Raketenschlag auf Winnyzja (Juli 2022) – Wikipedia

Russischer Überfall auf die Ukraine 2022

Einschlagsort in Winnyzja
Datum 14. Juli 2022
Ort Winnyzja, Ukraine
Ausgang

Am 14. Juli 2022 starteten die russischen Streitkräfte einen Raketenangriff auf die ukrainische Stadt Winnyzja in der Zentralukraine, bei dem 28 Menschen, darunter 3 Kinder und 3 Offiziere der ukrainischen Luftwaffe[1], getötet und mindestens 100 weitere verletzt wurden.[2][3][4][5][6][7][8] Das Ereignis ist Teil des russischen Überfalls auf die Ukraine; die Ukraine wertet es als Kriegsverbrechen.[9][10]

Ablauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 14. Juli 2022, gegen 10:10 Uhr, ertönte in der Stadt der Fliegeralarm. Gegen 10:42 Uhr meldeten Anwohner drei Explosionen in der Stadt. Zuvor bemerkten die Anwohner eine Rakete, die über die Stadt Berschad und Winnyzja flog. Laut ukrainischen Behörden haben die russischen Streitkräfte vier Kalibr-Marschflugkörper von einem U-Boot im Schwarzen Meer abgefeuert. Zwei der Raketen konnten vor dem Auftreffen zerstört werden, die anderen beiden trafen zivile Gebäude, darunter ein medizinisches Zentrum, Büros, Geschäfte und Wohngebäude. Einige Verwirrung bescherte der Name des Zentrums „Haus des Offiziers“. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine militärische Einrichtung, sondern um ein Kulturzentrum. An diesem Tag sollte die ukrainische Sängerin Roksolana Sirota ein Konzert geben.[11] Lokale Beamte wiesen darauf hin, dass Kalibr-Raketen hochpräzise seien, was bedeutet, dass die Russen gezielt auch Zivilisten anvisierten und wussten, wen und was sie angriffen.[12]

Der Beschuss erfolgte, während sich bei einer Konferenz in Den Haag mehr als 30 Minister Europas sowie anderer westlicher Staaten trafen, um ein gemeinsames Vorgehen zur Aufarbeitung von Kriegsverbrechen in der Ukraine zu besprechen.[13][14]

Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insbesondere der Tod eines vierjährigen Kindes ging im Anschluss viral[15] und wurde laut The Guardian zu einem „ergreifenden Symbol der hohen zivilen Opfer der russischen Invasion.“[16] Die Mutter des Kindes mit Down-Syndrom hatte die Stunden vor dem Tod ihrer Tochter in den sozialen Medien dokumentiert.[17] Das Schicksal des jungen Mädchens thematisierte Olena Selenska auf Instagram, ein Video wurde im US-amerikanischen Kongress gezeigt.[18]

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb kurz nach Beginn des Angriffes in seinem Telegram-Kanal: „Winnyzja. Raketenangriffe im Stadtzentrum. Es gibt Verwundete und Tote, darunter ein kleines Kind. Jeden Tag zerstört Russland die Zivilbevölkerung, tötet ukrainische Kinder, richtet Raketen auf zivile Objekte. Wo es nichts militärisches gibt. Was ist das, wenn nicht ein offener Terroranschlag? Unmenschlich. Land der Mörder. Ein Land der Terroristen“.[19][20]

António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, zeigte sich über den Angriff „entsetzt“ und verurteilte den Angriff in einer Erklärung.[21] Am gleichen Tag erschien ein gemeinsames Statement vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell und dem EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz Janez Lenarčič, in dem beide den Angriff als jüngstes Beispiel in einer Reihe von russischen Angriffen gegen zivile Ziele anführten und ihn verurteilten. Sie nannten das Vorgehen Russlands „barbarisch“ und unvereinbar mit den internationalen Menschenrechten.[22]

Die Bundesregierung Deutschlands bezeichnete den Angriff in einer Erklärung als „Akt der Grausamkeit“. Wolfgang Büchner, stellvertretender Sprecher der Bundesregierung, hob hervor, dass sich die Stadt weitab der Frontlinie befand und sagte: „Der russische Angriff traf die ukrainische Zivilbevölkerung und zeigt einmal mehr, dass Russland in diesem Krieg massiv gegen die Regeln des Völkerrechts verstößt.“[23]

Das Verteidigungsministerium Russlands erkannte den Angriff auf Winnyzja am nächsten Tag offiziell an. Es stellte den Raketenangriff, der fernab der Front erfolgte, als einen Schlag „mit hochpräzisen Raketen“ dar und erwähnte die getöteten Kinder dabei nicht. Es seien vielmehr Teilnehmer von Verhandlungen zwischen ukrainischen Luftwaffenkommandeuren und „ausländischen Waffenlieferanten“ getroffen worden.[24]

Für Reinhard Veser handelte es sich um einen Akt des stattlichen Terrorismus, der hier besonders deutlich werde, da Winnyzja Hunderte von Kilometern entfernt von der Front liege. Ein normales Leben in der Ukraine solle nicht mehr möglich sein.[25]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Среди погибших при российском ударе по Виннице оказались трое офицеров украинских ВВС. Всего погибли 25 человек, в том числе дети, Meduza, 19. Juli 2022. Abgerufen am 13. August 2022 
  2. Bernhard Odehnal, Thomas Knellwolf, Kateryna Potapenko: Um 10.40 Uhr schlugen die Raketen in der Schweizer Partnerstadt ein. In: Tages-Anzeiger, 12. August 2022 (Video).
  3. Зросла кількість загиблих внаслідок ракетного удару по Вінниці. hromadske.ua, 16. Juli 2022, abgerufen am 16. Juli 2022 (englisch).
  4. George Wright: Ukraine war: 22 killed in Russian rocket attack on Vinnytsia In: BBC News. Abgerufen am 14. Juli 2022 
  5. Ракетний удар по Вінниці: загинули вісім людей, серед них - дитина. In: www.ukrinform.ua. Abgerufen am 14. Juli 2022 (ukrainisch).
  6. Росіяни вдарили ракетами по центру Вінниці, багато загиблих і поранених. In: Українська правда. Abgerufen am 14. Juli 2022 (ukrainisch).
  7. Russian missiles kill at least 12 in Ukrainian city of Vinnytsia. In: the Guardian. 14. Juli 2022, abgerufen am 14. Juli 2022 (englisch).
  8. Прильоти по Вінниці: загинуло 17 людей, біля 50 – у важкому стані. In: Українська правда. Abgerufen am 14. Juli 2022 (ukrainisch).
  9. Ukraine war: 23 killed in Russian rocket attack on Vinnytsia. Abgerufen am 15. Juli 2022.
  10. Russian missiles kill at least 23 in Ukraine, wound over 100. Abgerufen am 15. Juli 2022.
  11. Das russische Militär (laut Margarita Simonyan) bombardierte "Nazis" in Winniza. Schauen Sie sich diese "Natsiks" an - darunter ein vierjähriges Mädchen, Meduza, 14. Juli 2022
  12. Maria Grazia Murru, Hanna Arhirova: Russian missiles kill at least 23 in Ukraine, wound over 100. In: AP News. 14. Juli 2022, abgerufen am 14. Juli 2022 (englisch).
  13. EU slams 'atrocity' after deadly Russian strikes on Ukraine's Vinnytsia. 15. Juli 2022, abgerufen am 12. September 2023 (britisches Englisch).
  14. Ukraine: Tote bei Angriff auf Bürozentrum. 14. Juli 2022, abgerufen am 12. September 2023.
  15. Ukraine: Ein Krieg geht viral – DW – 30.07.2022. Abgerufen am 10. September 2023.
  16. Peter Beaumont: Ukraine mourners bury four-year-old Liza as Russian attacks intensify. In: The Guardian. 17. Juli 2022, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 10. September 2023]).
  17. Anna Böhler: Die 4-jährige Liza Dmitrieva kam beim Anschlag auf Winnyzja ums Leben. In: Watson.ch. 15. Juli 2022, abgerufen am 10. September 2023.
  18. Ukrainian first lady to US Congress: 'Stop this terror'. In: France24. 20. Juli 2022, abgerufen am 10. September 2023 (englisch).
  19. Russia-Ukraine war latest: mother and child reported among dead after missile strike on Vinnytsia. In: the Guardian. 14. Juli 2022, abgerufen am 14. Juli 2022 (englisch).
  20. Zelenskiy / Official. In: Telegram. Abgerufen am 14. Juli 2022.
  21. Note to Correspondents – attack on Vinnytsia. In: United Nations Secretary-General. Abgerufen am 13. September 2023.
  22. Ukraine: Statement by High Representative Josep Borrell and Commissioner for Crisis Management Janez Lenarčič on Russian attacks against civilian targets | EEAS. Abgerufen am 13. September 2023.
  23. R. T. L. Online: Bei Raketenangriff auf Winnyzja getötet: Familie verabschiedet keine Liza (4) - Mutter noch in Krankenhaus. 19. Juli 2022, abgerufen am 10. September 2023.
  24. Friedrich Schmidt und Niklas Zimmermann: Dutzende Tote in Tschaplyne : Russland legt eigene Version des Angriffs auf einen Bahnhof vor. In: FAZ.NET. 25. August 2022, abgerufen am 11. September 2023.
  25. Reinhard Veser: Angriff auf Winnyzja : Putins staatlicher Terrorrismus. In: FAZ.NET. 22. Juli 2022, abgerufen am 11. September 2023.