Johann Rudolf Stumpf – Wikipedia

Johann Rudolf Stumpf (* 28. August 1530 in Bubikon; † 19. Januar 1592 in Zürich) war ein Schweizer evangelischer Geistlicher und Heimatforscher.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Rudolf Stumpf war der Sohn des Theologen und Historikers Johannes Stumpf und dessen erster Ehefrau Regula, Tochter von Heinrich Brennwald.

Er heiratete am 9. Mai 1553 Margaretha (* Januar 1539; † Februar 1586)[1], Tochter des Landvogts Esaias Röuchli († 1557), in erster Ehe; gemeinsam hatten sie eine Tochter:

  • Dorothea Stumpf (* 25. Februar 1554 (Taufdatum) in Kilchberg; † 25. Januar 1619 ebenda), verheiratet mit Hans Rudolf Abegg (1550–1599).

In zweiter Ehe war er seit 1586 mit Margaretha Jäger verheiratet.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Rudolf Stumpf überbrachte 1547 die Dedikationsexemplare der väterlichen Chronik den Regierungen der Urkantone.

Auf Empfehlung des Reformators Heinrich Bullinger an Ambrosius Blarer besuchte er 1545 die Schule in Konstanz[2] und studierte Theologie in Zürich am Collegium Carolinum.

Im März 1549 reiste er mit dem englischen Exilanten und späteren Bischof von Gloucester, John Hooper, nach England. Mit einer Empfehlung von Heinrich Bullinger an Bartholomew Traheron, Parlamentsabgeordneter für Barnstaple, und an Peter Martyr besuchte er von Mai 1549 bis mindestens Mai 1550, gemeinsam mit Johann Ulmer und später auch mit Christoph Froschauer dem Jüngeren, Vorlesungen am Christ Church College in Oxford; als Ausländer liess er sich nicht in die Matrikel eintragen[3]; während seines Aufenthaltes in Oxford stand er in brieflichem Kontakt mit Heinrich Bullinger.

Mit Froschauer kehrte er, nach dem Rückruf durch seinen Vater, im Oktober 1551 wieder in die Schweiz zurück, und traf im Januar 1552 bei seinem Vater in Stammheim ein.

Nachdem er 1552 in den Zürcher Kirchendienst aufgenommen worden war, wurde er am 13. Dezember 1552 Vikar in Albisrieden, bevor er im darauffolgenden Jahr 1553 Pfarrer in Kilchberg wurde; 1583 erfolgte seine Ernennung zum Dekan des Seekapitels. 1585 wurde er Pfarrer an der Zürcher Predigerkirche und 1586, als Nachfolger von Ludwig Lavater, Antistes in Zürich. Während seines Wirkens in Zürich war er gemeinsam mit Heinrich Bullinger und Ludwig Lavater um die Bekehrung der Täufer bemüht.[4]

Er erhielt 1566 den Defensor pacis des Marsilius von Padua, ein Werk aus der Zeit des Kampfes zwischen Papst- und Kaisertum um die europäische Vorherrschaft, das seine weltgeschichtliche Wirkung erst im Zeitalter der Reformation entfaltete; das Werk war ein Exemplar der Erstausgabe, das Heinrich Bullinger besass.[5]

Er war ein Jugendfreund des Pfarrers und Lexikographen Josua Maaler.[6]

Er stand mit Paul Floren und, kurz vor dessen Tod, im Schriftverkehr[7] mit Abraham Musculus (1534–1591).[8]

Schriftstellerisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Rudolf Stumpf gab 1586[9] die historisch-topografische Beschreibung der Eidgenossenschaft seines Vaters neu heraus und hinterliess zahlreiche ungedruckte Predigten, Übersetzungen aus Isokrates, Gutachten und Eingaben und eine Sammlung von loci communes. Er fertigte auch eine Abschrift von Ludwig Lavaters Konzept einer Reformationsgeschichte von 1559.[10]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Family tree of Margaretha Röuchli. Abgerufen am 1. August 2020 (englisch).
  2. Heinrich Bullinger: Briefe des Jahres 1545. Theologischer Verlag Zürich, 2013, ISBN 978-3-290-17664-8 (google.de [abgerufen am 1. August 2020]).
  3. Leben: Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reformirten Kirche, herausg. von J.W. Baum [and others] eingeleitet von K.R. Hagenbach. 1858 (google.de [abgerufen am 1. August 2020]).
  4. Urs Bernhard Leu, Christian Scheidegger: Die Zürcher Täufer 1525-1700. Theologischer Verlag Zürich, 2007, ISBN 978-3-290-17426-2 (google.de [abgerufen am 1. August 2020]).
  5. Martin Germann, Konrad Pellikan: Die reformierte Stiftsbibliothek am Grossmünster Zürich im 16. Jahrhundert und die Anfänge der neuzeitlichen Bibliographie: Rekonstruktion des Buchbestandes und seiner Herkunft, der Bücheraufstellung und des Bibliotheksraumes : mit Edition des Inventars 1532/1551 von Conrad Pellikan. Otto Harrassowitz Verlag, 1994, ISBN 978-3-447-03482-1 (google.de [abgerufen am 1. August 2020]).
  6. Ein Villinger Franziskanermönch wird Buchbinder in Zürich (Christian Sieber) – Geschichts- und Heimatverein Villingen e.V. Abgerufen am 1. August 2020 (deutsch).
  7. Universitätsbibliothek Basel / Brief an Abraham Musculus. 1590 (e-manuscripta.ch [abgerufen am 1. August 2020]).
  8. Reinhard Bodenmann: Abraham Musculus. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. Juni 2009, abgerufen am 1. August 2020.
  9. Gottlieb Emanuel von Haller: Bibliothek der Schweizer-Geschichte und aller Theile: so dahin Bezug haben. Hallersche buchhandlung, 1786 (google.de [abgerufen am 1. August 2020]).
  10. Christian Moser: Geschichtskonzeption und -methodologie: Dokumente zur Zürcher Historiographie des Reformationszeitalters. 2006, abgerufen am 1. August 2020.