Herbert Müller (Rennfahrer) – Wikipedia

Herbert Müller im Mai 1975 im belgischen Spa-Francorchamps
Müller 1971 im Ferrari 512M
Porsche RSR von Müller/van Lennep beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1974, am Steuer Gijs van Lennep

Herbert Müller (* 11. Mai 1940 in Menziken, Schweiz; † 24. Mai 1981 auf dem Nürburgring) war ein Schweizer Auto- und Motorradrennfahrer. Sein allseits bekannter Spitzname war „Stumpen-Herbie“, den man ihm wegen seines häufigen Zigarren-Konsums verpasst hat.

Leben und Sportkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herbert Müller war das älteste von drei Kindern der Eheleute Arthur und Gertrud Müller in Menziken im Aargau. Nach dem Besuch der Schulen in seinem Heimatort und in Reinach AG sowie einem einjährigen Sprachaufenthalt in Montreux machte er eine Lehre zum Galvaniseur im elterlichen Metallveredelungsbetrieb in Reinach. Nach Ableistung des Militärdienstes im Jahr 1960 heiratete er; 1961 wurde der Sohn geboren. 1960 fuhr er in Ollon-Villars mit Unterstützung des Vaters sein erstes Rennen in der Formel 3 und belegte Rang 4. Der Wagen war ein Cooper-Norton. Erste Rennerfahrungen hatte er auf dem Motorrad gemacht. In der Formel 1 startete er 1963 bei dem nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Großen Preis von Pau, konzentrierte sich danach jedoch auf Sportwagen.[1][2]

Als der Vater 1964 starb, übernahm Herbert Müller den Betrieb, den er zum Autohandel ausbaute. Zunächst betrieb er eine Verkaufsstelle für AC Cobra, Ferrari und Lamborghini, bevor er 1970 eine BMW-Vertretung und 1976 die Vertretung von VW übernahm. 1968 hatte er die Betriebsstätte neu gebaut und um das Autohaus erweitert.[1]

Nach der Übernahme des Betriebs nannte sich Müller als Rennfahrer „professioneller Amateur“, der sich sowohl um das Geschäft und seine Familie wie auch um die Sportkarriere kümmerte. Werksverträge mit Ferrari und Porsche schlug er aus und fuhr weiter für die Schweizer Scuderia Filipinetti, von der er sich jedoch 1970 trennte. Anschließend gründete er ein eigenes Team.[2] Außerdem fuhr er für andere Privatteams und vereinzelt für Porsche.

Der erste Platz bei der Targa Florio im Jahr 1966 mit Willy Mairesse auf einem Porsche 906 der Scuderia Filipinetti war sein erster großer Sieg. Er wiederholte ihn 1973 mit Gijs van Lennep auf einem Porsche 911 Carrera RSR. Es folgten viele weitere Siege bei wichtigen Rennen, Müller wurde Meister der Interserie 1974 auf Porsche 917/30, 1975 auf Porsche 917/30 und Porsche 908/3 Turbo sowie 1976 auf Sauber C5-BMW. Ab 1977 fuhr Herbert Müller nur noch vereinzelt Rennen in verschiedenen Sport- und GT-Wagen, hauptsächlich bei Langstreckenrennen.[2]

Auch bei Bergrennen war Müller erfolgreich. So konnte er in den Jahren 1963 und 1965 die Europa-Bergmeisterschaft für GT-Fahrzeuge gewinnen.

Müller leistete während seiner Rennkarriere oft Bemerkenswertes; so zum Beispiel bei der Targa Florio 1967, als er auf einem Ferrari 412P mit 37:09:000 Minuten bzw. 116,285 km/h die schnellste Rennrunde fuhr. Auch durch seine Aufholjagd bei der Targa Florio 1969, in der er mit dem schweren und vollgetankten Lola T 70 in seiner ersten Runde 65 Konkurrenten überholte und nahezu genauso schnelle Zeiten fuhr wie der in Führung liegende Porsche 908/2 von Gerhard Mitter/Udo Schütz, wurde er zum Publikumsliebling.

Beim Start zum Interserie-Rennen auf dem Nürburgring 1972 verunglückte Müller schwer und zog sich Verbrennungen an Händen, Füßen und im Gesicht zu. Der Wagen eines Konkurrenten stellte sich quer, rammte Müllers Ferrari, der sich dadurch überschlug, auf die Leitplanke flog und Feuer fing. Nach etwa 15 Sekunden konnte er sich aus dem Wagen befreien und brennend weglaufen; Feuerwehrleute erstickten die Flammen.

Am 24. Mai 1981 kam Müller beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring ums Leben. Im Streckenabschnitt Kesselchen (zwischen Kilometer 11 und 12) prallte sein Porsche 908/3 auf den neben der Piste abgestellten, noch fast vollgetankten Porsche 935 von Bobby Rahal. Beide Wagen gingen in Flammen auf und Müller verbrannte in seinem Fahrzeug. Es wird angenommen, dass er sich bei dem Aufprall bereits schwer verletzte, da er offenbar nicht versuchte, sich selbst aus dem Fahrzeug zu befreien. Auch Ärzte bestätigten später die Vermutung, der Todeszeitpunkt sei während des Aufpralls gewesen. Vor dem Rennstart soll Müller geäußert haben, mit diesem Rennen seine Karriere beenden zu wollen.[3]

Erfolge (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Le-Mans-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1964 Schweiz Scuderia Filipinetti Porsche 904/4 GTS FrankreichFrankreich Jean Sage Rang 11
1965 Schweiz Scuderia Filipinetti Ford GT40 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ronnie Bucknam Ausfall überhitzter Zylinder
1966 Schweiz Scuderia Filipinetti Ferrari 365P2 Belgien Willy Mairesse Ausfall Getriebeschaden
1967 Schweiz Scuderia Filipinetti Ferrari 412P FrankreichFrankreich Jean Guichet Ausfall Kolbenschaden
1968 Schweiz Scuderia Filipinetti Ferrari 250LM Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jonathan Williams Ausfall Radlagerschaden
1969 FrankreichFrankreich Equipe Matra Elf Matra MS630/650 FrankreichFrankreich Johnny Servoz-Gavin Ausfall Elektrik
1970 Schweiz Scuderia Filipinetti Ferrari 512S Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mike Parkes Ausfall Unfall
1971 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Wyer Automotive Porsche 917 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Richard Attwood Rang 2
1972 SpanienSpanien Escuderia Monntjuich De Tomaso Pantera Schweiz Cox Kocher Ausfall Zylinder überhitzt
1973 Deutschland Martini Racing Team Porsche 911 Carrera RSR NiederlandeNiederlande Gijs van Lennep Rang 4
1974 Deutschland Martini Racing Team Porsche 911 Carrera RSR NiederlandeNiederlande Gijs van Lennep Rang 2
1978 Schweiz Haberthur Meccarillos Racing Porsche 935/76 Schweiz Claude Haldi Schweiz Nick McGranger Ausfall Getriebeschaden
1979 Schweiz Lubrifilm Racing Team Porsche 934 Schweiz Angelo Pallavicini Schweiz Marco Vanoli Rang 4 und Klassensieg

Sebring-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1967 Schweiz Scuderia Filipinetti Ferrari Dino 206S Deutschland Günter Klass Ausfall Aufhängung

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
1962 Heini Walter Porsche 718 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien MAI Italien TAR Deutschland BER Deutschland NÜR Frankreich LEM Frankreich TAV Italien CCA Vereinigtes Konigreich RTT Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
DNF
1963 Scuderia Filipinetti
Abarth
Ferrari 250 GTO
Porsche 356
Chevrolet Impala
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Belgien SPA Italien MAI Deutschland NÜR Italien CON Deutschland ROS Frankreich LEM Italien MON Deutschland WIS Frankreich TAV Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz OVI Deutschland NÜR Italien MON Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI
DNF 5 4 6 DNF
1964 Scuderia Filipinetti Porsche 904 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Italien MON Belgien SPA Italien CON Deutschland NÜR Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz SIM Deutschland NÜR Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
DNF 14 6 2 11 12 3 2 DNF
1965 Scuderia Filipinetti
Porsche
Ferrari 365P2
Ferrari 250LM
Porsche 904
Ford GT40
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien BOL Italien MON Italien MON Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Italien MUG Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Italien BOZ Deutschland FRE Italien CCE Schweiz OVI Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI
DNF 22 2 DNF DNF 8
1966 Scuderia Filipinetti
Abarth
Ford GT40
Porsche 906
Ferrari 250LM
Ferrari 365P2
Abarth 1000SP
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien MUG Italien CCE Deutschland HOK Schweiz SIM Deutschland NÜR Osterreich ZEL
3 1 DNF 9 DNF 3
1967 Scuderia Filipinetti Ferrari Dino 206S
Ferrari 412P
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Deutschland HOK Italien MUG Vereinigtes Konigreich BRH Italien CCE Osterreich ZEL Schweiz OVI Deutschland NÜR
DNF 4 DNF DNF DNF 5
1968 Scuderia Filipinetti Ferrari 250LM Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Deutschland NÜR Belgien SPA Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL Frankreich LEM
DNF
1969 Scuderia Filipinetti
Ecurie Bonnier
Matra
Lola T70
Matra MS630
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
20 DNF DNF 5 DNF DNF DNF 2
1970 Scuderia Filipinetti Ferrari 512S Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
13 8 6 4 DNF
1971 Herbert Müller Racing
J. W. Automotive
Ferrari 512M
Porsche 908
Porsche 917
Argentinien BUA Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
4 6 15 DNF DNF 2 DNF DNF
1972 Herbert Müller
Escuderia Monntjuich
De Tomaso Pantera Argentinien BUA Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
DNF DNF DNF
1973 Porsche Porsche Carrera RSR Vereinigte Staaten DAY Italien VAL Frankreich DIJ Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
8 9 DNF 5 1 5 4 8
1974 Porsche
Joest Racing
Porsche Carrera RSR
Porsche 908
Italien MON Belgien SPA Deutschland NÜR Italien IMO Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT Frankreich LEC Vereinigtes Konigreich BRH Sudafrika 1961 KYA
5 3 6 DNF 2 6 2 7 5 DNF
1975 Dannesberger Porsche 908 Vereinigte Staaten DAY Italien MUG Frankreich DIJ Italien MON Belgien SPA Italien PER Deutschland NÜR Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
3 9 DNF DNF 7 3 9
1976 Sauber
Tebernum Racing
Rister S.A.
Dorset Racing
Sauber C5
Porsche 934
Lola T294
Italien MUG Italien VAL Deutschland NÜR Italien MON Vereinigtes Konigreich SIL Italien IMO Deutschland NÜR Osterreich ZEL Italien PER Vereinigte Staaten WAT Kanada MOS Frankreich DIJ Frankreich DIJ Osterreich SAL
DNF DNF DNF DNF 5 8
1977 Formel Rennsport
Herbert Müller
Chevron B21/23
March 75S
Vereinigte Staaten DAY Italien MUG Frankreich DIJ Italien MON Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Italien VAL Italien PER Vereinigte Staaten WAT Portugal EST Frankreich LEC Kanada MOS Italien IMO Osterreich SAL Vereinigtes Konigreich BRH Deutschland HOK Italien VAL
7 5
1978 Meccarillos Racing Porsche 935 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MUG Vereinigte Staaten TAL Frankreich DIJ Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien MIS Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten WAT Italien VAL Vereinigte Staaten ROD
4 DNF DNF 36 DNF
1979 Jan Lundgardh
Lubrifilm Racing
Porsche 935
Porsche 934
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MUG Vereinigte Staaten TAL Frankreich DIJ Vereinigte Staaten RIV Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien PER Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten WAT Belgien SPA Vereinigtes Konigreich BRH Vereinigte Staaten ROA Italien VAL El Salvador ELS
DNF 4
1980 Lubrifilm Racing
Siegfried Brunn
Porsche 934
Porsche 908
Vereinigte Staaten DAY Vereinigtes Konigreich BRH Vereinigte Staaten SEB Italien MUG Italien MON Vereinigte Staaten RIV Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten WAT Belgien SPA Kanada MOS Vereinigte Staaten ROA Italien VAL Frankreich DIJ
8 13 12
1981 Siegfried Brunn Porsche 908 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MUG Italien MON Vereinigte Staaten RIV Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien PER Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten WAT Belgien SPA Kanada MOS Vereinigte Staaten ROA Vereinigtes Konigreich BRH
DNF

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Graf: Herbert Müller. In: Christophorus. Zeitschrift für die Freunde des Hauses Porsche, Jg. 15 (1966), Nr. 78, S. 36f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Herbert Müller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Lebenslauf Herbert Müller. Abgerufen am 22. September 2019.
  2. a b c Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch: Rennfahrertod. Heel Verlag, Königswinter 2012, ISBN 978-3-86852-494-9.
  3. Motorsport-Info: 1000km-Rennen Nürburgring 1981