Muhammad III. al-Husain – Wikipedia

Muhammad III. al-Husain, Sadok Bey
Muhammad III. al-Husain, Sadok Bey (1877)

Muhammad III. al-Husain (* 1814; † 28. Oktober 1882 [1] in Bardo; arabisch أبو عبد الله محمد الصادق باشا باي, DMG Abū ʿAbd Allāh Muḥammad aṣ-Ṣādiq Bāšā Bāy) war als Sadok Bey von 1859 bis zu seinem Tode Bey von Tunis.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Muhammad III. war der Sohn von Husain II. al-Husain und Bruder seines Vorgängers Bey Muhammad II. al-Husain (1855–1859), zu dessen Nachfolger er am 10. Juni 1855 ernannt wurde. Am gleichen Tag wurde er zum Divisionsgeneral in der Osmanischen Armee ernannt, nach Antritt seiner Regentschaft wurde er am 10. Dezember 1859 zum Marschall befördert. Als ältestes Familienmitglied der Dynastie der Husainiden trat er seine Regentschaft am 21. September 1859 als Bey an, ab dem 25. Oktober 1871 war er bis zu seinem Tod Bey und Herrscher des Königreichs von Tunis.

Im Jahr seines Regentschaftsantritts wurde mit Frankreich die Einrichtung einer Telegraphenverbindung vereinbart. Obwohl der „Fundamental-Akt“ bereits unter seinem Vorgänger auf heftigen Widerstand gestoßen war, erneuerte Muhammad III. 1861 ihn, indem er am 23. April 1861 die erste moderne arabische Verfassung vorlegte. Sie schränkte seine Rechte als Bey ein und versprach eine Trennung von Regierung, Gesetzgebung und Rechtsprechung. Der juristische Verfahrensablauf änderte sich, eine oberste Gerichtsbarkeit sollte entstehen. Die Verfassung gewährte Europäern und jüdischen Bürgern die gleichen Rechte wie den einheimischen Muslimen. Unter den geänderten gesetzlichen Voraussetzungen durften auch sie Grundbesitz erwerben, damit sollte der Zuzug europäischer Einwohner verstärkt und der Handel mit Frankreich belebt werden. Die Verfassung trat allerdings nicht in Kraft und wurde nach Aufständen gegen die Einführung einer Geldsteuer 1864 suspendiert. Trotz der Reformvorhaben Muhammad III. reichte die Wirtschaftskraft des Landes letztendlich nicht aus, um sie auch umzusetzen. Eine grundlegende Belebung der Wirtschaft gegenüber der europäischen Konkurrenz gelang nicht. Vielmehr stieg die Staatsverschuldung so stark an, dass Tunesien 1869 unter die Finanzkontrolle von Frankreich, Großbritannien und Italien kam.

In der Folgezeit versuchte General Cheir ad-Din at-Tunusi als Großwesir (1873–1877) die Verwaltung zu reorganisieren und die Korruption zu bekämpfen. Zu diesem Zweck wurden moderne Schulen errichtet, um Personal für einen neuen effizienten Verwaltungsapparat ausbilden zu können. Als sich at-Tunusi wieder verstärkt an das Osmanische Reich anlehnte, um die Unabhängigkeit Tunesiens zu behaupten, wurde er zur Abdankung gezwungen. Nun musste Muhammad III. im Bardo-Vertrag (1881) das französische Protektorat über Tunesien anerkennen, nachdem das Land von französischen Truppen besetzt worden war.

Muhammad III. starb 1882 in seinem Palast in Bardo eines natürlichen Todes und wurde im Mausoleum Tourbet El Bey in der Medina von Tunis beigesetzt. Sein jüngerer Bruder Ali al-Husain wurde von 1882 bis 1902 sein Nachfolger als Ali III.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zusammenstellung der Husainiden auf der Website der Bibliothek der Cornell University, dort Predecessors, Pos. 12, abgerufen am 20. Juni 2009 (englisch).
VorgängerAmtNachfolger
Muhammad II. al-HusainBey von Tunis
1859–1882
Ali III. al-Husain