Lutherkirche (Cottbus) – Wikipedia

Lutherkirche (2017)

Die Lutherkirche ist ein Kirchengebäude im Kirchenkreis Cottbus der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Das Gotteshaus entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Plänen des Architekten Robert Leibnitz in der brandenburgischen Stadt Cottbus.[1][2] Nach starken Kriegsschäden wurde das Gebäude wieder auf- und später ausgebaut. Sie steht seit den späten 1990er Jahren unter Denkmalschutz.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Industrialisierung in deutschen Städten führte auch in Cottbus gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem starken Bevölkerungsanstieg, die christliche Religion war bei den neuen Einwohnern weit verbreitet. So beschlossen die Anhänger des evangelischen Glaubens, die sich bereits in den 1840er Jahren zur Martin-Luther-Gemeinde zusammengeschlossen hatten, ein eigenes Gotteshaus zu errichten. Zunächst wurden Teile der Gemeinde am 1. April 1902 ein selbstständiger Pfarrbereich. Sie gründeten 1906 den Luther-Kirch-Bauverein, organisierten eine breite Spendenkampagne[4], erwarben in der Thiemstraße 27 Bauland, fanden mit dem königlichen Regierungsbaumeister Robert Leibnitz entsprechende Unterstützung. Am 25. Juni 1911 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung, bereits am 30. Juni 1912 konnte die Kircheneinweihung begangen werden.[2][5] Beteiligte Firmen am Bau waren Michaelis & Dietrich aus Cottbus (Bauaufsicht), Maurermeister Gustav Klammer sowie die Zimmermeister Alfred Kisse und Hermann Wust. Die Baukosten für das stattliche Gotteshaus mit Turm in Verbindung mit zwei Vereinssälen in einem Pfarrhaus sowie einer Küsterwohnung im Parterregeschoss betrugen 152.000 Mark.[4]

Im Ersten Weltkrieg musste die Gemeinde die Bronze-Glocken als Metallspende des deutschen Volkes abliefern, die in Kriegsgeräte umgeschmolzen wurden. Im Jahr 1926 erhielt die Kirche ein neues Geläut. Dieses musste im Zweiten Weltkrieg wieder abgeliefert werden, kam aber wohl zunächst auf einen zentralen Glockenfriedhof. Die kleinste Glocke gelangte nach dem Ende des Krieges an die Oberkirche St. Nikolai in Cottbus, wo sie noch immer im Glockenturm läutet.[5]

Bei den Luftangriffen auf Cottbus am 15. Februar 1945 wurde die Kirche stark beschädigt, nach Kriegsende wurde das Baumaterial der Ruine für den Aufbau von Neubauernhöfen bestimmt. Erst mit Gründung der DDR, im Jahr 1949 konnte der Wiederaufbau geplant, unter Leitung des Architekten Hans Palm und durch Spenden und Arbeitsleistungen schrittweise durchgeführt werden.[4] Am 13. Mai 1951 erfolgte die Wiedereinweihung des Sakralgebäudes. Ein neues Geläut wurde 1954 eingeweiht, 1955 weihte die Luthergemeinde auch den ersten Teil der neu gebauten Jehmlich-Orgel ein.[5][6][1] Die letzten äußeren Kriegsschäden am Kirchengebäude wurden erst 1978 beseitigt.[5]

Nach der deutschen Wiedervereinigung und der administrativen und kirchlichen Neugliederung konnte die Kirche außen und innen komplett saniert werden. Die Innensanierung erfolgte von September 2018 bis August 2019.[7] Im Jahr 2021 wurde die Orgel durch das Unternehmen Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt saniert, am 13. November 2021 wurde sie erneut eingeweiht.[8]

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche ist eine im Jugendstil errichtete Saalkirche mit einer im Grundriss länglichen, quaderförmigen Apsis im Süden, Satteldach und einem neobarocken reliefierten Hauptportal auf der Nordseite, an denen sich asymmetrisch der querovale Westturm angliedert. Über dem Portal des mehrgliederigen Baukörpers sind in einem Blendfenster die Anfangszeilen der ersten und der vierten Strophe von Ein feste Burg ist unser Gott unter der Lutherrose zu lesen. An der Ostseite befinden sich fünf Rundbogenfenster. Im Westen und im Süden schließt sich das Gemeindehaus an.

Der Dachstuhl und alle Dächer des Bauensembles sind 2012 mit neuen roten Dachziegeln gedeckt worden[5], die Fassaden wurden mit beigem Putz erneuert.

Die Halbrund-Fenster des Kirchenraumes sind in zwei Etagen gegliedert und ziehen sich um den östlichen Querflügel über den Turm bis zum westlichen Baubereich herum. Sie lassen durch nichtfarbiges Glas einseitig Tageslicht in den Kirchenraum treten.

Ein Tonnengewölbe schließt den Kirchenraum ab. Wand- und Deckenflächen sind in verschiedenen Weißtönen ausgemalt.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenraum (2019)
Ansicht der Orgelempore (2019)

Altar und Kruzifix sind in einer flachen Rundnische angeordnet, zu der drei in Freiform ausgeführte Stufen hinaufführen. Ein Ambo aus sedimentiertem Muschelkalk vervollständigt die Ausstattung der Altarnische.[9] Das Kruzifix hing bis zur Zerstörung des Gotteshauses seitlich neben dem Chorbogen und konnte restauriert werden.[5][10] Der rechteckige Altartisch ersetzt den im ZWK zerstörten früheren Kanzelaltar, er ist aus weißem Muschelkalk gefertigt und mit einer Holzplatte bedeckt. In den 1930er Jahren wurde im Innenraum eine Lutherbüste aufgestellt.[5]

Dreizehn Bankreihen aus gebeiztem Holz, durch einen Mittelgang unterbrochen, bieten bis zu 250 Besuchern Platz.

Im Kirchenraum befindet sich auf einer L-förmigen Empore eine Orgel aus der Werkstatt des Orgelbauers Jehmlich, die neben den Gottesdiensten auch für öffentliche Konzerte genutzt wird.[11]

Gemeindearbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Luthergemeinde hatte Ende 2022 rund 1160 Mitglieder. Zur Gemeinde gehört der evangelische Kindergarten Lutherrose in der Weinbergstraße 14, unweit des Gotteshauses befindlich.[1] Die regelmäßige Gemeindearbeit beinhaltet, um nur die einige Aktivitäten zu nennen, die Durchführung der Christenlehre für Kinder, die Arbeit mit Konfirmanden, die Junge Gemeinde, den Unterhalt eines Bläserchores, einen Seniorenkreis und einen Besuchsdienstkreis.[5]

Pfarrer (Auswahl)

  • 1910er Jahre: Rudolf Rauh[5][4]
  • bis August 2022: Vera von der Osten-Sacken
  • Januar–Oktober 2023: Sven Oliver Lohmann[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alexandra Sidorova: Der Wiederaufbau und die Sanierung der Lutherkirche Cottbus im Kontext regionaler Erfahrungen. Denkmalpflegerische Bewertung der aktuellen Umgestaltungsabsichten für den Innenraum, Masterarbeit im Studiengang Bauen und Erhalten an der BTU Cottbus-Senftenberg, Lehrstuhl Denkmalpflege; Cottbus 2017
  • Chr. Lehm et al: Die evangelische Lutherkirchengemeinde Cottbus und ihre Kirche. Streiflichter aus der bewegten Geschichte zum 100. Jubiläum des Kirchbaus 1912–2012, Hrsg. GKR der Lutherkirchengemeinde Cottbus, 2012.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lutherkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Homepage der Cottbuser Lutherkirche, zuletzt abgerufen am 24. Juni 2023.
  2. a b Die Lutherkirche in Cottbus. In: Flafs Freie Zeichnerei. 11. August 2011, abgerufen am 17. Mai 2020 (Die Darstellung enthält sowohl Grundrissskizzen als auch detaillierte Fotos).
  3. Eintrag in die Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg. Abgerufen am 17. Mai 2020.
  4. a b c d Kirche für die Spremberger Vorstadt, abgerufen am 20. Mai 2022.
  5. a b c d e f g h i Gründung und Namensgebung, luthergemeinden.ekbo.de; abgerufen am 20. Mai 2022.
  6. Sehenswert: Die Lutherkirche. Stadt Cottbus, abgerufen am 17. Mai 2020.
  7. Kirche: Wir haben keine tote Hülle gebaut. In: Lausitzer Rundschau. 11. September 2019, abgerufen am 17. Mai 2020.
  8. Die Königin der Instrumente. Lutherkirche Cottbus, abgerufen am 6. November 2023. (PDF, 124 kB).
  9. Wesentliches im Blick, Lutherkirche im Detail, 20. April 2022.
  10. Historische Innenansicht der Cottbuser Lutherkirche.
  11. Flyer zur Kirchenmusik in Cottbus, abgerufen am 19. Mai 2022.

Koordinaten: 51° 44′ 49,2″ N, 14° 19′ 42,8″ O