Hessisches Institut für Landesgeschichte – Wikipedia
Das Hessische Institut für Landesgeschichte (vormals: Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde [HLGL]) in Marburg ist eine Dienststelle im Geschäftsbereich des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Es betreibt Forschungen zur Landesgeschichte seit dem Mittelalter, auch in vergleichender Perspektive.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gründung erfolgte 1920 noch außerhalb der öffentlichen Verwaltung. Dabei gaben die Forschungen zum Geschichtlichen Atlas von Hessen und Nassau einen wichtigen Impuls. Dieses Projekt wurde von der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck in Auftrag gegeben und zunächst von Edmund Ernst Stengel geleitet. Seit 1926 existierte das Institut für geschichtliche Landeskunde in Hessen und Nassau an der Philipps-Universität Marburg. Der Nachfolger Stengels, Theodor Mayer, war seit 1938 treibende Kraft, um das Institut in eine staatliche Behörde umzuwandeln. Zwischen 1942 und 1953 war die Organisation in Trägerschaft des Bezirksverbands Kassel. Danach wurde sie in eine unmittelbare Landesbehörde im Bereich des Kultusministeriums umgewandelt.
Leitung und Mitarbeiter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1964 bis 1974 war Walter Schlesinger und von 1974 bis 1991 Fred Schwind Leiter des Landesamts. Von 1995 bis 2021 war Ursula Braasch-Schwersmann die Dienststellenleiterin, gefolgt von Sabine Mecking bis 2024.[2] Derzeitiger kommissarischer Leiter ist Holger Th. Gräf.[3] Mitarbeiter waren u. a. Otto Volk, Ulrich Reuling und Niklot Klüßendorf.
Aufgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Landesamt hat die Aufgabe, Grundlagen der Geschichte Hessens vom Beginn im frühen Mittelalter bis zur Gegenwart zu erschließen und zu vermitteln. Die Einrichtung betreibt und fördert im Kontext überregionaler Forschung die geschichtliche Landeskunde im Gebiet des heutigen Bundeslandes wissenschaftlich. Sie untersucht die aus historischen Gründen stark differenzierte Landesgeschichte und ist im Bildungsbereich tätig. Dafür ist ab 2020/21 eine Universitätsprofessur für Hessische Landesgeschichte vorgesehen.
Das Landesamt vermittelt seine Forschungsarbeiten in Fachkreisen, an den akademischen Nachwuchs sowie an eine breite Öffentlichkeit. Es publiziert gedruckt und online: In eigenen Schriftenreihen sowie über das Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS), in dem wissenschaftlich gesicherte Informationen zu vielfältigen Aspekten der hessischen Geschichte im Internet zur Verfügung gestellt werden.
Der Geschichtliche Atlas von Hessen wurde seit 1960 in einer Reihe von Teillieferungen veröffentlicht. Insgesamt erschienen 53 Blätter mit 79 Karten. Das Projekt wurde 1984 mit dem zugehörigen Text- und Erläuterungsband abgeschlossen. Die Zusammenarbeit zwischen Landesgeschichtsschreibung und Kartographie wird mit dem Projekt des hessischen Städteatlas fortgesetzt.[4] Seit 1962 ist dem Landesamt die Forschungsstelle für geschichtliche Landeskunde Mitteldeutschlands als eigene Abteilung angegliedert, die maßgeblich unter Walter Schlesinger aufgebaut worden war. Die Bibliothek der Abteilung umfasst mehr als 48.000 Bände.[5]
Die Erschließung und Vermittlung geschichtlicher Landeskunde erfolgt durch Langzeitprojekte:
- Hessischer Städteatlas
- Historisches Ortslexikon des Landes Hessen
- Landesgeschichtliches Informationssystem LAGIS
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde
- Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte
- Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte
- Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS (Online-Publikation), Lexika und Wörterbücher, Atlanten und Karten, Ansichten und Bilder, thematisch orientierte Module (z. B. Grabdenkmäler, Jüdische Friedhöfe, Topografie des Nationalsozialismus in Hessen, Zeitgeschichte in Hessen), Literatur und Links, Quellen
- Historisches Ortslexikon des Landes Hessen[6] fortgeführt online.
- Hessischer Städteatlas[7] fortgeführt online.
- Geschichtlicher Atlas von Hessen, auch online.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ulrich Reuling: Der hessische Raum als „Geschichtslandschaft“. Die Entwicklung der historischen Raumvorstellungen im Spiegel der hessischen Atlasunternehmen. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 34, 1984, S. 163–192.
- Ulrich Reuling: Von der „Atlaswerkstatt“ zur Landesbehörde. Das Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg in seiner institutionellen und forschungsgeschichtlichen Entwicklung unter Edmund E. Stengel und Theodor Menger. In: Walter Heinemeyer (Hrsg.): Hundert Jahre Historische Kommission für Hessen 1897–1997, Bd. 2, Elwert-Verlag, Marburg 1997, ISBN 3-7708-1083-X, S. 1169–1203.
- Ursula Braasch-Schwersmann: Das Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde. In: Bernd Heidenreich, Eckhart G. Franz (Hrsg.): Die Hessen und ihre Geschichte. Wege-Weiser durch die hessische Landes- und Regionalgeschichte. Hessische Landeszentrale für Politische Bildung, Wiesbaden 1999, ISBN 3-927127-32-9, S. 53–59.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (eigene Website)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ zur Umbenennung vgl. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen 32, H 13614, 24. Oktober 2022, S. 497, § 15.
- ↑ Prof. Dr. Sabine Mecking leitet ab 1. Juli 2021 das Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde. Meldung auf der Seite des Landesamts. Abgerufen am 2. Juli 2021.
- ↑ derz. kommissarische Amtsleitung lt. Homepage HIL, abgerufen am 11. April 2024.
- ↑ Zur Geschichte des Landesamts. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, abgerufen im März 2019.
- ↑ Die Bibliothek des Landesamts. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, abgerufen im März 2019.
- ↑ Beschreibung des Arbeitsgebietes Historisches Ortslexikon Hessen.
- ↑ Beschreibung des Arbeitsgebietes Hessischer Städteatlas.
Koordinaten: 50° 48′ 35,7″ N, 8° 46′ 50,3″ O