Groß Lafferde – Wikipedia

Groß Lafferde
Gemeinde Ilsede
Wappen von Groß Lafferde
Koordinaten: 52° 14′ N, 10° 15′ OKoordinaten: 52° 13′ 40″ N, 10° 14′ 40″ O
Höhe: ca. 86 m ü. NHN
Einwohner: 2650 (1. Jul. 2015)[1]
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Eingemeindet nach: Lahstedt
Postleitzahl: 31246
Vorwahl: 05174
KarteSolschenBültenGroß BültenÖlsburgAdenstedtGadenstedtGroß LafferdeGroß IlsedeKlein IlsedeObergMünstedt
Karte
Lage von Groß Lafferde in Ilsede
Groß Lafferde aus der Luft
Groß Lafferde aus der Luft

Groß Lafferde ist eine Ortschaft in der Gemeinde Ilsede im Landkreis Peine in Niedersachsen.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Groß Lafferde liegt im Übergangsbereich zwischen den Ausläufern des nördlichen Harzvorlandes und dem Norddeutschen Tiefland, rechtsseitig des Flusses Fuhse.

Die Ortschaft liegt an der Bundesstraße 1 zwischen Braunschweig (18 km) und Hildesheim (21 km), sowie zwischen der Kreisstadt Peine (10 km) und der Stadt Salzgitter (12 km).

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adenstedt (Ilsede) Gadenstedt (Ilsede) Bettmar (Vechelde)
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Klein Lafferde (Lengede)
Hoheneggelsen (Söhlde) Söhlde Woltwiesche (Lengede)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Groß Lafferde ist ein geschichtsträchtiger Ort an einer alten Heer- und Handelsstraße, der ehemaligen Reichsstraße 1 und heutigen Bundesstraße 1.

Die früheste Erwähnung Lafferdes findet sich im Schenkungsregister der Reichsabtei Corvey im Jahre 825. Der Name wurde in den Formen Laferdi und Loffurdi festgehalten. Im Testament des Bischofs Bernward von Hildesheim (um 950/960–1022) vom 1. November 1022 wird Lafferde ebenfalls urkundlich erwähnt.

Nach der Schlacht von Dinklar im Jahre 1367 wurde durch den Bischof von Hildesheim, in unmittelbarer Nähe von Groß Lafferde an dem Fluss Fuhse, die Burg Steinbrück als Grenzfeste gebaut. Im Quedlinburger Rezess, dem Friedensvertrag nach der Hildesheimer Stiftsfehde, wurde 1523 Groß Lafferde zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gelegt.

1643 beendeten die welfischen Herzöge durch Vertrag den Krieg mit dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Der Dreißigjährige Krieg dauerte damit in den welfischen Landen nur 25 Jahre. Mit dem Vertrag kam Groß Lafferde wieder an das Bistum Hildesheim.

Zwischen 1779 und 1804 betrieb der Kaufmann und Pädagoge Johann Peter Hundeiker (1751–1836) in Groß Lafferde eine Privatschule nach den Prinzipien der Reformpädagogik. Im Jahr 1787 erteilte Friedrich Wilhelm von Westphalen, Fürstbischof von Hildesheim, dem Ort das Jahrmarktprivileg.

Nachdem Napoleon die westrheinischen Gebiete des Königreich Preußen annektiert hatte, wurde dem Königreich Preußen von Frankreich 1803 als Ausgleich das Hochstift Hildesheim und damit auch die Ortschaft Groß Lafferde zugesprochen. In dem vom französischen Kaiser Napoléon Bonaparte bald darauf geschaffenen Königreich Westphalen wurde Groß Lafferde 1807 zum Hauptort des Kantons Lafferde. Nach dem Wiener Kongress im Jahr 1815 kam die Ortschaft zum Königreich Hannover und wurde nach dessen Annexion durch Preußen im Jahre 1866, als Teil der Provinz Hannover, erneut preußisch.

Am 1. Februar 1971 wurde Groß Lafferde gemeinsam mit den bis dahin selbstständigen Gemeinden Adenstedt, Gadenstedt, Münstedt und Oberg zur Gemeinde Lahstedt zusammengefasst.[2] Am 10. Juli 2014 beschlossen die Mitglieder des Gemeinderates den Zusammenschluss der Gemeinden Lahstedt und Ilsede. Die Fusion der Gemeinden wurde zum 1. Januar 2015 umgesetzt.[3]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsratswahl 2021
Wahlbeteiligung: 63,42 %
 %
50
40
30
20
10
0
49,6 %
29,7 %
16,5 %
4,2 %
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Wgem. Freie Wähler Peiner Land - Peiner Bürgergemeinschaft

Der Ortsrat, der Groß Lafferde vertritt, setzt sich aus neun Mitgliedern zusammen. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.

Bei der Kommunalwahl 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung:[4]

Ortsrat 2021
   
Insgesamt 9 Sitze
  • SPD: 3
  • FW-PB: 2
  • CDU: 4

Ortsbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeister ist Rainer Röcken (CDU).

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das silberne Wellenband ist das Symbol für die Fuhse, an der Groß Lafferde liegt. Der Eichenzweig verweist auf die Herkunft des Ortsnamens, dessen erste Silbe so viel wie „Lichtung in einem (Eichen-)wald“ bedeutet, die zweite Silbe des Namens verweist auf die Lage des Ortes an einer Furt.[5] Das Posthorn erinnert an die Mitte des 19. Jahrhunderts aufgegebene Poststation des Ortes an der Straße zwischen Hildesheim und Braunschweig. Die Wappenfarben Gold-Rot stehen für die frühere Zugehörigkeit des Ortes zum Hochstift Hildesheim. Das Wappen wurde am 2. August 1956 durch den Gemeinderat angenommen.[6]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Lafferder Markt ist einer der größten Krammärkte Norddeutschlands. Er wird seit 1787 in Groß Lafferde veranstaltet und findet jedes Jahr am letzten Mittwoch des Septembers und dem darauf folgenden Donnerstag statt.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Ortschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Peter Hundeiker
  • Ernst Christoph Böttcher (* 7. September 1697 in Groß Lafferde; † 9. Januar 1766 in Hannover), Kaufmann und Gründer des königlichen Schullehrerseminars und Mäzen
  • Johann Peter Hundeiker (* 29. November 1751 in Groß Lafferde; † 2. Februar 1836), Pädagoge und herzoglich braunschweigischer Schulrat
  • Johann Andreas Burgdorff (* 10. Mai 1761, † 26. Februar 1842), 1806–1914 Kantonmaire (Amtsvogt) über 8 Dörfer, 1814–1832 Amtsvogt in Peine, Kirchenvorsteher, er hatte 52 Großkinder
  • Julius Hundeiker (* 17. September 1784 in Groß Lafferde; † 24. Februar 1854), lutherischer Geistlicher und Romanautor
  • Wilhelm Theodor Hundeiker (* 16. März 1786 in Groß Lafferde; † 21. Februar 1828), Pädagoge und Philologe
  • Johann Heinrich Böttcher (* 29. Juli 1804 in Groß Lafferde; † 9. Juni 1884 in Hannover), deutscher Pastor, Heimatforscher, Autor und Herausgeber,[7] der überregional mit zahlreichen Schriften vor allem vor den Folgen des Alkoholmissbrauchs und insbesondere des Branntweins warnte.[8]
  • Theodor Burgdorff (* 26. Januar 1833), Mühlenbaumeister (Mühle in Asel, Söhlde, Steinhude)
  • Fritz Behrens (* 17. Dezember 1836 in Groß Lafferde; † 7. Juni 1920 in Hannover), Industrieller und Philanthrop
  • Friedrich Cramm (* 18. September 1874 in Groß Lafferde; † 30. Dezember 1942), Landwirt und Politiker (DVP), Reichstagsabgeordneter
  • Wilhelm Kleemann (* 20. Januar 1885 in Groß Lafferde; † 19. Februar 1956 in Bremen), Pädagoge, Politiker und Senator in Bremen
  • Paul Steegemann (* 3. Oktober 1894 in Groß Lafferde; † 21. Januar 1956 in Berlin), deutscher Verleger
  • Wilhelm Baumgarten (* 6. November 1913 in Groß Lafferde; † 25. Dezember 1996 in Göttingerode), Politiker

Persönlichkeiten, die in Groß Lafferde gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Groß Lafferde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Baumgarten: Der historische Hintergrund des Groß Lafferder Bauernthings. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 11 (1981). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1981, S. 65–69.
  • Wilhelm Baumgarten: Sag mir wo die Mühlen sind. Einst gab es 13 Wassermühlen an der Fuhse. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 12 (1982). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1982, S. 41–47
  • Wilhelm Baumgarten: Viel feine Leute erzogen. Vor 400 Jahren gründeten die Groß Lafferder ihre Schule. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 15 (1985). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1985, S. 93–97.
  • Wilhelm Baumgarten: Der Torhof in Groß Lafferde. Beispiel ostfälischer Hofentwicklung. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 17 (1987). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1987, S. 63–70.
  • Wilhelm Baumgarten: Der Lafferder Markt ging ins dritte Jahrhundert seiner Geschichte. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 18 (1988). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1988, S. 98–106.
  • Wilhelm Baumgarten: Flurbereinigung in Groß Lafferde – eine Nachbesserung der Verkoppelung 120 Jahre danach. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 19 (1989). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1989, S. 135–140.
  • Wilhelm Baumgarten: Einst Überbau der bäuerlichen Betriebe. Die Ablösung der uralten markgenössischen Ordnung in den Peiner Dörfern. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 20 (1990). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1990, S. 107–114.
  • Wilhelm Baumgarten: Die Groß Lafferder und ihre leidvollen Erfahrungen mit der Burg Steinbrück. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 24 (1994). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1994, S. 61–68.
  • Wilhelm Baumgarten: Die Kapelle und der Kapellenhof in Groß Lafferde. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 25 (1995). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1995, S. 79–85.
  • Wilhelm Baumgarten: Warum die Groß Lafferder ihre Kinder einst über dem Fuhsebett taufen ließen. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 26 (1996). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1996, S. 47–52.
  • Wilhelm Baumgarten: Von den Anfängen des fosischen Bauerndorfes bis zum Realverband Feldmark Groß Lafferde. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 27 (1997). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1997, S. 53–58. (posthum erschienen)
  • Wilhelm Baumgarten: Groß Lafferder Weg vom Bauerndorf zur Arbeiter-Wohngemeinde. In: Peiner Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Peiner Heimatkalender 28 (1998). Druckhaus A. Schlaeger GmbH & Co. KG, Peine, 1998, S. 121–125. (posthum erschienen)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Einwohnerzahlen in der Gemeinde Ilsede (Memento des Originals vom 3. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gemeinde-ilsede.de
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 216.
  3. Gemeinderäte stimmen für die Fusion von Ilsede und Lahstedt (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.paz-online.de. Peiner Allgemeine Zeitung, abgerufen am 18. November 2014
  4. Ergebnis Ortsratswahl 2021. Abgerufen am 13. Juli 2022.
  5. Der Marktflecken Groß Lafferde (von Harry Willich). Gemeinde Ilsede, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Januar 2016; abgerufen am 12. Januar 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gemeinde-ilsede.de
  6. Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Braunschweiger Zeitungsverlag, 2003, ISBN 3-926701-59-5, S. 144.
  7. Dirk Böttcher: Böttcher, (3) Johann Heinrich. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 73.
  8. Nachweis über den Gemeinsamen Verbundkatalog (GVK)