Nachhaltige Entwicklung – Wikipedia

Eine hohe Lebenserwartung kann mit geringem CO2-Ausstoß erreicht werden, beispielsweise in Costa Rica. Auch im Happy Planet Index, der neben der Lebenserwartung auch die Lebenszufriedenheit berücksichtigt, schneidet das Land gut ab.

Nachhaltige Entwicklung ist die deutsche Übersetzung des englischen Begriffs sustainable development. Sie bezeichnet eine Entwicklung, die die Bedürfnisbefriedigung aller jetzt lebenden Menschen sicherstellt, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre Bedürfnisse zu befriedigen (verkürzte Definition gemäß des Brundtland-Berichts).[1] Nachhaltige Entwicklung ist das Leitbild der internationalen Umwelt- und Entwicklungspolitik[2] und basiert auf dem Begriff der Nachhaltigkeit, welcher erstmals in der deutschsprachigen Forstwirtschaft auftauchte.

Heute bezieht sich der Begriff in der Regel auf soziale, ökonomische und ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit und wurde in die auf internationaler und supranationaler Ebene geführten politischen und wissenschaftlichen Diskussionen aufgenommen. Im Jahr 2015 wurden im Rahmen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung beschlossen.

Begriffsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff der Nachhaltigkeit ist in der hier geschilderten Bedeutung ursprünglich in der Forstwirtschaft (siehe Nachhaltigkeit (Forstwirtschaft)) nachweisbar und wurde im Jahr 1713 erstmals von Hans Carl von Carlowitz in Bezug auf Waldbewirtschaftung erwähnt. Auf die Gesamtwirtschaft wurde der Begriff „Nachhaltigkeit“ erstmals im Jahr 1952 übertragen. In den Grundsätzen der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft für naturgemäße Wirtschaftsweise heißt es: „Mit den sich erneuernden Hilfsquellen muss eine naturgemäße Wirtschaft betrieben werden, so dass sie nach dem Grundsatz der Nachhaltigkeit auch noch von den kommenden Generationen für die Deckung des Bedarfs der zahlenmäßig zunehmenden Menschheit herangezogen werden können.“[3]

Der Begriff fand später als sustainability Eingang in internationale Fachkreise.

In der Zusammensetzung sustainable development – und damit auch in der neuen Bedeutung – taucht der Begriff erstmals in der 1980 veröffentlichten World Conservation Strategy und der Studie Global 2000 (Time to Act 1981, S. 145-155) auf.

Abgesehen von den wenigen früheren Verwendungen, die natürlich eine entsprechende Grundlage bilden, hat die heutige Bedeutung des Begriffs der nachhaltigen Entwicklung ihren hauptsächlichen Ursprung in der Brundtland-Definition von 1987. Sie stellt im gewissen Sinne eine diplomatische Kompromiss- bzw. Konsensformel dar, um die oft gegebenen Zielkonflikte zwischen Umweltschutz und Entwicklung (Wirtschaftswachstum, vor allem in den Ländern des Südens) in Einklang zu bringen.[4] Dieser Zielkonflikt wurde in der ökologischen Diskussion begrifflich mit Allgemeiner Ökologie aufgegriffen.[5] Seit dieser Zeit hat der Begriff stark an Popularität gewonnen und wurde durch seine Verwendung in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft mit verschiedenen Bedeutungen aufgeladen. Ein wesentlicher Bedeutungswandel wurde bereits durch eine neue Schwerpunktsetzung auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro vollzogen. Das Konzept wurde dabei durch seine diskursive Verwendung zu einem hauptsächlich technokratischen Konzept ausgebaut, wobei die Lösungsversuche der ökologischen Probleme hauptsächlich auf Technologie oder wissenschaftlichen Rationalitäten beruhen. Damit wird weiterhin die soziale Komponente im Vergleich zum Brundtland Report zurückgedrängt.[6] Außerdem existieren bereits Arbeiten, welche die Entwicklung der Bedeutung nachhaltiger Entwicklung und Nachhaltigkeit für die verschiedenen Teile unserer Gesellschaft (Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, …) ausführlich diskutieren und empirisch belegen.[7]

Schlüsselbegriffe nachhaltiger Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Brundtland-Bericht nennt im Wesentlichen zwei Schlüsselbegriffe für die Umsetzung und das Verständnis von nachhaltiger Entwicklung und Nachhaltigkeit mit zentraler Bedeutung:

„Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Zwei Schlüsselbegriffe sind wichtig:

  • Der Begriff ‚Bedürfnisse‘, insbesondere der Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt, die die überwiegende Priorität haben sollten;
  • der Gedanke von Beschränkungen, die der Stand der Technologie und sozialen Organisation auf die Fähigkeit der Umwelt ausübt, gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse zu befriedigen.“[8]

Englisches Original:

“Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. It contains within it two key concepts:

  • the concept of ‚needs‘, in particular the essential needs of the world's poor, to which overriding priority should be given; and
  • the idea of limitations imposed by the state of technology and social organization on the environment's ability to meet present and future needs.”[1]

Nachhaltige Entwicklung und Gerechtigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Brundtlandt-Bericht wird das Konzept der nachhaltigen Entwicklung auch unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit betrachtet. So soll einerseits im Rahmen der intragenerativen Gerechtigkeit eine faire Verteilung von Lebenschancen und Ressourcennutzung erreicht werden; andererseits soll durch intergenerative Gerechtigkeit die zukünftige Nutzung knapper Ressourcen auch für künftige Generationen sichergestellt werden. Demnach darf dauerhaftes wirtschaftliches Wachstum das Funktionieren von Ökosystemen nicht gefährden. In wirtschaftswissenschaftlicher Terminologie wurde formuliert, dass jede Generation lediglich die Zinsen – also den Zuwachs entsprechend der natürlichen Regenerationsrate – nutzen darf, während der Kapitalstock weder von den jetzigen noch von zukünftigen Generationen angegriffen werden solle.[9][10]

Leitprinzip des 21. Jahrhunderts (Vereinte Nationen)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Erdgipfel (UNCED) vom 3. bis 14. Juni 1992 in Rio de Janeiro (Brasilien) wurde Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Entwicklung als normatives, internationales Leitprinzip der Staatengemeinschaft, der Weltwirtschaft, der Weltzivilgesellschaft sowie der Politik anerkannt und als Grundprinzip der Rio-Deklaration und der Agenda 21 verankert. Im Zentrum des Erdgipfels standen im Prinzip alle Lebensbereiche, insbesondere die Neuausrichtung von Produktion und Konsum in Richtung Nachhaltigkeit in den Industrieländern, sowie die Bekämpfung der Armut in den Entwicklungsländern.

Konkretisiert wurde der Begriff Nachhaltigkeit in den Dokumenten des Rio-Johannesburg-Prozesses wie zum Beispiel der Agenda 21, der Klimarahmenkonvention, des Kyoto-Protokolls und des Aktionsplans von Johannesburg. Auf der örtlichen Ebene ist der Begriff durch die Bewegung Lokale Agenda 21 bekannt geworden. Wissenschaftlich beschäftigt sich die Nachhaltigkeitswissenschaft mit dem Gesamtkomplex Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung.

Grob betrachtet, steht Nachhaltigkeit im Gegensatz zur Verschwendung und kurzfristigen Plünderung von Ressourcen, und bezeichnet einen schonenden, verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen, der auch an zukünftigen Entwicklungen und Generationen orientiert ist. Wegweisend für diese Denkweise war der Bericht Die Grenzen des Wachstums des Club of Rome.

Beispielhaft für die moderne Interpretation ist die These des Juristen Felix Ekardt, dass schon auf der Grundlage der völkerrechtlichen, europarechtlichen und nationalstaatlichen Grundrechte Nachhaltigkeitsverpflichtungen entstehen.

Neuere Entwicklungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung (Johannesburg 2002) wird ein Paradigmenwechsel zur Nachhaltigkeitsstrategie vollzogen, das heißt, der Schwerpunkt liegt auf Konzepten und Methoden zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele. Außerdem wurden die Millenniumsziele der Vereinten Nationen fester Bestandteil der Umsetzung. Die Kluft zwischen Wort und Tat liegt insbesondere an fehlenden Finanzierungsmitteln, denn zur Realisierung dieser Ziele müssten bis 2015 980 Mrd. US-Dollar zusätzlich bereitgestellt werden. Diese Mittel zu aktivieren hat sich die Global Marshall Plan Initiative verschrieben.

In Johannesburg wurde auch beschlossen, die Bildungsanstrengungen zur Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten zu verstärken. Seit dem 1. Januar 2005 gibt es daher eine „UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Umweltbildung und globales Lernen sollen dazu beitragen, Gedanken und Strategien nachhaltiger Entwicklung besser als bisher in der Gesellschaft zu verankern.

Ebenfalls greifen verschiedene Wissenschaften, wie etwa die Geowissenschaften, die Diskussion auf. Hier ist beispielsweise die Forschungsstelle für das Recht der Nachhaltigen Entwicklung[11] an der Universität Bayreuth zu nennen. Die Vielfalt der Initiativen ist dabei sehr hoch, wobei man Methoden mit dem Ziel einer Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele als Nachhaltigkeitsstrategien bezeichnet.

Übersetzungsvarianten von „sustainable development“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Begriff sustainable development gibt es in der deutschen Sprache insgesamt über 70 Übersetzungsvarianten.[12] Neben „nachhaltige Entwicklung“ ist eine andere stark gebräuchliche Übersetzungsvariante „zukunftsfähige Entwicklung“ bzw. „Zukunftsfähigkeit“ für sustainability. Dieser Begriff wurde 1995 mit der Studie Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung des Wuppertal Instituts eingeführt.

Weitere Übersetzungsvarianten, jedoch seltener im Gebrauch, sind: dauerhafte Entwicklung (Brundtland-Kommission), zukunftsbeständige Entwicklung (ICLEI),[13] zukunftsverträgliche Entwicklung (Enquête-Kommission Globalisierung des Deutschen Bundestages), durchhaltbare Entwicklung (Erhard Eppler) oder aufrechterhaltbare Entwicklung (Meadows)

Ein Beispiel für praktische Übersetzungsprobleme liefert die Verwendung des Begriffs sustainable im Vertrag von Maastricht über die Europäische Union. Im Maastrichter Vertrag verpflichtete sich die Gemeinschaft in Artikel 2 EGV, „ein beständiges, nichtinflationäres und umweltverträgliches Wachstum“ bzw. in der englischen Version a sustainable and non-inflationary growth respecting the environment herbeizuführen. In der deutschen Übersetzung ist dieser Bezug zum Konzept der nachhaltigen Entwicklung weitaus weniger deutlich. Diese taucht im deutschen Vertragstext nur in Artikel 130 u EGV auf, der die Entwicklungszusammenarbeit regelt. In der englischen Textfassung heißt es dagegen sowohl im Artikel 2 EGV als auch im Artikel 130 u EGV sustainable. Auch im Artikel B des Maastrichter Vertrags ist noch einmal im englischen Text von einem economic and social progress which is balanced and sustainable die Rede, während es im deutschen Text „ausgewogenen und dauerhaften wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt“ heißt. Auf drei unterschiedliche Übersetzungen des Begriffs sustainable kommt außer der deutschen Vertragsfassung nur noch die griechische Variante.[14]

Popularisierung des Begriffes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwendungen von „nachhaltig“ als Adjektiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oft finden wir auch Begriffe wie nachhaltige Stadtentwicklung, nachhaltige Landwirtschaft, nachhaltiger Tourismus, nachhaltiges Wachstum. Damit ist gemeint, dass das Objekt wie z. B. die Stadtentwicklung im Sinne der Brundtland-Definition und des Rio-Johannesburg-Prozesses verstanden wird.

Parallele Verwendung des Begriffes in seiner landläufigen Bedeutung und im hier behandelten Sinne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bedeutung der Begriffe nachhaltig und Nachhaltigkeit im hier geschilderten Sinne von „dauerhaft aufrechterhaltbar“ mag zwar dem „etymologisch ursprüngliche(n) Wortsinn von Nachhaltigkeit“ (Konrad Ott vom Sachverständigenrat für Umweltfragen) entsprechen, deckt sich jedoch nicht mit der seit langer Zeit in der Umgangssprache geläufigen Bedeutung der Begriffe (nachhaltig: „sich auf längere Zeit stark auswirkend“; Nachhaltigkeit: „längere Zeit anhaltende Wirkung“).[15]

Ob es sich bei der Verwendung der Begriffe als deutsche Übersetzung für die ohne Zweifel nur schwer adäquat zu übertragenden englischen Begriffe sustainable und sustainability jedoch nun tatsächlich um eine Art bewussten Rückgriff auf eine etymologisch ursprüngliche, im Laufe der Jahrhunderte in der Umgangssprache verschliffene und in einem 200 Jahre alten Text noch einmal nachweisbare Bedeutung handelt, oder ob wir es nicht vielmehr mit einer Art „nachgeschobener Legitimation“ für die Erfindung eines translatorischen Notbehelfs zu tun haben, dürfte kaum nachweisbar sein. Unabhängig davon treffen wir jedoch hier auf den bewussten Versuch der Etablierung einer für die überwiegende Mehrheit der Sprecher neuen Bedeutung für einen geläufigen Begriff.

Durch die Häufigkeit der Verwendung des Begriffs insbesondere in den Medien existieren heute im Sprecherbewusstsein beide Bedeutungen parallel. Der Verdacht liegt nahe, dass aufgrund dieser Popularität die Aussagekraft des Begriffes stark abgenommen hat und es häufig zu einem Verwaschen und zu einer Vermengung der beiden Bedeutungen kommt. Der Begriff wird daher heute häufig ohne ein tatsächliches Verständnis seiner Hintergründe benutzt („nachhaltige Kursentwicklung von Aktien“, „nachhaltige Klimaentwicklung“). Oft ist eigentlich dauerhaft oder anhaltend gemeint.

Deutsche Diskussion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1995 gab es wenige Zentren der Nachhaltigkeitsdiskussion in Deutschland. Wichtigste Zentren waren anfangs unter anderem das Wuppertal-Institut unter Leitung von Ernst Ulrich von Weizsäcker und das Forum Umwelt und Entwicklung in Bonn (NGO). Erst 1994 waren die Dokumente des Rio-Erdgipfels wie zum Beispiel die Agenda 21 in deutscher Sprache verfügbar. Damit setzte auch eine breitere Umsetzungsdiskussion ein. Einen bis heute nachwirkenden Diskussionsbeitrag leistete die vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie erstellte 1996 erschienene Studie Zukunftsfähiges Deutschland.

Erste Umsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste große Modellprojekt zur Umsetzung der Nachhaltigkeit und der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ war das vom Bundespräsident Roman Herzog ausgezeichnete Nationalprojekt, das Altmühltal-Agenda 21-Projekt (1995–1998) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, wo in 25 Projektbereichen über 100 Maßnahmen durchgeführt wurden.[16] Auch starteten die ersten Lokale-Agenda-21-Prozesse, in denen lokale Nachhaltigkeitsstrategien erarbeitet bzw. beschlossen wurden.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Folge wurde die politische Diskussion durch mehrere Enquête-Kommissionen des Deutschen Bundestages geführt und am 21. Februar 2001 der Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen sowie am 30. Januar 2004 erstmals der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung (PBnE) im Deutschen Bundestag eingesetzt. An jährlich stattfindenden Konferenzen des Rates werden aktuelle Fragen rund um den Terminus Nachhaltigkeit in Veranstaltungen ("Meinungsplätze" genannt) diskutiert.[17] In der im Juni 2011 stattfindenden Konferenz wurden als Beispiel Meinungsplätze zu den Bereichen: Wirtschaft, Werte, Konsum, Veränderung, Globales und Politik auf die Tagesordnung gesetzt.[18]

In Deutschland kam es nach der Bundestagswahl 1998 am 27. September 1998 zu einem Regierungswechsel; die erste rot-grüne Koalition auf Bundesebene übernahm die Regierung (bis zur Bundestagswahl 2005 am 18. September 2005) und Jürgen Trittin wurde Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Dies veränderte die Umweltpolitik erheblich; zum Beispiel setzte die Regierung im Juni 2000 im sogenannten Atomkonsens einen mittels Reststrommengen definierten Atomausstieg durch.

Das Statistische Bundesamt erstellt regelmäßig – zweijährlich – einen Bericht mit dem Titel Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Dieser beschreibt die Situation in Deutschland und die Nachhaltigkeitspolitik mittels Nachhaltigkeitsindikatoren.

Im Januar 2017 hat die Bundesregierung die aktuelle Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet[19] - darin sind die Ziele Deutschlands zu allen 17 „Sustainable Development Goals“ (SDG)s festgelegt.[20]

Internationale Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verfassungsrecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelne Staaten haben eine nachhaltige Entwicklung als Staatsziel in ihre Verfassung aufgenommen. Das betrifft die Schweizer Bundesverfassung (Art. 2) seit 1999 sowie die Verfassungen von Bhutan (siehe Bruttonationalglück), Ecuador und Bolivien (siehe buen vivir).

Auch im Grundlagenvertrag der Europäischen Union ist eine nachhaltige Entwicklung seit 2009 eines der Ziele, es konkurriert dort allerdings mit potenziell gegensätzlichen Zielen wie der Verpflichtung auf Wirtschaftswachstum.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf globaler Ebene unterstützt unter anderem der Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung (WBCSD) Unternehmen darin, ihre Aktivitäten nachhaltiger zu gestalten und soziale und umweltpolitische Gesichtspunkte stärker zu berücksichtigen. Zudem wird in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen versucht, ein Wirtschaften, das im Einklang mit den Prinzipien nachhaltiger Entwicklung steht, aufzugreifen und zu diskutieren. Hierzu zählt etwa die Bau- und Papierindustrie, der Logistik- und Transportsektor Grüne Logistik aber auch die Elektronikindustrie, auf die der Artikel Green IT näher eingeht. Unter Nachhaltigkeitsmanagement wird zunehmend das integrierte Management sozialer, ökonomischer und ökologischer Aspekte auf der Ebene eines Unternehmens verstanden. Mittlerweile hat auch die Finanzindustrie die Vorteile des Investments in nachhaltige Anlagen entdeckt.

Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Wissenschaft entwickelte sich nach einer längeren Anlaufphase ab 1997 eine Vielzahl von Arbeitsschwerpunkten. Sie reichen heute von der einzelwirtschaftlichen Betrachtung des „betrieblichen Umweltschutzes“ über Funktionszusammenhänge wie „nachhaltige Mobilität“, „nachhaltigen Konsum“ oder „nachhaltige Investition“ bis hin zu Betrachtungen weltweiter Zusammenhänge wie „globale Nachhaltigkeit und WTO“ und ähnlicher Entwicklungspolitik. Seit 2001 gibt es auch eine Nachhaltigkeitswissenschaft (Sustainability Science). In letzter Zeit entstehen aber auch dezidierte Lehrstühle mit direkter Denomination wie das Fachgebiet.

Inhaltlich griff die Wissenschaft die Fragestellung bereits in den 1980er-Jahren auf, z. B. unter dem Begriff Allgemeine Ökologie.[21] Doch diese Bestrebungen vermochten sich nur zögerlich durchzusetzen.[22] Mit der Agenda 2030 gewinnen die Forderungen nach einer Transformativen Wissenschaft an institutioneller Bedeutung.[23][24]

Philatelistisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Erstausgabetag 6. Februar 2020 gab die Deutsche Post AG zum Thema Nachhaltige Entwicklung ein Sonderpostwertzeichen im Nennwert von 80 Eurocent heraus. Der Entwurf stammt vom Grafiker Florian Pfeffer aus Bremen.[25]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b WCED: Our Common Future. Brundtland Report. New York 1987, S. 37 (admin.ch).
  2. Steffen Bauer: Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung. In: bpb.de. 2008, abgerufen am 20. August 2023.
  3. Klaus-Georg Wey: Umweltpolitik in Deutschland: kurze Geschichte des Umweltschutzes in Deutschland seit 1900. Westdeutscher Verlag, Opladen 1982, ISBN 978-3-531-11578-8, S. 157.
  4. Iris Borowy, Defining Sustainable Development: A History of the World Commission on Environment and Development (Brundtland Commission), Milton Park: Routledge 2014.
  5. Hannes G. Pauli: Das Modell "Spinne". Vision und Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Allgemeinen Ökologie, in: UniPress 67, Bern 1990
  6. Johannes Dingler: Postmoderne und Nachhaltigkeit. Eine diskurstheoretische Analyse der sozialen Konstruktionen von nachhaltiger Entwicklung. oekom Verlag, München 2003.
  7. Siegmar Otto: Bedeutung und Verwendung der Begriffe nachhaltige Entwicklung und Nachhaltigkeit – Eine empirische Studie. Bremen: Jacobs University Bremen 2007. (PDF-Datei, ca. 5 MB)
  8. Volker Hauff: Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Eggenkamp Verlag, Greven 1987, ISBN 978-3-923166-16-9, S. 46.
  9. Volker Hauff: Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Eggenkamp Verlag, Greven 1987, ISBN 978-3-923166-16-9, S. 48f.
  10. Kurt Promberger/Hildegard Spiess/Werner Kössler: Unternehmen und Nachhaltigkeit. Eine managementorientierte Einführung in die Grundlagen nachhaltigen Wirtschaftens. Linde Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7073-0972-X, S. 25f.
  11. Forschungsstelle für das Recht der Nachhaltigen Entwicklung – Universität Bayreuth
  12. Karin Wullenweber: Wortfang. Was die Sprache über Nachhaltigkeit verrät. in: Politische Ökologie. München 63/64.2000, S. 23–24, ISSN 0933-5722
  13. Webpage ICLEI – Local Governments for Sustainability
  14. Nigel Haigh, R. Andreas Kraemer: “Sustainable Development” in den Verträgen der Europäischen Union. in: Zeitschrift für Umweltrecht. Berlin 5.1996, S. 239–242. ISSN 0943-383X
  15. Duden. Deutsches Universalwörterbuch, 1996.
  16. Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde – Projektbericht zur Altmühltal-Agenda 21 (Memento des Originals vom 7. Dezember 2004 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.faape.org (PDF-Datei, ca. 0,5 MB).
  17. Veranstaltungen des Rates. Rat für Nachhaltige Entwicklung, archiviert vom Original am 8. Februar 2011; abgerufen am 17. März 2011.
  18. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung am 20.06.2011 in Berlin. Rat für Nachhaltige Entwicklung, archiviert vom Original am 6. Februar 2011; abgerufen am 17. März 2011.
  19. Bundesregierung | Aktuelles | Neue Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Abgerufen am 20. Januar 2017.
  20. Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie – Neuauflage 2016. Abgerufen am 21. Januar 2017.
  21. Hannes G. Pauli: Das Modell "Spinne". Vision und Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Allgemeinen Ökologie, in: UniPress 67, Bern 1990
  22. Visionen der Forschenden. Forschung zu Nachhaltigkeit und Globalem Wandel - Wissenschaftspolitische Visionen der Schweizer Forschenden. ProClim, Bern 1997
  23. Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Hauptgutachten 2011. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen WBGU, Berlin
  24. Andreas Kläy; Anne Zimmermann; Flurina Schneider (2016). Statt Eingreifen wider Willen – reflexiv transformative Wissenschaft. Bulletin der Vereinigung der Schweizerischen Hochschuldozierenden, 42(3/4), S. 46–52.
  25. Sondermarke Nachhaltige Entwicklung