Nikola Pilić – Wikipedia

Nikola Pilić, 1975

Nikola „Niki“ Pilić (* 27. August 1939 in Split, Königreich Jugoslawien, heute Kroatien) ist ein ehemaliger jugoslawischer Tennisspieler und -trainer. Im März 1987 nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft an.[1]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1950er und 1960er Jahren war er ein erfolgreicher Tennisspieler und Teil der sogenannten „Handsome Eight“, den ersten Spielern der 1968 gegründeten World Championship Tennis (WCT).[2][3] Die WCT war die erste professionelle Tennis-Turnierserie für Herren und bestand bis zur Einführung der ATP Tour 1990.

Seine größten Erfolge waren der Gewinn der Doppelkonkurrenz bei den US Open 1970 zusammen mit Pierre Barthès sowie der Einzug ins Einzelfinale der French Open 1973, das er gegen Ilie Năstase verlor.

Pilić war auch Auslöser der Bestreikung des Wimbledon-Turniers 1973. Da er sich angeblich geweigert hatte, für das jugoslawische Davis-Cup-Team in dessen Spiel gegen Neuseeland anzutreten, wurde Pilić vom Tennis-Weltverband gesperrt und konnte so nicht an Wimbledon teilnehmen. Aus Protest sagten insgesamt 81 Spieler, darunter 13 der 16 Gesetzten, das Turnier ab.[4][5]

Nach seiner aktiven Karriere wurde Pilić Trainer. In den 1980er Jahren betreute er den seinerzeit als einen der besten deutschen Nachwuchsspieler geltenden Michael Westphal.[6] Pilić gewann den Davis Cup mit drei verschiedenen Mannschaften: Als Mannschaftskapitän gewann er mit der deutschen Mannschaft 1988, 1989 und 1993,[7] sowie 2005 mit der kroatischen Mannschaft. 2010 war er als Berater des serbischen Sieger-Teams tätig. Von 2015 bis 2017 übernahm er eine beratende Tätigkeit für das deutsche Davis-Cup-Team.[8][9]

Pilić betrieb ein Trainingscenter und Tennisinternat für junge Spieler in Oberschleißheim. Unter seinen Schülern befanden sich viele Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien, unter anderem Novak Đoković.[10]

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Legende
Grand Slam (1)
Saisonendveranstaltungen
Open-Era-Turniere (11)
Titel nach Belag
Hartplatz (3)
Rasen (2)
Sand (2)
Teppich (5)

Einzel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Turniersiege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Jahr Turnier Belag Finalgegner Ergebnis
1. 31. März 1968 Vereinigte Staaten Los Altos Hills Teppich (i) Vereinigte Staaten Dennis Ralston 31:26, 31:30
2. 29. November 1969 Schweden Stockholm Hartplatz (i) Rumänien 1965 Ilie Năstase 6:4, 4:6, 6:2
3. 13. Juni 1970 Vereinigtes Konigreich Bristol Rasen Australien Rod Laver 6:3, 1:6, 6:3
4. 26. September 1971 Vereinigte Staaten Midland Hartplatz Vereinigtes Konigreich Mark Cox 7:6, 7:6, 6:3
5. 29. Oktober 1972 Deutschland Bundesrepublik Essen Teppich (i) Vereinigte Staaten Bob Lutz 4:6, 6:4, 3:6, 6:4, 7:6
6. 5. Oktober 1975 Spanien 1945 Avilés Sand Spanien 1945 Juan Ignacio Muntañola 6:3, 6:4, 6:3

Finalteilnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Jahr Turnier Belag Finalgegner Ergebnis
1. 25. Januar 1968 Australien Sydney Teppich Australien Tony Roche 33:96
2. 22. Februar 1968 Vereinigte Staaten Orlando Teppich (i) Vereinigte Staaten Dennis Ralston 20:31
3. 21. April 1968 Vereinigte Staaten Evansville Teppich (i) Australien John Newcombe 17:31, 17:31
4. 28. Juli 1968 Schweden Båstad Sand (i) Vereinigte Staaten Dennis Ralston 3:6, 5:7, 1:6
5. 13. Juli 1969 Irland Dublin Rasen Sudafrika 1961 Bob Hewitt 3:6, 2:6
6. 9. August 1970 Deutschland Bundesrepublik München Sand Rumänien 1965 Ion Țiriac 6:2, 7:9, 3:6, 4:6
7. 2. März 1971 Vereinigtes Konigreich London Teppich (i) Australien Rod Laver 4:6, 0:6, 2:6
8. 2. Juli 1972 Vereinigte Staaten St. Louis Hartplatz Australien John Newcombe 3:6, 3:6
9. 3. Juni 1973 Frankreich French Open Sand Rumänien 1965 Ilie Năstase 3:6, 3:6, 0:6
10. 7. April 1974 Deutschland Bundesrepublik München Teppich (i) Sudafrika 1961 Frew McMillan 7:5, 6:74, 6:74

Doppel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Turniersiege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Jahr Turnier Belag Doppelpartner Finalgegner Ergebnis
1. 13. September 1970 Vereinigte Staaten US Open Rasen Frankreich Pierre Barthes Australien Roy Emerson
Australien Rod Laver
6:3, 7:6, 4:6, 7:6
2. 8. April 1973 Deutschland Bundesrepublik München Teppich (i) Australien Allan Stone Sudafrika 1961 Cliff Drysdale
Vereinigte Staaten Cliff Richey
7:5, 5:7, 6:4
3. 15. Juli 1973 Schweden Båstad Sand Vereinigte Staaten Stan Smith Australien Bob Carmichael
Sudafrika 1961 Frew McMillan
2:6, 6:4, 6:4
4. 3. Februar 1974 Vereinigte Staaten Richmond Teppich (i) AustralienAustralien Allan Stone Australien John Alexander
Australien Phil Dent
6:3, 3:6, 7:6
5. 10. März 1974 Vereinigte Staaten Hampton Teppich (i) Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Željko Franulović Sudafrika 1961 Pat Cramer
Vereinigte Staaten Mike Estep
4:6, 7:5, 6:1
6. 2. Januar 1977 Schweiz Zürich Hartplatz (i) Deutschland Bundesrepublik Reinhart Probst Frankreich Patrice Hagelauer
FrankreichFrankreich R. Vasselin
6:3, 6:1

Finalteilnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Jahr Turnier Belag Doppelpartner Finalgegner Ergebnis
1. 19. April 1970 Monaco Monte Carlo Sand Frankreich Pierre Barthes Vereinigte Staaten Marty Riessen
Vereinigtes Konigreich Roger Taylor
3:6, 4:6, 2:6
2. 18. August 1970 Deutschland Bundesrepublik Hamburg Sand Niederlande Tom Okker Sudafrika 1961 Bob Hewitt
Sudafrika 1961 Frew McMillan
3:6, 5:7, 2:6
3. 9. Juli 1972 Vereinigte Staaten Bretton Woods Sand Vereinigte Staaten Cliff Richey Australien John Alexander
Australien Fred Stolle
6:7, 6:7
4. 28. Januar 1973 Vereinigte Staaten Carlsbad Hartplatz Australien Allan Stone Australien Roy Emerson
Australien Rod Laver
7:6, 3:6, 4:6
5. 29. April 1973 Schweden Göteborg Teppich (i) AustralienAustralien Allan Stone Australien Roy Emerson
Australien Rod Laver
7:6, 4:6, 1:6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DTB-Teamchef Pilic ist jetzt Deutscher. In: Hamburger Abendblatt. 7. März 1987, abgerufen am 21. Februar 2021.
  2. Snježana Kobešćak: Nikola Pilić - 'Prus sa Balkana'. Deutsche Welle, 19. Juli 2010, abgerufen am 29. April 2020 (kroatisch).
  3. Tom Koch: It was 20 years ago today. D Magazine, März 1988, abgerufen am 29. April 2020 (englisch).
  4. THE HISTORY OF THE CHAMPIONSHIPS. AELTC, archiviert vom Original; abgerufen am 29. April 2020 (englisch).
  5. Joe Jares: Darf fortnight for Wimbledon... Sports Illustrated, 2. Juli 1973, abgerufen am 29. April 2020 (englisch).
  6. Leichter Sieg und eine Trainer-Entmachtung. In: Hamburger Abendblatt. 7. Januar 1983, abgerufen am 30. August 2021.
  7. Niki Pilic vor historischem Sieg. In: nwzonline.de. 30. November 2005, abgerufen am 5. Dezember 2018.
  8. Doris Henkel: Totale Präsenz. In: taz, die tageszeitung, 4. März 2015
  9. Niki Pilic hört beim DTB als Berater auf. In: Spiegel Online. Spiegel Online, abgerufen am 29. April 2020.
  10. Marlee Meinecke: Novak Djokovic: „Eine meiner besten Entscheidungen”. Tennis Magazin, 15. März 2019, abgerufen am 29. April 2020.