Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte – Wikipedia

Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte mit Sitz in der Freien und Hansestadt Hamburg ist eine Nichtregierungsorganisation mit gemeinnützigem Charakter. Sie gewährt Menschen, die sich öffentlich für Freiheit und Recht einsetzen und daher in ihren Ländern politisch verfolgt werden, ein einjähriges Stipendium. Ihr Anliegen ist es, politisch Verfolgten ein Refugium zu sein und ihnen die Möglichkeit zu schaffen, ohne Bedrohung ihre Stimme zu erheben.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte wurde am 12. September 1986 vom Ersten Bürgermeister Klaus von Dohnanyi gegründet.[1][2] In der Satzung ist der Grundgedanke formuliert: „Im Gedenken an die Leiden politischer Gegner des NS-Regimes, in dem Bemühen, Menschen, die politischer Verfolgung ausgesetzt sind, zu helfen, Verantwortung zur Wahrung der Menschenrechte zu tragen und Leidende, die durch den Widerstand Unterdrückung und Folterungen erdulden mussten, zu stärken.“

Die Stiftung hat seit ihrer Gründung 130 Journalisten, Schriftstellern, Dichtern, Malern, Fotografen, Anwälten, Menschenrechtlern und bisweilen auch ihren Familien Zuflucht geboten (Stand 2012). Auf ihre Einladung hin und unter ihrem Schutz können sie sich von der unmittelbaren Gefahr erholen und zur Ruhe kommen. Viele der Gäste waren in ihrem Heimatland mit dem Tode bedroht, verfolgt, verhaftet oder gefoltert worden.[3] Während des einjährigen Aufenthalts sorgt die Stiftung für Wohnraum, Betreuung und Lebensunterhalt. Sie unterstützt die Stipendiaten bei ihrer politischen, künstlerischen, wissenschaftlichen oder publizistischen Arbeit und vernetzt sie mit Politikern, Medien, anderen Stiftungen, Menschenrechtsorganisationen und der deutschen Öffentlichkeit. Es werden fünf Gäste im Jahr aufgenommen, die akut bedroht sind.[4]

Gäste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Gast war der zuvor 18 Jahre in Sibirien internierte Dichter Nisamedtin Achmetov. Weitere Gäste waren der algerische Schriftsteller Hamid Skif, die aserische Menschenrechtlerin Leyla Yunusova, der tschetschenische Fotograf Musa Sadulajev[5] und der kurdische Menschenrechtsanwalt Osman Aydin. 2002 bot die Stiftung der tunesischen Menschenrechtlerin Sihem Bensedrine Schutz, deren Aktivitäten mit zum Sturz des tunesischen Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali beitrugen.[6][7]

Vorsitz und Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stiftung wird von dem Vorstand verwaltet. Erster Vorsitzender ist laut Stiftungsstatut stets der amtierende Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, derzeit Peter Tschentscher. Der geschäftsführende Vorstand ist ehemalige Erste Bürgermeister Ole von Beust ist. Ehrenvorsitzender ist der Gründungsvater und Erste Bürgermeister a. D. Klaus von Dohnanyi. Geschäftsführerin ist die Philologin Martina Bäurle. Finanziert wird die Arbeit der Stiftung durch private Spender und Unterstützung der Freien und Hansestadt Hamburg. Das Grundkapital stellte Jan Philipp Reemtsma.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jubiläumsband Stimmen für die Freiheit., Zwanzig Jahre Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte mit zehn ausgewählten Porträts von Stiftungsgästen, Hrsg.: Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, Dezember 2006
  • Sihem Bensedrine mit Omar Mestiri Despoten vor Europas Haustür: warum der Sicherheitswahn den Extremismus schürt. Verlag Antje Kunstmann, München 2005, ISBN 3-88897-397-X.
  • Alhierd Bacharevic: Die Elster auf dem Galgen. Leipziger Literaturverlag 2010, ISBN 978-3-86660-104-8
  • Hamid Skif: Sehr geehrter Herr Präsident. Verlag Edition Köln, Köln 2003, ISBN 3-936791-00-7
  • Tschetscheniens vergessene Kinder, Andrea Jeska (Text), Musa Sadulajew (Fotos), Brendow 2007, ISBN 3-86506-189-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eva Eusterhus: Schutzburg für die Mutigen. welt.de vom 13. September 2011, abgerufen am 1. März 2012
  2. Scholz würdigt Stiftung für politisch Verfolgte. abendblatt.de vom 13. September 2011 (kostenpflichtig), abgerufen am 2. März 2012
  3. j.z.: Zum 20jährigen Stiftungsjubiläum. amnesty-meinungsfreiheit.de vom 12. September 2006 (Memento vom 10. Oktober 2010 im Internet Archive).
  4. Jörg Degenhardt: Gespräch mit Martina Bäurle, dradio.de vom 12. September 2011, abgerufen am 2. März 2012
  5. Nina Schulz: Der einzige Zeuge. sueddeutsche.de vom 26. Dezember 2006, abgerufen am 1. März 2012
  6. Andrea Böhm: Interview mit Sihem Bensedrine auf zeit.de vom 21. Januar 2012, abgerufen am 1. März 2012
  7. Eva Eusterhus: In Hamburg durfte ich mich frei fühlen. Sihem Bensedrine über die Lage in ihrer Heimat, welt.de vom 18. Januar 2012, abgerufen am 2. März 2012