Peter Dreher – Wikipedia

Peter Dreher (2012)

Peter Dreher (* 26. August 1932 in Mannheim; † 18. Februar 2020[1] in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Maler und Graphiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Dreher studierte von 1950 bis 1956 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Karl Hubbuch, Wilhelm Schnarrenberger und Erich Heckel.

1965 wurde er Leiter einer Malklasse in der Außenstelle der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe in Freiburg im Breisgau und wurde dort 1968 zum Professor berufen. 1997 wurde er pensioniert. Er lebte und arbeitete in Freiburg.

Er war Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg[2] und im Deutschen Künstlerbund[3] sowie Vorsitzender der 2015 gegründeten Peter-Dreher-Stiftung.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selbstbildnisse, Universitätsbibliothek Freiburg
Betonrelief, Dreifaltigkeitskirche Sandhausen (Detail)
Tag um Tag guter Tag

1972 entstand ein erstes einzelnes Bild von einem Wasserglas. „Um zu zeigen, dass es nicht nötig ist, das Motiv zu wechseln, um zum Malen angeregt zu werden“,[4] fertigte er weitere Bilder desselben Sujets an. Aus diesen ersten Bildern entstand ab 1974 eine Serie, die er bis in seine letzten Lebensjahre fortsetzte. Das Bild hat die gleiche Größe wie das Objekt, ein leeres Wasserglas, und ist auf einer weißen Tischfläche und vor weißem Hintergrund platziert. Die Beleuchtung, Entfernung und Bildformat werden in der „Nachtserie“, „Tag um Tag guter Tag I“, nicht verändert, während das Glas in der „Tagserie“ bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen gemalt wird, sodass hier das Farbspektrum reicher erscheint. Die Kunsthistorikerin Angeli Janhsen beschreibt das Projekt folgendermaßen: „Peter Dreher hat eine Versuchsanordnung im Atelier aufgebaut, an die er sich hält, die er nur wenig, in verschiedenen Serien, innerhalb der Serie, variiert. Hier steht das Glas, hier sitzt der Maler, hier ist die Leinwand, hier ist die Beleuchtung. Die immer gleiche Beleuchtung und Positionierung kann man gewährleisten, so daß dasselbe Glas also immer gleich erscheint.“[5]

Zwischen 1974 und 2017 entstanden etwa 5200 Bilder der Reihen „Tag um Tag guter Tag I“ (Nachtserie) und „Tag um Tag guter Tag II“ (Tagserie).

Weitere Werkgruppen

Eine weitere Serie, ebenfalls 1972 begonnen wurde, zeigt den immer gleichen Landschaftsausschnitt zu unterschiedlichen Tageszeiten. Sie trägt den Titel „Schöne Tage im Hochschwarzwald“ und wurde plein air gemalt. Auch in seinen weiteren Serien (Silverbowls, Vitrines u. a.) beschäftigte er sich mit dem Thema Zeit und dem Aspekt der Wiederholung.

Er realisierte Kunst-am-Bau-Projekte im In- und Ausland. In Freiburg gestaltete er 1978 die Fassade der Universitätsbibliothek Freiburg mit einer Serie von Selbstporträts.

Für die Dreifaltigkeitskirche in Sandhausen gestaltete er 1968 die Fassaden als Betonrelief, das aus 38 mit unterschiedlichen abstrakten Mustern gestalteten und unterschiedlich angeordneten Quadraten zusammengesetzt ist, sowie die Figuren an den Bronzeportalen.[6]

Neben regelmäßigen Aufenthalten in den USA, in denen sogenannte Post-Pop-Art-Werke entstanden, entwickelte Dreher auch Konzepte mit politischen Inhalten. Die Arbeit „Das Großplakat in Aquarellen“ sowie weitere großformatige Aquarelle befassen sich mit Bildern aus der Werbung. Auch die Sprache und das geschriebene Wort nehmen eine bedeutsame Rolle in Drehers Werk ein („Bildbilder“). Zu seinem Œuvre gehört ein Konvolut an Druckgrafik. Seit den 1970er Jahren fand eine Auseinandersetzung mit abstrakten Bildfindungen statt.

Peter Dreher setzte sich in seiner Malerei mit der philosophischen Lehre der Phänomenologie Edmund Husserls auseinander (Arbeiten unter dem Titel „Lange Kurzblicke“). Dabei spielen Aspekte der Vergänglichkeit, Zeitlichkeit und Wahrnehmung eine wichtige Rolle. Der Bildgegenstand tritt hier „unvollständig“ in einer Art Fragmentierung auf und muss vom Betrachter ergänzt werden.[7]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1954: Städtische Kunsthalle, Mannheim
  • 1974: Museum Folkwang, Essen; Niedersächsisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Oldenburg
  • 1975: Kunstverein Freiburg
  • 1977: Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
  • 1979: Museum Schloss Morsbroich, Leverkusen
  • 1982: Von der Heydt-Museum, Wuppertal
  • 1983: Kunstverein Ludwigshafen
  • 1990: Städtische Kunsthalle, Mannheim; Museum für Neue Kunst Freiburg; Galerie Hans Mayer, Düsseldorf
  • 1991: Kunstverein Konstanz
  • 1993: Badischer Kunstverein, Karlsruhe; Quint-Krichmann-Projects, The La Jolla Gallery, USA
  • 1995: Galerie Krohn, Badenweiler
  • 1998: Mark Quint Contemporary Art, La Jolla, USA
  • 1998: Monique Knowlton Gallery, New York, USA
  • 2000: Patricia Sweetow Gallery, San Francisco, Kalifornien
  • 2001: Galerie S65, Aalst, Belgien
  • 2003: Clothed and Unclothed, The Athenaeum, La Jolla, Kalifornien; Real, Mark Quint Contemporary Art, San Diego, Kalifornien
  • 2007: 1. Athen Biennale, Athen, Griechenland
  • 2007: The Approach, London, Großbritannien
  • 2009: Der innere Blick – Das Interieur in der zeitgenössischen Kunst, Kunsthalle Tübingen
  • 2010: Realismus – das Abenteuer der Wirklichkeit. Courbet - Hopper - Gursky, Kunsthalle Emden
  • 2010: Fremde Heimat. Kunst in Baden-Württemberg, Kunsthalle Mannheim
  • 2012: Die Kleeblume. Peter Dreher zum 80. Geburtstag, Galerie Wagner + Partner, Berlin
  • 2012/13: Peter Dreher. Hommage an die Malerei. Ausstellungshalle im Augustinermuseum, Freiburg im Breisgau (anlässlich seines 80. Geburtstages)
  • 2013: Peter Dreher, MK Galleries, Milton Keynes, GB
  • 2014: Day by Day Good Day (1974–2014) Koenig & Clinton Gallery, New York; Day by Day Good Day, Silverbowls Osmos Gallery, New York
  • 2014: Reines Wasser – Die kostbarste Ressource der Welt, Kunstmuseum Lentos, Linz, Austria
  • 2014: Fixing a Hole, Koenig & Clinton, New York; Stay in love, Lisa Cooley, New York
  • 2015: Gleich und gleich und anders, Situation Kunst, Bochum
  • 2015: Night Begins the Day. Rethinking Space, Time and Beauty, Contemporary Jewish Museum, San Francisco
  • 2015: Organic situation, Koenig & Clinton, New York
  • 2016: Accrochage, Pinault Fondation Punta della Dogana, Venedig
  • 2016: Lasst Blumen sprechen, Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
  • 2016: Echtzeit", Kunstmuseum Bonn
  • 2016: Zeit verstreichen, Kunstmuseum Solothurn
  • 2016: Timelines, Port25, Mannheim
  • 2016: Inside. Contemporary Artists and Writers in Reading Prison, Artangel, Reading, GB
  • 2017: Mayor Gallery, London
  • 2017: Behind the mirror, Koenig & Clinton, New York
  • 2017: Für die Ewigkeit – Archivarische Strategien in der Kunst, Kunstraum Alexander Bürkle, Freiburg
  • 2018: Pas de Deux Romano-Germanic Kolumba - Kolumba, Köln
  • 2018: Das Lied der Dinge. Stillleben im Wandel der Kunst – Museum für aktuelle Kunst, Sammlung Hurrle, Durbach
  • 2018: Zeitspuren – The Power of Now, Kunsthaus CentrePasquArt
  • 2019: 33. Bienal de São Paulo, Affective Affinities
  • 2019: Seelenlandschaften, Koenig & Clinton, New York, USA
  • 2019: Beachcomber Shores, König Galerie, Berlin
  • 2019: The Real. Three Propositions, White Cube, Bermondsey, London, GB
  • 2020: On Kawara – Peter Dreher, Leo Koenig Inc., New York; USA
  • 2022: Malen um zu malen, Museum für Neue Kunst, Freiburg
  • 2022: On Kawara – Peter Dreher – Alicja Kwade, König Galerie, Seoul, South Korea
  • 2023: The happy Sisyphus, Kunstmuseum Schloss Derneburg, Hall Art Foundation
  • 2023: 100 Days, Mutina Milano, Italy

Sammlungen, in denen Drehers Werke vertreten sind[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tag um Tag ist guter Tag. Peter Dreher. Städtische Museen Freiburg, Museum für Neue Kunst 27.1. – 4.3.1990, Städtische Kunsthalle Mannheim, 5.8 – 23.9.1990. Hrsg. Stadt Freiburg im Breisgau / Museum für Neue Kunst und der Städtischen Kunsthalle Mannheim. Redaktion: Jochen Ludwig und Detlef Zinke. Waldkircher Verlagsgesellschaft, Waldkirch 1990.
  • Die Malerei ist tot. Es lebe die Malerei. 150 Jahre Kunstakademie Karlsruhe - die Professoren von 1947 bis 1987. Städtische Galerie, Karlsruhe 2004, ISBN 3-923344-61-9, S. 172.
  • Peter Dreher - Hommage an die Malerei [Diese Publikation ist ein Sammlungskatalog der Serie Tag um Tag guter Tag und erscheint anlässlich der Schenkung Peter Drehers sowie anlässlich der Ausstellung „Peter Dreher - Hommage an die Malerei“, 25.11.2012 – 7.4.2013] = Peter Dreher - Homage to painting = Peter Dreher - Hommage à la peinture / Museum für Neue Kunst - Städtische Museen Freiburg. [Konzeption: Christine Litz. Red. Christiane Grathwohl-Scheffel]. Snoeck, Köln 2012, ISBN 978-3-86442-026-9.
  • Peter Dreher. Jahrgangsgläser und Silbenschalen. Verlag Galerie Albert Baumgarten, Freiburg 2014, ISBN 978-3-925223-52-5
  • Peter Dreher. Fragmente. Gläser. Pflanzen, hrsg. Thomas von Salis, Salzburg 2015
  • Hinter dem Spiegel – Behind the mirror. Köln, Wienand Verlag, Köln 2017

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Peter Dreher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Hübl: Maler Peter Dreher gestorben: Bilderserie „Tag um Tag guter Tag“ bekanntestes Werk. (Memento des Originals vom 21. Februar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bnn.de In: Badische Neueste Nachrichten, 20. Februar 2020. Abgerufen am 20. Februar 2020.
  2. Künstlerbund Baden-Württemberg e.V.: Peter Dreher. Abgerufen am 25. März 2017.
  3. Deutscher Künstlerbund e.V.: Peter Dreher. Abgerufen am 25. März 2017.
  4. Zitat des Künstlers, 2012.
  5. Angeli Janhsen, Peter Dreher „Tag um Tag ist guter Tag“ 1974 bis 2010, über 5000 Bilder, meist Öl auf Leinwand, 25 × 20 cm, März 2013/September 2022, https://freidok.uni-freiburg.de/data/230262
  6. Hans Gercke: Dreifaltigkeitskirche Sandhausen. Verlag Schnell & Steiner, Kunstführer Nr. 932, München und Zürich 1970
  7. Peter Dreher, Fragmente-Gläser-Pflanzen, Thomas von Salis, 2015, aus: Irene von Neuendorff, Der glückliche Sisyphos.
  8. BZ-Redaktion: MENSCHEN. Badische Zeitung, 30. Juni 2018, abgerufen am 30. Juni 2018.