Ludwig IV. (Hessen-Darmstadt) – Wikipedia

Großherzog Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein

Friedrich Wilhelm Ludwig IV. Karl von Hessen und bei Rhein (* 12. September 1837 in Bessungen; † 13. März 1892 in Darmstadt) war von 1877 bis 1892 Großherzog von Hessen und bei Rhein.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwig war der älteste Sohn von Karl von Hessen-Darmstadt und Elisabeth von Preußen, Tochter Wilhelms von Preußen. Ludwigs Vater war der jüngere Bruder von Großherzog Ludwig III. Da dieser ohne Nachkommen blieb, designierte er seinen Neffen zum Erben, nachdem Prinz Karl die Nachfolge aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt hatte.

Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Heinrich begann er 1854 seine militärische Ausbildung und zwei Jahre später das Studium an den Universitäten in Göttingen und Gießen. Die Mutter entschied, dass ihre Söhne in preußischen Militärdienst traten, obwohl Ludwigs Onkel Alexander den österreichischen Militärdienst offerierte. Im preußischen Dienst lernte er das spätere preußische Kronprinzenpaar kennen, wurde nach England eingeladen und der Schwester der preußischen Kronprinzessin vorgestellt.

Ludwig IV. von Hessen und seine damalige Verlobte Alice von Großbritannien und Irland, Dezember 1860
Ludwig im Alter von 23 Jahren, 1860

Ludwig heiratete am 1. Juli 1862 in Osborne House auf der Isle of Wight Prinzessin Alice von Großbritannien und Irland, die zweitälteste Tochter von Königin Victoria. Alice war die Schwester der Prinzessin Victoria, wodurch Ludwig Schwager des Kronprinzen Friedrich, des späteren Deutschen Kaisers, wurde, mit dem ihn seit seiner Jugendzeit, im preußischen Militär, eine Freundschaft verband. Mit Kronprinz Friedrich Wilhelm unternahm er 1869 auch eine ausgedehnte Orientreise zur Eröffnung des Suezkanals.

Der Einfluss seiner Gemahlin liberalisierte den Darmstädter Hof. Mit englischen Mitteln wurde das Neue Palais in Darmstadt errichtet.

Aufgrund der Verfassung des Großherzogtums Hessen war Prinz Ludwig von 1863 bis 1877 Mitglied der ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen.

In der Deutschen Frage tendierte Großherzog Ludwig III. zum Kaisertum Österreich als zum Königreich Preußen. Das Großherzogtum nahm am Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 an der österreichischen Seite teil. Im Krieg kämpfte Ludwig als Kommandeur der 2. Hessischen Infanteriebrigade. Das Thronfolgerpaar forderte Mitte Juli einen Sonderfrieden zwischen Hessen und Preußen. Ministerpräsident Dalwigk lehnte ab und hoffte auf ein Eingreifen Frankreichs gegen Preußen. Am 31. Juli besetzten preußische Truppen Darmstadt kampflos.[1]

Nach dem Krieg bekannte Ludwig sich gegen Großherzog Ludwig III. und Dalwigk zu einer propreußischen Richtung. Ludwig drohte dabei mit dem Rücktritt vom Kommando der hessischen Armeedivision und setzte somit die militärische Neuordnung durch.

Im Deutsch-Französischen Krieg kämpfte Ludwig bei Gravelotte, vor Metz und bei Orléans als Kommandeur der hessischen Division.

Großherzog Ludwig IV. mit seiner Frau Alice und ihren Kindern Alix, Elisabeth und Ernst Ludwig (Gemälde von Heinrich von Angeli, 1879)

Nach dem Tod seines Onkels wurde Ludwig 1877 Großherzog von Hessen und bei Rhein. Großherzogin Alice starb im Jahr darauf und nur vier Wochen nach ihrer jüngsten Tochter Marie, ebenfalls an Diphtherie. Die Regierungsgeschäfte führten unter Ludwig IV. Julius Rinck von Starck und Jakob Finger als Ministerpräsidenten im Einklang mit den liberalen Grundsätzen des Großherzogs und auch der liberalen Landtagsmehrheit.

Am 30. April 1884 vermählte er sich in morganatischer Ehe mit Alexandrine von Hutten-Czapska (1854–1941), Tochter des Grafen Adam von Hutten-Czapski, die anlässlich der Vermählung zur Gräfin von Romrod erhoben wurde. Die Ehe wurde noch im selben Jahr, auf Druck der fürstlichen Verwandtschaft, wieder annulliert.

Die engen dynastischen Verbindungen mit Preußen, Großbritannien und Russland verliehen dem großherzoglichen Haus Hessen eine besondere Stellung, wirkten sich aber politisch kaum aus.

Ludwig IV. erlag am 13. März 1892 einem Schlaganfall.[2] 1910 wurden seine sterblichen Überreste in das kurz zuvor vollendete Neue Mausoleum der großherzoglichen Familie im Park Rosenhöhe in Darmstadt überführt.

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwig mit seiner Schwiegermutter Königin Victoria und seinen Kindern kurz nach dem Tode seiner Frau, Februar 1879
Großherzog Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt mit seinen Schwestern und Schwagern (von links) am 8. Oktober 1903: Zarin Alexandra Feodorowna und Zar Nikolaus ll. von Russland; Prinzessin Irene und Prinz Heinrich von Preußen; Großfürstin Jelisawjeta Fjodorowna und Großfürst Sergei Alexandrowitsch Romanow; Prinzessin Viktoria und Prinz Ludwig Alexander von Battenberg
⚭ 1884 Louis Mountbatten, 1. Marquess of Milford Haven (1854–1921)
  • Elisabeth (1864–1918), später Jelisaweta Fjodorowna
⚭ 1884 Großfürst Sergei Alexandrowitsch Romanow (1857–1905)
⚭ 1888 Prinz Heinrich von Preußen (1862–1929)
  • Ernst Ludwig (1868–1937), letzter Großherzog von Hessen und bei Rhein
⚭ 1. 1894–1901 Victoria Melita von Sachsen-Coburg und Gotha (1876–1936) (Ehe geschieden)
⚭ 2. 1905 Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich (1871–1937)
  • Friedrich (1870–1873)
  • Alix (1872–1918), später Alexandra Fjodorowna
⚭ 1894 Zar Nikolaus II. von Russland (1868–1918)

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Ludwigsplatz in Worms wurde 1895 ein Denkmal zu Ehren Ludwigs in Form eines Obelisken errichtet, das von dem Stadtbaumeister Karl Hofmann entworfen wurde. Ein weiteres Denkmal Ludwigs steht in Bingen am Rhein. Ein 1898[3] errichtetes Reiterstandbild des Großherzogs steht auf dem Friedensplatz in Darmstadt. Es zeigt Ludwig als Kommandeur der hessischen Division im deutsch-französischen Krieg 1870–71.[4]

Vorfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
 
 
 
 
Ludwig I. Großherzog von Hessen (1753–1830)
 
 
 
 
Ludwig II. Großherzog von Hessen (1777–1848)
 
 
 
 
 
Luise Henriette Karoline von Hessen-Darmstadt (1761–1829)
 
 
 
Karl von Hessen-Darmstadt (1809–1877)
 
 
 
 
 
 
Karl Ludwig von Baden (1755–1801)
 
 
 
Wilhelmine von Baden (1788–1836)
 
 
 
 
 
Amalie von Hessen-Darmstadt (1754–1832)
 
 
 
Ludwig IV. Großherzog von Hessen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm II. König von Preußen (1744–1797)
 
 
 
Prinz Wilhelm von Preußen (1783–1851)
 
 
 
 
 
Friederike Luise von Hessen-Darmstadt (1751–1805)
 
 
 
Elisabeth von Preußen (1815–1885)
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich V. Landgraf von Hessen-Homburg (1748–1820)
 
 
 
Maria Anna von Hessen-Homburg (1785–1846)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karoline von Hessen-Darmstadt (1746–1821)
 
 

Anmerkung: Auffällig in diesem Stammbaum ist die Tatsache, dass es bei seinen Großeltern und Ur-Großeltern viele interfamiliäre Heiraten gab. Daher ist das Haus Hessen-Darmstadt dort auch überproportional oft vertreten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Aufleger: Many a tear of Heimweh after you I have already shead Die Nachkommen Großherzog Ludwigs IV. Hessische Familienbande zwischen den Höfen Europas, in: Fabergé. Geschenke der Zarenfamilie, Petersberg 2016, S. 9–28. ISBN 978-3-7319-0406-9
  • Hans-Joachim Böttcher: Prinz Alexander von Battenberg, 1857-1893, Im Strudel europäischer Politik und des Herzens. Gabriele Schäfer Verlag, Herne 2021, ISBN 978-3-944487-84-7.
  • Adolf von Deitenhofen: Fremde Fürsten in Habsburgs Heer 1848–1898, Im Selbstverlage, 1898, S. 513–517.
  • Eckhart G. FranzLudwig IV.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 398–400 (Digitalisat).
  • Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. N.F., Bd. 34) Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6, Nr. HD 77, S. 355–357 (Eckhart G. Franz).
  • Gustav von Glasenapp: Militärische Biographien des Offizier-Corps der Preussischen Armee. Berlin 1868, S. 245.
  • Manfred Knodt: Die Regenten von Hessen-Darmstadt. Schlapp-Verlag, Darmstadt 1989, ISBN 3-87704-004-7.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index. (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 181.
  • Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 7, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1939], DNB 367632829, S. 434–437, Nr. 2389.
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933. (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 354.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ludwig IV. – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz/Fleck/Kallenberg: Großherzogtum Hessen, S. 840.
  2. Adolf Kröner: Die Gartenlaube. Heft 7, bei Keil in Leipzig 1892, S. 225.
  3. Rainer Hein: Ende der Waschbeton-Kultur. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Rhein-Main. 19. Februar 2017, abgerufen am 26. März 2017.
  4. Begriff Friedensplatz
VorgängerAmtNachfolger
Ludwig III.Großherzog von Hessen
1877–1892
Ernst Ludwig