Maria Ressa – Wikipedia

Maria Ressa, 2011

Maria Angelita Ressa (geboren 2. Oktober 1963 in Manila) ist eine philippinische Journalistin und Autorin. Sie ist Mitgründerin, Geschäftsführerin und Chefredakteurin des Online-Nachrichtenportals Rappler und war fast zwei Jahrzehnte lang als leitende Investigativreporterin für CNN International in Südostasien tätig. Im Jahr 2021 wurde ihr der Friedensnobelpreis zuerkannt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maria Ressa wurde auf den Philippinen geboren und wuchs in Manila auf. Als sie neun Jahre alt war, zogen ihre Eltern mit ihr nach Toms River (New Jersey, USA), wo Ressa 1982 ihren High-School-Abschluss machte.[1]

Danach studierte Maria Ressa Biologie und Englisch an der Princeton-Universität (New Jersey, USA), wo sie cum laude mit einem Bachelor in Englisch abschloss. Im Anschluss daran kehrte sie mit einem Fulbright-Stipendium für politisches Theater nach Manila zurück und absolvierte ein Masterstudium an der Universität der Philippinen Diliman. In dieser Zeit wandte sie sich bereits dem Journalismus zu.[2][3]

Ihre erste Anstellung 1987 erhielt sie beim Nachrichtensender CNN International. Von 1988 bis 1995 leitete sie das CNN-Büro in Manila (Philippinen) und von 1995 bis 2005 das CNN-Büro in Jakarta (Indonesien). Als leitende Investigativreporterin von CNN in Asien hat sie sich auf die Untersuchung terroristischer Netzwerke spezialisiert.

Ressa im Jahr 2010

Von 2004 bis 2010 leitete Ressa die Abteilung Aktuelles des philippinischen TV- und Online-Networks ABS-CBN. Sie arbeitete darüber hinaus weiterhin für CNN[4] und The Wall Street Journal.[5] In einem offenen Brief vom 11. Oktober 2010 kündigte Ressa an, ihren Sechsjahresvertrag mit ABS-CBN nicht zu verlängern.[6] Sie wechselte zum Internationalen Forschungszentrum für Politische Gewalt und Terrorismus (ICPVTR) des S. Rajaratnam Instituts für Internationale Studien an der Technischen Universität Nanyang in Singapur als Writer in Residence.

2012 gründete Ressa gemeinsam mit Kollegen das Online-Nachrichtenportal Rappler, das bereits 2011 als ein Social-Media-Nachrichtenkanal initiiert wurde.

Ressa ist Autorin von zwei Büchern über den Aufstieg des Terrorismus in Südostasien. Bislang erschienen 2003 Seeds of Terror: An Eyewitness Account of Al-Qaeda's Newest Center und 2013 From Bin Laden to Facebook 10 Days of Abduction, 10 Years of Terrorism nur in Englisch.

Kampf um Pressefreiheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rappler und seine Geschäftsführerin Maria Ressa gerieten aufgrund ihrer Berichterstattung über den philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte unter Druck, insbesondere, weil sie kritisch über den „Krieg gegen Drogen“ und Dutertes Aufruf zu Selbstjustiz durch Bürgerwehren und Polizei berichtet hatten.[7]

Am 22. Januar 2018 musste Maria Ressa als Geschäftsführerin von Rappler vor dem National Bureau of Investigation (NBI) erscheinen, um der Vorladung aufgrund einer Online-Verleumdungsklage nachzukommen, die gegen Ressa, den ehemaligen Rappler-Reporter Reynaldo Santos und den Geschäftsmann Benjamin Bitanga gerichtet worden war. Die Anzeige gegen Ressa und ihre Mitstreiter war von dem Geschäftsmann Wilfredo Keng erwirkt worden, nachdem das Webportal Rappler einen Artikel über ihn veröffentlicht hatte.

Im November 2018 kündigten die philippinischen Behörden an, dass sie Ressa und Rapplers Muttergesellschaft, die Rappler Holdings Corporation, wegen Steuerhinterziehung und Nichtvorlage von Steuererklärungen anklagen würden. Sowohl Ressa als auch Rappler haben Steuerhinterziehung oder ein Fehlverhalten abgestritten.

„Dieses ist eine klare Form der anhaltenden Einschüchterung und Schikanierung gegen uns, und ein Versuch, Journalisten zum Schweigen zu bringen“, sagte Rappler in einer Erklärung, nachdem die Regierung Duterte die Vorwürfe Anfang November 2018 gegen das Newsportal und seine Geschäftsführerin Ressa erhoben hatte.[8] Am 15. Juni 2020 wurde Ressa der Verleumdung für schuldig befunden; das Strafmaß stand zunächst noch aus. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte das Urteil als „Frontalangriff auf die Pressefreiheit“.[9] Am 18. Januar 2023 sprach das Berufungsgericht für Steuern der Philippinen sie und ihre Online-Nachrichtenwebsite Rappler vom Vorwurf der Steuerhinterziehung frei, der 2018 von der Regierung gegen sie erhoben worden war.[10]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für ihre journalistische Arbeit wurde Maria Ressa mit diversen Auszeichnungen geehrt, unter anderem mit dem Overseas Press Club Award für die Beste Dokumentation, dem National Headliner Award für Investigativjournalismus, einer Emmy-Nominierung für hervorragende Investigation, den Asian Television Award TOWNS – Ten Outstanding Women in the Nation's Service (Philippinen) und TOYM.

Im Jahr 2010 wählte das US-amerikanische Männermagazin Esquire Ressa zur „sexiest Frau auf den Philippinen“ mit der Begründung: „Trotz ihrer Größe furchtlos genug, um einen Augenzeugenbericht über Al-Qaida zu schreiben.“[11]

Im Jahr 2015 verlieh der Philippine Movie Press Club bei den 29. PMPC Star Awards for Television Maria Ressa die Auszeichnung Excellence in Broadcasting Lifetime Achievement.[12]

Im Jahr 2016 wurde sie von Kalibrr, einer indonesischen Arbeitskräfteplattform, als „eine der acht einflussreichsten und mächtigsten Frauen der Philippinen“ aufgeführt.[13]

Im November 2017 nahm Ressa als Geschäftsführerin der Nachrichtenorganisation Rappler den Demokratiepreis 2017 vom National Democratic Institute (NDI), einer gemeinnützigen Organisation zur Unterstützung demokratischer Teilhabe weltweit, entgegen, der an drei Organisationen zum Thema „Desinformation vs. Demokratie: Kämpfen um Fakten“ vergeben wurde.[14]

Im Juni 2018 erhielt Ressa auch den Golden Pen of Freedom Award des Weltverbandes der Zeitungen für ihre Arbeit mit Rappler.[15] 2018 wurde ihr außerdem vom CPJ, dem Komitee zum Schutz von Journalisten, der Gwen-Ifill-Preis für Pressefreiheit verliehen.[16]

Im Dezember 2018 wurde sie vom US-Magazin Time als Person des Jahres 2018 und Wächter im „Krieg gegen die Wahrheit“ geehrt.[17]

Im November 2020 wurde Ressa für ihren Widerstand gegen Beschränkungen des freien Wortes von der schwedischen Sektion von P.E.N. mit dem Tucholsky-Preis geehrt.[18] 2021 wurde sie mit dem Guillermo Cano World Press Freedom Prize ausgezeichnet.[19]

Im Oktober 2021 wurde Ressa gemeinsam mit dem russischen Journalisten Dmitri Muratow der Friedensnobelpreis zuerkannt. Beide erhielten die Auszeichnung „für ihre Bemühungen um die Wahrung der Meinungsfreiheit, die eine Voraussetzung für Demokratie und dauerhaften Frieden ist“.[20] Der philippinische Generalstaatsanwalt José Calida versuchte im Vorfeld, Ressas Reise nach Oslo zur persönlichen Entgegennahme des Preises zu verhindern.[21][22] In ihrer Dankesrede zur Verleihung des Preises griff sie Facebook an und nannte es eine „Flut von Giftschlamm“ in den sozialen Medien. Die Technologiegiganten hätten „zugelassen, dass ein Virus der Lüge jeden von uns infiziert“, um vom Hass zu profitieren.[23]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Seeds of Terror: An Eyewitness Account of Al-Qaeda’s Newest Center of Operations in Southeast Asia. The Free Press, New York 2003, ISBN 0-7432-5133-4.
  • From Bin Laden To Facebook: 10 Days Of Abduction, 10 Years Of Terrorism. Imperial College Press, London 2013, ISBN 978-1-908979-53-7.
  • How to stand up to a dictator. Bastei Lübbe, Köln 2022, ISBN 978-3-86995-121-8.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mareike Graepel, Jan Hendrik Ax: Change is female. Frauen, die heute schon Geschichte schreiben. Knesebeck, München 2023, ISBN 978-3-95728-632-1, S. 62–67.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maria Ressa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Website von Maria Ressa
  • Götz Hamann, Lisa Hegemann: Maria Ressa: „Wir sind fast zu Drogenabhängigen geworden“. In: Zeit Online. 17. Dezember 2022, archiviert vom Original am 19. Dezember 2022;.
  • Annika Schneider: Kämpferin für Pressefreiheit – Gespräch mit Maria Ressa. (mp3-Audio; 13 MB; 14:32 Minuten) In: Deutschlandfunk-Sendung @mediasres. 6. März 2023;.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Amanda Oglesby: TIME person of the year, from Toms River, to trigger Time Square ball dro. Ashbury Park Press, 31. Dezember 2018
  2. Tanya T. Lara: Maria Ressa: Writing from the war zones. Philstar, 21. Dezember 2003
  3. Almond N. Aguila: Maria Ressa: The best is yet to come. Philstar, 4. September 2005
  4. Spreading terror: From bin Laden to Facebook in Southeast Asia. Abgerufen am 26. Januar 2019 (englisch).
  5. Maria A. Ressa: Noynoy Flunks His First Test. In: Wall Street Journal. 6. September 2010, S. en (wsj.com [abgerufen am 26. Januar 2019]).
  6. ABS-CBN News: Maria Ressa's letter to ABS-CBN News and Current Affairs. Abgerufen am 26. Januar 2019.
  7. Arne Perras: Maria Ressa – Die philippinische Journalistin wird zur Gegenspielerin des Autokraten Duterte. Süddeutsche Zeitung, 5. Dezember 2018, abgerufen am 1. Februar 2019 (deutsch).
  8. Joshua Berlinger: Maria Ressa, Rappler formally indicted by the Philippines on tax evasion charges. CNN, 29. November 2018, abgerufen am 1. Februar 2019 (englisch).
  9. Philippinische Journalistin Maria Ressa verurteilt, Spiegel Online, 15. Juni 2020.
  10. Philippine Nobel laureate Maria Ressa acquitted of tax evasion. 18. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (englisch).
  11. Esquire.com names Maria Ressa one of the sexiest women alive in the world, sexiest in the Philippines. 14. Oktober 2010, abgerufen am 26. Januar 2019 (englisch).
  12. ABS-CBN dominates 29th PMPC Star Awards for TV | ABS-CBN News. Abgerufen am 26. Januar 2019.
  13. 8 Most Influential and Powerful Women Leaders. Abgerufen am 26. Januar 2019 (englisch).
  14. 2017 Democracy Dinner Explores the Global Threat of Disinformation. 2. November 2017, abgerufen am 26. Januar 2019 (englisch).
  15. 2018 Golden Pen of Freedom Awarded to Maria Ressa of the Philippines - World News Publishing Focus by WAN-IFRA. Abgerufen am 26. Januar 2019.
  16. 2018 Gwen Ifill Press Freedom Award. CPJ, abgerufen am 1. Februar 2019 (englisch).
  17. Deutsche Welle: "Time Magazine" würdigt Journalisten als "Person des Jahres" | DW | 11.12.2018. 11. Dezember 2018, abgerufen am 26. Januar 2019 (deutsch).
  18. Svenska PEN: "Maria A Ressa får årets Tucholskypris". 9. November 2020, abgerufen am 10. November 2020 (schwedisch).
  19. World Press Freedom Day: Philippines journalist Maria Ressa to receive 2021 UNESCO/Guillermo Cano World Press Freedom Prize. Pressemitteilung vom 27. April 2021 auf der Website der UNESCO, abgerufen am 27. April 2022. (englisch)
  20. The Nobel Peace Prize 2021. In: nobelprize.org, 8. Oktober 2021 (abgerufen am 8. Oktober 2021).
  21. Philippinen: Reise nach Oslo wird Ressa verboten. In: Glaube und Heimat vom 5. Dezember 2021, S. 14.
  22. Philippinen: Ressa darf nach Oslo reisen. In: Glaube und Heimat vom 12. Dezember 2021, S. 14.
  23. Nobel Peace Prize: Maria Ressa attacks social media 'toxic sludge'. BBC News (ebenso Video mit Interview), 11. Dezember 2021 (abgerufen am 12. Dezember 2021)