Johann Friedrich Schannat – Wikipedia

Johann Friedrich Schannat (* 23. Juli 1683 in Luxemburg; † 6. März 1739 in Heidelberg) war studierter Jurist, der als Historiograph in Fulda, Mainz und Prag wirkte. Er war Subdiakon der katholischen Kirche, erhielt jedoch nie die vollständige Priesterweihe.[1]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Friedrich Schannat wurde am 23. Juli 1683 in Luxemburg als Sohn eines fränkischen Arztes geboren.[2] Er studierte an der Universität zu Löwen Rechtswissenschaften, erwarb das Lizenziat und wurde 1705 mit 22 Jahren Advokat beim Parlament in Mecheln. 1707 verfasste er seine erste historische Schrift „Die Geschichte der Grafen von Mansfeld“. Nach einem weiteren Studium der Theologie wurde er 1708 zum Subdiakon geweiht[1] und hatte bis 1714 ein Kanonikat in Lüttich inne.

Geschichtsschreiber in Fulda, Mainz und Prag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Studienreisen nach Paris und zu verschiedenen Universitätsbibliotheken folgte er 1722 einer Berufung zum Geschichtsschreibers des Hochstifts Fulda durch den dortigen Fürstabt Konstantin von Buttlar (1679–1726). Er arbeitete hier in mehreren Schriften die Geschichte des Hochstifts und seiner Besitzungen auf und erwarb sich einen Ruf als guter Historiker. Zu einem Gelehrtenstreit kam es, als Schannats Entdeckungen Besitzrechte der Fürstbischöfe von Würzburg und der Landgrafen von Hessen im Gebiet der Abtei Fulda antasteten und diese Gegengutachten durch die Historiker Johann Georg Estor (1699–1773) und Johann Georg von Eckhart (1664–1730) abfassen ließen.

Als Schriften aus dieser Zeit wurden veröffentlicht:

  • Vindemiae literariae 2 Bde., Leipzig 1723–1724;
  • Corpus traditionum Fuldensium, Leipzig 1724;
  • Fuldischer Lehnhof, Frankfurt (Main) 1726;
  • Dioecesis Fuldensis, Frankfurt (Main) 1727;
  • Sammlung alter historischer Schriften, Frankfurt (Main) 1727;
  • Historia Fuldensis, Frankfurt (Main) 1729.

1729 berief der Erzbischof von Mainz Franz Ludwig von der Pfalz (1664–1732) Schannat in seinen Dienst und beauftragte ihn, eine Geschichte des Bistums Worms zu erstellen, dessen Amtsträger er war. Hier entstand die Historia episcopatus Wormatiensis, die 1734 in Frankfurt (Main) gedruckt wurde.

Der Erzbischof von Prag, Johann Moritz Gustav von Manderscheid-Blankenheim (1676–1763), holte Schannat 1734 an seinen Hof. Dort sollte der anerkannte Gelehrte eine Geschichte der Grafen von Manderscheid verfassen. Von seinem Dienstherrn wurde Schannat 1735 ein dreijähriger Italienaufenthalt finanziert. Aus der Bibliotheca Vaticana in Rom und der Biblioteca Ambrosiana in Mailand brachte Schannat 1738 umfangreiches Archivmaterial mit, auf deren Grundlage drei bedeutsame Arbeiten entstanden, die aber wegen des plötzlichen Todes Schannats am 6. März 1739 in Heidelberg unvollendet blieben.

Postume Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dabei handelt es sich um die Schrift Histoire abregee de la maison Palatine, die 1740 postum gedruckt wurde.

Auf der Grundlage von Schannats Material entstand eine Dokumentation mit dem Titel Concilia Germaniae, die die Geschichte aller Synoden und Konzilien darstellt, die auf deutschem Boden stattgefunden haben. Sie wurde von dem Kölner Jesuiten und Historiker Hermann Joseph Hartzheim vervollständigt und zwischen 1759 und 1790 herausgegeben. Der vollständige lateinische Titel des elfbändige Werkes lautet Concilia Germaniae Quae Celsissimi Principis Joannis Mauritii, Archi-Episcopi Pragensis Sumptu Cl. Joannes Fridericus Schannat Magna Ex Parte Primum Collegit, Dein P. Josephus Hartzheim S. J. Ejusdem Celsissimi Impensis Plurimum Auxit, Continuavit, Notis, Digressionibus Criticis, Charta, Et Dissertatione Chorographicis Illustravit Coloniae Augustae Agrippinensium

Auf die Initiative des fürstbischöflichen Grafen von Manderscheid-Blankenheim geht auch die Entstehung der Eiflia illustrata zurück, die Schannat während seines Prager Aufenthaltes anlegte. Dieses erste und umfangreiche Werk zur Geschichte der Eifel sollte nach dem frühen Tod des Urhebers ebenfalls von Joseph Hartzheim bearbeitet werden. Jedoch verstarb dieser, bevor das umfangreiche Fragment von Urkunden und Nachrichten fertiggestellt war. Viele Jahre war das Manuskript daraufhin verschollen. Der Prümer Landrat und Heimatforscher Georg Bärsch fand ein Manuskript von Schannats Arbeit in der herzoglichen Bibliothek in Darmstadt. Er ließ das in Latein verfasste Manuskript abschreiben und übersetzen, ergänzte die Angaben Schannats mit eigenen Nachforschungen und gab das Werk unter dem Titel Eiflia illustrata oder geographische und historische Beschreibung der Eifel von Johann Friedrich Schannat in drei Bänden mit acht Teilbänden zwischen 1824 und 1855 heraus. In dieser Ausgabe bilden Bärschs Beiträge, Anmerkungen und Ergänzungen vom Umfang her den größeren Teil des Werkes.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helene (Clemm-)Fuchs: Johann Friedrich Schannat und seine Editionen der Fuldaer Urkunden. Marburg (Lahn) 1921 [Diss., handschriftlich, 1944 verbrannt[3][4]]
  • Aloys Ruppel: Schannats Berufung zum fuldischen Geschichtsschreiber. In: Joseph Theele (Hrsg.): Aus Fuldas Geistesleben. Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Landesbibliothek Fulda. Verlag der Fuldaer Actiendruckerei, Fulda 1928, S. 40–52.
  • Walter Goetze: Aus der Frühzeit der methodischen Erforschung der Geschichtsquellen. Johann Friedrich Schannat und seine Vindemiae litterariae (= Berliner Studien zur neueren Geschichte 7, ZDB-ID 1449128-x). Triltsch, Würzburg 1939 (Zugleich: Würzburg, Diss.).
  • Herbert Wagner: Die „Eiflia illustrata“ und ihr Verfasser. In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter. Jg. 29, 1983, ISSN 0458-6905, S. 105–118.
  • Karl Otermann: Der Begründer der „Eiflia illustrata“. In: Köln. Rundschau vom 1. Dezember 1955, auch ersch. in Die Heimat erhellen, ed. P. Baales 2004
  • Thomas Wallnig, Joëlle Weis: Johann Friedrich Schannat erlernt die Praktiken der (kirchen-)historischen Gelehrsamkeit. In: Revista de Historiografía. Nr. 21, Jg. 11, (2/2014), ISSN 1885-2718, S. 135–150 (online).
  • Joëlle Weis: Johann Friedrich Schannats Historia Fuldensis und der Gelehrtenstreit mit Johann Georg von Eckhart. In: Cornelia Faustmann, Gottfried Glaßner, Thomas Wallnig (Hrsg.): Melk in der barocken Gelehrtenrepublik. Die Brüder Bernhard und Hieronymus Pez, ihre Forschungen und Netzwerke (= Thesaurus Mellicensis. 2). Stift Melk, Melk 2014, ISBN 978-3-9502328-8-2, S. 195–204.
  • Joëlle Weis: Bevor das Buch Buch wird. Die Entstehung der Historia Fuldensis. Markus Friedrich, Jacob Schilling (Hrsg.): Praktiken frühneuzeitlicher Historiographie. De Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-057230-8, S. 309–330.
  • Joëlle Weis: Johann Friedrich Schannat (1683–1739). Praktiken historisch-kritischer Gelehrsamkeit im frühen 18. Jahrhundert. De Gruyter, Berlin 2021, ISBN 978-3-11-066834-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Wilhelm Engel: Johann Friedrich Schannat. Leben – Werk – Nachlass. 1. Teil: Leben und Werk. In: Archivalische Zeitschrift. Band 44. Stuttgart 1936, S. 32.
  2. Die Darstellung bezieht sich auf Georg Bärsch: Einige Nachrichten von Schannat’s Leben und Werk. In: Schannat/Bärsch: Eiflia illustrata. Band 1, Köln 1824, S. XV ff. Die von Bärsch mitgeteilte Vita Schannats entstammt der Vorrede zu der 1740 postum veröffentlichten Schrift Schannats Histoire abregee de la maison Palatine. Verfasser war der französische Historiograph Antoine de La Barre de Beaumarchais (†1759).
  3. Hans-Peter Lachmann: 100 Jahre Fuldaforschung in Marburg. In: Walter Heinemeyer (Hrsg.): Hundert Jahre Historische Kommission für Hessen 1897–1997 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. 61). Teil 2. Elwert, Marburg 1997, ISBN 3-7708-1083-X, S. 1153 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Wolfgang Breul-Kunkel: Herrschaftskrise und Reformation. Die Reichsabteien Fulda und Hersfeld ca. 1500–1525 (= Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte. Band 71). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2000, ISBN 3-579-01739-X, S. 18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).