist, Liedtextschreiber und Filmkomponist. Als Verfasser von Wienerliedern, Tanzmusik, Schlagern und einigen Operettenmusiken zählte er vor 1938 zu den populärsten österreichischen Unterhaltungskomponisten. Große internationale Bekanntheit erlangte etwa „Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt“ (1930).

Aufnahme von Georg Fayer aus den 1930er Jahren

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Robert Katscher wurde als Jurist promoviert und übernahm zunächst eine Rechtsanwaltskanzlei, studierte jedoch später an der Akademie für Musik und darstellende Kunst bei Hans Gál, um Komponist zu werden.

Katschers Lustspiel Die Wunder-Bar mit Texten von Géza Herczeg und anderen wurde 1930 in Wien mit dem Untertitel Ein Spiel im Nachtleben uraufgeführt. Ein Jahr später lief es am Broadway (The Wonder Bar) und wurde 1934 in Amerika verfilmt (Wonder Bar), beide Male mit Al Jolson in der Hauptrolle.

Nach dem Anschluss Österreichs 1938 musste Katscher als Jude vor dem NS-Regime nach New York emigrieren und wurde dort als erster Flüchtling in der Verwertungsgesellschaft ASCAP aufgenommen.

Etwa gegen 1940 übersiedelte Katscher nach Hollywood, wo er mit Ernst Haeusserman und Ernst Deutsch verkehrte. Seine wenigen kompositorischen Beiträge zu Filmen blieben zumeist unbelegt. Sein von Paul Whiteman 1927 interpretiertes Stück „When Day Is Done“ fand jedoch auch nach seinem Tod immer wieder Verwendung in Filmsoundtracks.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Operettenmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlager[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Schlager, sofern nicht bereits unter „Operettenmusik“ erwähnt. Sofern nicht anders angegeben, war Robert Katscher jeweils für die Musik verantwortlich:

  • „Wo hast du nur die schönen blauen Augen her?“ (Shimmy), 1923 (nur Text)
  • „Die Lou-Lila“ (Lied und Foxtrot), 1924
  • „Madonna, du bist schöner als der Sonnenschein“, 1924 (auch Text; im selben Jahr als „When Day is Done“ von Paul Whiteman interpretiert)
  • „Jetzt müsste die Welt versinken“ (English Waltz), 1930
  • „Der Doktor Lueger hat mir einmal die Hand gereicht“ (aus Essig und Öl), 1932
  • „Ja, der Wein, den ich mein“ (aus Essig und Öl), 1932
  • „Der schönste Sport ist Radl fahrn“, 1933
  • „Good evening friends“

Der Blues „Madonna du bist schöner als der Sonnenschein“ stammt aus der von Katscher und Karl Farkas geschriebenen Revue Küsse um Mitternacht, die 1924 in den Wiener Kammerspielen aufgeführt wurde. Weitere darin verwendete Stücke waren das Foxtrot-Lied „Der Bobby Cohn ist kein Verkehr für dich“ von Austin Egen und der Fox „Chili Bom Bom“ von Walter Donaldson und Cliff Friend.

Zu dem 1924 von Katscher veröffentlichten Song „Madonna, du bist schöner als der Sonnenschein“ und dem Erfolg des befreundete Musikers Paul Whiteman unter dem Titel „When Day is Done“ (neu auf Englisch aufgenommen) gibt es in den Quellen Unterschiede bei der Jahreszahl, es wird auch 1926 oder 1927 genannt. Der Titel „When Day is Done“ wurde dann 1940 in Heiße Rhythmen in Chicago (Strike Up the Band) sowie 1999 in Sweet and Lowdown verwendet.

Filmmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tondokumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „I Love My Chili Bom Bom“, Fox Trot (Friend & Donaldson) Savoy Havana Band. Columbia 3435 (mx. A 794), aufgen. März 1924
  • „Der Bobby Cohn ist kein Verkehr für dich!“ Lied und Foxtrott (Katscher – Farkas – Egen) Jacques Rotter. Am Klavier Prof. Zilzer. Odeon A 44 823 (mx. Ve 1182) c. 1925
  • „Der Dr. Lueger hat mir einmal die Hand gereicht“, Lied aus Essig und Öl (Rob. Katscher, Text von Siegfried Geyer). Hans Moser mit Orchester. Columbia DV 1634 [mx. WHA 483-2] Datum: 1932.
  • „Ja, der Wein, den ich mein’“, Lied aus Essig und Öl (Rob. Katscher, Text von Siegfried Geyer), Hans Moser mit Orchester. Columbia DV 1634 [mx. WHA 484-4] Datum: 1932.

Hörbeispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmschlager[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Man soll den Frauen nicht so tief in ihre schönen Augen schauen“. Spanischer Marsch aus dem Ufa-Tonfilm Stern von Valencia (Richard Stauch) Kapelle Eugen Jahn, Gesang: Ernst Harten (= Erwin Hartung). Brillant Spezial (mit Überkleber Record) Nr. 148, Matr. B 158. Aufnahme vom Sommer 1933.
  • „Fidéle“. Tango aus dem Tonfilm Stern von Valencia (Richard Stauch, französ. Text von P. Collins), französische Version L’Étoile de Valencia 1932 mit Brigitte Helm. Odéon France 150.490 (mx. Ki 6128), aufgen. in Berlin, gepresst in Frankreich, in Deutschland nicht erschienen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer, Gabriele Mauthe (Red.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. 3 Bände. Hrsg.: Österreichische Nationalbibliothek. Band 2. K. G. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11545-8, S. 652. (Buchvorschau bei Google Books).
  • Hanja Dämon: Von großen Erfolgen in der Zwischenkriegszeit zu relativer Vergessenheit: Die Komponisten Bruno Granichstaedten und Robert Katscher im Exil. In: Malcolm Miller / Jutta Raab Hansen (Hrsg.): Music and Exile. From 1933 to the Present Day. Brill, Leiden / Boston 2023 (Yearbook of the Research Centre for German and Austrian Exile Stories; 22), ISBN 978-90-04-54065-1, S. 192–216.
  • Monika Kornberger: Katscher, Robert. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
  • Robert Katscher im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  • Monika Kornberger: Robert Katscher, in dies.: „Einmal sang die Liebe uns ein Lied“. Deutscher Schlager der Zwischenkriegszeit in Wien und seine Protagonisten. Ein Handbuch. Hollitzer Verlag, Wien 2021 (Musikkontext 14), ISBN 978-3-99012-824-4, S. 364–392.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]