Marietta di Monaco – Wikipedia

Marietta di Monaco (* 10. März 1893 in München; † 19. Januar 1981 ebenda), auch „Marietta“, eigentlich Maria Kirndörfer, war eine deutsche Kabarettistin, Lyrikerin, Diseuse, Tänzerin und Dichtermuse. Außerdem stand sie Modell für Maler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Pflegeeltern aufgewachsen führt Marietta nach dem Besuch einer Klosterschule zunächst das Leben einer Vagabundin. 1913 wird sie eher zufällig im Schwabinger Kleinkunstlokal „Simplicissimus“, auch als „Simpl“ bekannt, für die Bühne entdeckt. In der Folgezeit tritt sie als Vortragskünstlerin und Tänzerin im „Simpl“, „Schwabinger Brettl“, der „Katakombe“ und der „Seerose“ in München auf, aber auch in Berlin oder Paris.

Markenzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Markenzeichen der Marietta ist der literarische Vortrag mit seltsam gebrochener Jungmädchenstimme, dessen Wirkung ihr kleiner, zierlicher Wuchs unterstreicht und den sie bis ins hohe Alter pflegt. Sie gilt so als unnachahmliche Interpretin besonders von grotesker Alltagslyrik.

Dadaismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1916 gehört Marietta zur Gründungsgruppe des „Cabaret Voltaire“ in Zürich, das als Wiege des Dadaismus gilt. Am 31. Mai 1916 führt sie dort zusammen mit Hans Arp, Hugo Ball, Emmy Hennings, Marcel Janco und Tristan Tzara das aufsehenerregende dadaistische Werk Simultan Krippenspiel von Hugo Ball auf. Auch Hugo Ball als einer der wichtigsten Vertreter der in Fortführung des Expressionismus entwickelten avantgardistischen Kunst- und Literaturbewegung des Dadaismus bewegte sich wie Marietta zuvor in der Schwabinger Künstlerkolonie rund ums Simpl, wo bereits 1914 und damit das erste Mal in der Literaturgeschichte in einem von ihm und Klabund gemeinsam verfassten, von Marietta di Monaco vorgetragenen Gedicht der Begriff ‚Dada‘ auftaucht.

Künstlermuse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Enge Freundschaften mit Dichtern wie Joachim Ringelnatz, Frank Wedekind, Fred Endrikat und Klabund, deren lyrische Werke sie auf der Bühne rezitierte, machen Marietta des Weiteren als Dichtermuse berühmt.

Auch als Malermodell erlangt sie Prominenz; z. B. malte 1916 in Zürich einer der bekanntesten Maler der Neuen Sachlichkeit, Christian Schad, ein Porträt von Marietta in Öl auf Leinwand (60 × 41 cm; Christian Schad Stiftung Aschaffenburg).

1920 erscheint der kurze Liebesroman Marietta von Klabund, der sich ausdrücklich auf die Vortragskünstlerin bezieht.

Betitelungen durch die Presse, die von „Muse Schwabylons“ bis zu „Königin der Schwabinger Bohème“ reichen, zeugen von der Berühmtheit, die Marietta zeitweilig besaß.

Emigration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1936 emigriert Marietta nach Frankreich, kehrt aber drei Jahre später zurück nach Deutschland.

Biographie und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An ihrem 65. Geburtstag ehrt der Schriftsteller Peter Paul Althaus Marietta mit einer Rede.

1962 veröffentlicht Marietta di Monaco, die zuvor bereits als Lyrikerin und für das Kabarett schriftstellerisch tätig war, Reisebilder, Erinnerungen, Porträts unter dem auf ein Gedicht ihres frühverstorbenen Freundes Klabund anspielenden Titel Ich kam – ich geh.

Ebenfalls 1962 erhält sie den Schwabinger Kunstpreis.

Späte Schallplattenaufnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst 1964 – 51 Jahre nach ihrem Debüt – wird ihre einmalige Vortragskunst im Rahmen einer Reihe mit privaten Document-Aufnahmen „Schwabinger Kleinkunst-Kostbarkeiten“ erstmals für eine Schallplatte aufgezeichnet. Marietta spricht hierfür Texte von Wilhelm Busch und ihren einstmaligen Weggefährten Endrikat und Ringelnatz.

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 19. Januar 1981 stirbt Marietta di Monaco in einem Altenheim in München. Sie ist im alten Teil des Münchener Waldfriedhofs im Grab Nr. 222-3-171 beerdigt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marietta di Monaco: Ich kam – ich geh. Reisebilder. Erinnerungen. Porträts. Neuausgabe nach dem Text der Ausgabe von 1962. Allitera Verlag, München 2002.
  • Klabund: Marietta. Ein Liebesroman. Steegemann, Hannover u. a. 1920.
  • Christian Schad: Relative Realitäten. Augsburg 1999. (Schads Erinnerungen an die Entstehung von Dada in Zürich)

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Diese zierliche Kleine müßte einmal auf dem Podium stehen“ (unbk. 1913, im Schwabinger Lokal „Simpl“, auf die noch völlig unbekannte Marietta deutend)
  • Die Emmy singt, Marietta spricht,/Zuweilen ist es ein Gedicht./Ball spielt den Typerarymarsch./Und kratzt sich am Poetenarsch./Ein deutscher Dichter singt französisch,/Rumänisch klingt an Siamesisch./Es blüht die Kunst. Hallelujah!/'s war auch schon mal ein Schweizer da“ (Marietta di Monaco, Zürich 1916)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]