Henny Brenner – Wikipedia

Henny Brenner (geboren als Henny Wolf am 25. November 1924 in Dresden;[1] gestorben am 16. Mai 2020 in Weiden in der Oberpfalz[2][3]) war eine jüdische deutsche Zwangsarbeiterin, die in ihrem autobiographischen Bericht Das Lied ist aus (2001) über ihr Leben in Dresden und die Rettung ihres Lebens durch die Bombenangriffe auf Dresden im Februar 1945 erzählt hat.[4][5]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Henny Wolf wuchs in einer wohlhabenden großbürgerlichen Familie in Dresden auf. Ihr Vater Max Wolf war Protestant, ihre Mutter Rebekka Jüdin. Ihre Großeltern mütterlicherseits waren nach antijüdischen Pogromen in Russland 1892 von Minsk nach Dresden gekommen. Der Vater hatte in diese Minsker Familie jüdischer Zigarrenfabrikanten eingeheiratet und betrieb u. a. das Kino „Palast-Theater“ in der Alaunstraße 28 (später unter dem Namen „Kosmos“ bekannt).

Informationstafel für Henny Brenner am ehemaligen Goehle-Werk (2023)

Mit den nationalsozialistischen Rassegesetzen veränderte sich das Leben der nun „gemischt-rassischen nicht-privilegierten Familie“ schlagartig. Henny Brenner wurde beschimpft, isoliert und ausgestoßen. Im Juli 1941 wurde sie zur Zwangsarbeit ins Goehle-Werk verbracht. Für den 16. Februar 1945 stand ihre Deportation bevor, die sie aber wegen der gleichzeitig einsetzenden Bombardierungen Dresdens nicht mehr anzutreten gezwungen war. Sie flüchtete mit ihren Eltern, die sich in einem verlassenen Haus versteckten und das Kriegsende abwarteten.[5] Alle drei Familienmitglieder überlebten.[5]

Die Zerstörung der Stadt rettete sie vor der Deportation, obwohl auch danach noch die Gestapo – selbst ausgebombt – nach versteckten Juden suchte. Henny Brenner berichtet auch von dieser Zeit bis zum Einmarsch der Roten Armee (8. Mai) und der anschließenden Flucht nach West-Berlin und später nach Weiden.

Henny Brenner wurde am 19. Mai 2014 für ihre Aufklärungsarbeit als Zeitzeugin der Sächsische Verdienstorden verliehen.[6]

Der Historiker Michael Brenner ist ein Sohn von Henny Brenner.[7]

Am 14. Mai 2023 wurde der Große Saal im Dresdner Zentralwerk in Henny-Brenner-Saal umbenannt.[8]

Autobiographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Das Lied ist aus“. Ein jüdisches Schicksal in Dresden. Zürich 2001, ISBN 3-85842-398-X. Neuauflage Wallstein 2017, ISBN 978-3835331327.
  • Hörbuch: Henny Brenner erzählt aus ihrem Leben: „Nichts gewusst?! Sie haben uns doch gesehen mit dem gelben Stern!“ Reihe: Edition Zeugen einer Zeit, Paul Lazarus Stiftung (Hrsg.), 2011. 2 Audio-CDs, ISBN 978-3-942902-01-4.

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gedenkstunde zum 71. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto und 69. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager, Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern
  2. Jörg Skriebeleit: Tiefe Trauer um Zeitzeugin Henny Brenner aus Weiden. In: Der neue Tag. 20. Mai 2020, S. 5, abgerufen am 25. Mai 2020.
  3. Herbert Lappe: Eine der letzten Zeuginnen. In: Dresdner Neueste Nachrichten. 21. Mai 2020, abgerufen am 23. Mai 2020.
  4. Ulrich Gerhardt: Helga Verleger und Henny Brenner. Hörspiel. Bayern 2, 11. Februar 2013, abgerufen am 13. Februar 2016.
  5. a b c Frank Junghänel: „Uns kann nur ein großer Angriff retten“. In: Berliner Zeitung. 12. Februar 2005, abgerufen am 13. Februar 2016.
  6. Tillich überreicht Sächsischen Verdienstorden. 19. Mai 2014, abgerufen am 13. Februar 2016.
  7. Olga Havenetidis: Die Bombennacht von Dresden: Das Schicksal einer Nacht. In: Der Tagesspiegel. 6. Mai 2015, abgerufen am 21. Mai 2017.
  8. FESTAKT ZUR NEUBENENNUNG. Zentralwerk, abgerufen am 19. Mai 2023: „Die Neubenennung geschieht an einem Ort, der zunächst ein Instrument des Krieges (Rüstungsbetrieb) und später ein Instrument der Propaganda (Druckerei) war. Im Gebäudekomplex des damaligen Goehle-Werkes mussten während des zweiten Weltkrieges hunderte Frauen und Mädchen Zwangsarbeit bei der Herstellung von Zeitzündern leisten. Darunter war auch das jüdische Mädchen Henny Wolf (später Brenner). Henny Brenner hat im Jahr 2015 das Zentralwerk und den Saal noch besucht, den zu betreten ihr als Zwangsarbeiterin verboten gewesen war. Für uns Zentralwerker*innen war das eine sehr wichtige Begegnung, die uns nach wie vor in unserem Schaffen an diesem Ort bestärkt. Heute steht dieser für Offenheit, Inklusion und Respekt.“

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]