Hansi Schmidt – Wikipedia

Hansi Schmidt, am 27. September 2008 bei der Aufnahme in das „VfL-All-Star-Team“

Hans-Günther „Hansi“ Schmidt (* 24. September 1942 in Teremia Mare (deutsch Marienfeld), Königreich Rumänien; † 5. Februar 2023[1] in Gummersbach) war ein rumänisch-deutscher Handballspieler. Er galt als Erfinder des verzögerten Sprungwurfs.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schmidt entstammte der deutschsprachigen Minderheit der Banater Schwaben. Als 21-Jähriger kehrte er nach einem Turnier mit der rumänischen Juniorennationalmannschaft in Deutschland nicht nach Rumänien zurück.[2] Der Sport erleichterte es ihm, in Deutschland Fuß zu fassen. Er war mehr als ein Jahrzehnt lang der erfolgreichste Schütze beim VfL Gummersbach und in der deutschen Nationalmannschaft. Er gehörte zusammen mit dem Rückraumspieler Hans Moser, dem Torwart Michael Redl, dem Flügelspieler Josef Jakob und dem Kreisläufer Werner Stöckl zu den besten Spielern Rumäniens. Der ehemalige Bundestrainer Vlado Stenzel bezeichnete Hansi Schmidt und Hans Moser als die weltbesten Hallenhandballspieler der 1960er und 1970er Jahre.

Bei sieben der zwölf Meistertitel des VfL Gummersbach in der Bundesliga hat Hansi Schmidt als Torschütze und Spielmacher entscheidend zum Erfolg beigetragen. Insgesamt stand er zehnmal im Finale um die deutsche Meisterschaft. Von 1967 bis 1972 wurde Schmidt sechs Mal hintereinander Torschützenkönig der Nordstaffel der Handball-Bundesliga, bei den ersten fünf Malen war er dabei auch bester Torschütze der Bundesliga insgesamt. 1975 wurde er ein weiteres Mal bester Torschütze der Nordstaffel. In der Zeit von 1966 bis 1976 bestritt Schmidt (inklusive der zu jener Zeit an die Ligarunde anschließenden Finalspiele um die Deutsche Meisterschaft) 172 Bundesligaspiele für den VfL, in denen er 1.059 Treffer erzielte, davon 149 in den insgesamt 23 K.-o.-Spielen. Damit verpasste er in seinen zehn Bundesligajahren insgesamt nur drei Begegnungen. Schmidt war noch vor Erhard Wunderlich der zweitbeste Bundesliga-Torschütze des VfL Gummersbach nach Kyung-Shin Yoon (ohne Berücksichtigung der K.-o.-Spiele der drittbeste nach Yoon und Vedran Zrnić). Knapp ein Viertel seiner Treffer (255) erzielte er von der Siebenmetermarke. Bei vier der insgesamt fünf Erfolge des VfL Gummersbach im Europapokal der Landesmeister war Schmidt ebenfalls maßgeblich beteiligt.

Hansi Schmidt bestritt 18 Länderspiele für Rumänien sowie 98 für die Bundesrepublik, in denen er 484 Tore erzielen konnte. Dabei blieb er in nur vier Länderspielen ohne Treffer. Die meisten Tore erzielte er in seinem 45. Länderspiel am 11. Dezember 1970 gegen Jugoslawien in Tbilissi, als er 13 der 19 deutschen Tore erzielte. Diese Marke blieb für fast vier Jahrzehnte die höchste Trefferzahl eines einzelnen Spielers in einem Länderspiel für den DHB, ehe Christian Schöne sie am 10. Juni 2009 in einem Spiel gegen Bulgarien mit 17 Toren überbieten konnte. 1972 verzichtete er als Kapitän der DHB-Nationalmannschaft auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen in München. Für seine Erfolge mit dem VfL Gummersbach wurde er am 27. September 2008 in das „VfL-All-Star-Team“ berufen.[3]

Als Trainer war er beim TV Gelpetal und ab März 1980 beim Regionalligisten HSG Bergisch Gladbach (vormals TuS Derschlag) tätig.[4]

Hansi Schmidt war als Lehrer an der Hauptschule Bergneustadt tätig.[5] Er war verheiratet und hatte zwei Söhne sowie zwei Enkel. Nach seiner Pensionierung engagierte er sich als Sportlehrer an der Gesamtschule Derschlag in Gummersbach. Hansi Schmidt starb im Februar 2023 nach schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren.[6]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erfolgsbilanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Știința Timișoara[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rumänischer Juniorenmeister 1959

Steaua Bukarest[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rumänischer Meister 1963

VfL Gummersbach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutscher Meister 1966, 1967, 1969, 1973 bis 1976
  • Europapokalsieger der Landesmeister 1967, 1970, 1971 und 1974
  • Torschützenkönig der Handball-Bundesliga 1967 bis 1971 (5 Mal)
  • Bester Torschütze der Bundesliga-Nordstaffel 1967 bis 1972 und 1975 (7 Mal)
  • 172 Bundesligaspiele (149 Ligaspiele / 23 K.-o.-Spiele)
  • 1.059 Bundesligatore (913 in Ligaspielen / 146 in K.-o.-Spielen)
  • 53 Europacupspiele mit 338 Toren[5]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Steiner: Hansi Schmidt. Weltklasse auf der Königsposition. Biographie eines Handballers. Verlag Gilde & Köster, Troisdorf 2005, ISBN 3-00-016717-X.
  • Johann Steiner: Handball-Geschichte(n). Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben ebnen Rumänien den Weg zu sieben Weltmeistertiteln. ADZ-Verlag, Bukarest 2003, ISBN 973-8384-12-5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans-Günther Schmidt im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  • Wolfgang Winkel: Biografie von Hansi Schmidt: Die Reise zu sich selbst. In: Nürnberger Zeitung. 6. November 2006, archiviert vom Original am 30. März 2009;.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weltklasse-Handballspieler Hansi Schmidt ist gestorben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. Februar 2023.
  2. Josef Lutz: Buchpräsentation „Hansi Schmidt…“ Haus der Heimat e. V. Nürnberg, 31. Oktober 2006, archiviert vom Original am 14. Juli 2014; abgerufen am 25. Mai 2018.
  3. „Nur mit einer überragenden Abwehr hat man gegen Kiel eine Chance“. In: Oberberg Aktuell. 26. September 2008, abgerufen am 25. Mai 2018.
  4. Hansi ist Trainer. In: Hamburger Abendblatt. 24. März 1980, abgerufen am 7. April 2021.
  5. a b c Handballwoche 43/2007, vom 23. Oktober 2007.
  6. Andreas Arnold: Ausnahmehandballer „Hansi“ Schmidt ist gestorben In: ksta.de vom 5. Februar 2023.
  7. Andreas Arnold: Posthume Verleihung der Goldenen Stadtmedaille in Sonderprägung für Hansi Schmidt. In: Kölnische Rundschau. DuMont Rheinland, 16. Mai 2023, abgerufen am 16. Mai 2023.