Hodschatoleslam – Wikipedia

Hodschatoleslam (persische Aussprache von arabisch حجة الإسلام Huddschat al-Islām, DMG ḥuǧǧatu'l-islām ‚Beweis des Islam‘) ist ein islamischer Gelehrtentitel, der heute vor allem im Bereich der Zwölfer-Schia Verwendung findet.

Der Titel wurde zunächst im sunnitischen Islam verwendet, und zwar für den aschʿaritischen Gelehrten Ghazzali (1058–1111).

In der Titel-Rangordnung der modernen Zwölfer-Schia ist Hodschatoleslam oberhalb der Titel Fādil und ʿAllāma und unterhalb von Ajatollah angesiedelt. Die Titel entsprechen dabei bestimmten Stufen im Ausbildungssystem der Hawza. Den Titel Hodschatoleslam erhalten die Studenten, die bereits Teile der obersten Ausbildungsstufe (chāridsch) abgeschlossen haben und Studierende der mittleren sutūh-Stufe unterrichten. In der Chāridsch-Stufe bearbeiten die Studenten eigenständig religiöse Themen und befassen sich vor allem mit islamischer Rechtstheorie (uṣūl al-fiqh).[1] Sobald sie die chāridsch-Ausbildungsstufe abgeschlossen und die Befähigung zum Idschtihād erhalten haben, werden sie als Hodschatoleslam wa-l-muslimīn bezeichnet.[2]

Bekannte Inhaber des Titels Hodschatoleslam wa-l-muslimīn sind z. B. Mohammad Chātami, Mehdi Karroubi und der iranische Präsident Hassan Rohani.

Wenn sich ein Hodschatoleslam durch die Abfassung eigener Traktate und Rechtsgutachten sowie durch den Unterricht auf chāridsch-Niveau hervorgetan und außerdem bereits einige Anhänger (muqallidūn) um sich versammelt hat, dann kann er den Ajatollah-Titel erhalten.[3] Ali Chāmene’i, der vor seinem Amtsantritt als iranischer Revolutionsführer den Rang eines Hodschatoleslam innegehabt hatte, wurde nach dem Tod von Ajatollah Chomeini von der Regierungspresse theologisch höhergestuft und fortan Ajatollah betitelt. Diese Höherstufung wird von der Mehrzahl orthodoxer Kleriker bis heute nicht anerkannt.[4]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hamid Algar: ḤOJJAT-AL-ESLĀM. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. (englisch, iranicaonline.org – mit Literaturangaben).
  • Roy P. Mottahedeh: Der Mantel des Propheten oder das Leben eines persischen Mullah zwischen Religion und Politik. 2. Auflage. Beck, München 1988, ISBN 3-406-32289-1.
  • Patrick Franke: Die Ḥawza von Nadschaf. Eine internationale schiitische Bildungsinstitution und ihre politische Rolle im Irak nach dem Sturz des Baath-Regimes;in: St. Leder und H. Schönig (Hrsg.): Bildungsformen und Bildungsträger zwischen Tradition und Moderne. Orientwissenschaftliche Hefte 22 (2007), S. 79–97.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Franke 2007, 83. Die Aussage von Heinz Halm: Die Schia; Darmstadt 1988. S. 159n, wonach Hodschatoleslam der Titel für zweitrangige Mudschtahids ist, ist zu berichtigen, denn die Träger dieses Titels besitzen üblicherweise noch nicht die Befähigung zum Idschtihād, vgl. Algar.
  2. Vgl. Franke 2007, 84.
  3. Vgl. Franke 2007, 84.
  4. Wilfried Buchta: Die Islamische Republik Iran (abgerufen am 8. Juli 2016)