Glasmine 43 – Wikipedia

Glasmine 43


Korpus einer Glasmine 43

Allgemeine Angaben
Bezeichnung: Glasmine 43
Typ: Schützenmine
Herkunftsland: Deutsches Reich
Indienststellung: 1943
Einsatzzeit: 1943–1945
Technische Daten
Ladung: 200 g Pikrinsäure
Durchmesser: 150 mm
Höhe: 105 mm
Zünder: Druckzünder
Listen zum Thema
Glaskörper ohne Zünder und Sprengstoff
Diagramm einer Glasmine 43 aus einem Handbuch der US Army[1]
Zaun um ein Minenfeld bei Vogelsang im Nationalpark Eifel

Die Glasmine 43 ist eine deutsche Antipersonenmine aus Glas, die im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Glasmine 43 wurde entwickelt, um mit geringstem Metallanteil die Wirkung der verbesserten Minensuchgeräte mit Metalldetektoren einzuschränken und möglichst nicht mehr aufspürbar zu sein. Insofern ist diese metallarme Mine mit moderneren Kunststoffminen vergleichbar. Glassplitter sind auf Röntgenbildern schlecht sichtbar, daher schwierig zu entfernen und sie bergen ein hohes Infektionsrisiko. So war eine nachhaltige, häufig lebensgefährliche Schädigung des Opfers selbst bei äußerlich gering erscheinenden Verletzungen gegeben.

Während die ersten Typen noch einen geringen Metallanteil im Zünder (Hebelzünder 44) hatten, wurde dieser bei den folgenden Typen durch einen chemischen Zünder ersetzt. Das Minengehäuse bestand gänzlich aus Glas und war in Form, Größe und Gewicht einem Blumentopf ähnlich (Gewicht 1,2 kg, Durchmesser 150 mm, Höhe 105 mm).[2] Der Glasdeckel brach bereits bei einer Belastung mit etwa zehn Kilogramm Gewicht und löste den Zünder aus.[3] Im Hebelzünder 44 schlug bei der Auslösung ein Schlagbolzen auf ein Zündhütchen.[4] Es zündete eine Verstärkerladung, die unmittelbar die eigentliche Sprengladung zum Explodieren brachte. Chemische Zünder dagegen bestehen aus zwei Flüssigkeiten in getrennten Glaskolben. Diese zerbrechen bei Belastung, die zusammenkommenden Flüssigkeiten reagieren explosiv und zünden die angeschraubte Sprengladung (Sprengmittel 28, 200 g). Ebenfalls waren chemische Zünder in Verwendung, deren Reaktionsstoffe aus einer Flüssigkeit und einem reaktiven Pulver bestanden. Auch bei diesem Zünder führte das Vereinigen der Stoffe zu einer explosiven Reaktion. Die Sprengladung bestand aus 200 Gramm Pikrinsäure.[5]

In den Jahren 1944 und 1945 wurden rund elf Millionen Minen dieses Typs hergestellt, nach dem Kriegsende waren noch etwa 9,7 Millionen Stück in den Beständen.[6] Die Herstellung erfolgte dezentral im gesamten deutschen Reich. Nachweislich beteiligt waren folgende Firmen, wenngleich von weiteren Produzenten, zumal im deutsch besetzten Ausland auszugehen ist:

  • Gifhorner Glashütte, Niedersachsen
  • Annahütte, H. Heye Glas, Brandenburg
  • Glasfabrik H. Heye Germersheim, Rheinland-Pfalz
  • Glashütte Bernsdorf, Sachsen
  • Marienhütte Gnarrenburg, Niedersachsen
  • Ruhrglas Essen, Nordrhein-Westfalen
  • Siemens Glas AG Freital, Sachsen
  • Glashütte Kritzow, Mecklenburg-Vorpommern
  • Glasfabrik Brockwitz, Sachsen
  • Glashütte Noelle & von Campe, Niedersachsen[7]

Das Räumen von Glasminen ist sehr zeit- und materialaufwendig. Glasminen müssen entweder langsam von Hand mit einer Minensuchnadel oder mechanisch mit entsprechendem Großgerät wie dem MinenräumpanzerKeiler“ geräumt werden, wobei zu bedenken ist, dass der „Keiler“ eine entsprechende Fehlerquote aufweist, da er aus taktischen Gründen vorwiegend zum Anlegen von Minengassen zum Einsatz kommt. Minen dieses Typs gibt es zum Beispiel im Nationalpark Eifel auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatz Vogelsang.[8]

Laut kolumbianischen Regierungsquellen seien 2004 hausgemachte Minen ähnlicher Konstruktion von Guerilleros in Kolumbien eingesetzt worden.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Terry Gander, Peter Chamberlain: Enzyklopädie deutscher Waffen: 1939–1945. Handwaffen, Artillerie, Beutewaffen, Sonderwaffen. Spezialausg. 2. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02481-0 (Originaltitel: Small arms; artillery and special weapons of the Third Reich. 1978. Übersetzt von Herbert Jäger).
  • Catalog of enemy ordnance materiel. In: US-Department of War, Office of the Chief of Ordnance (Hrsg.): N-2228-E Enemy Ordnance Material, Volume I German, (8–375), Volume II Japanese (8–352), appendix: Translation of Japanese Ordnance Markings (1–77). Washington DC 1945, OCLC 464601649, S. 304.6 (Vol. I), Glasmine 43 (f) (englisch, [Catalog of Enemy Materiel – Internet Archive ]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Glasmine 43 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Office of the Chief of Ordnance: Catalog Of Enemy Ordnance Materiel. 1945, OCLC 464601649 (archive.org).
  2. Glasmine (abgerufen am 28. September 2012)
  3. Wirkungsweise, Aufbau und Bilder von Glasminen (englisch) (Memento vom 22. Januar 2009 im Internet Archive), abgerufen am 11. Juni 2012.
  4. Hebelzünder 44 (Memento vom 2. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 11. Juni 2012.
  5. Terry Gander, Peter Chamberlain: Enzyklopädie deutscher Waffen: 1939–1945. Handwaffen, Artillerie, Beutewaffen, Sonderwaffen. Spezialausg. 2. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02481-0, S. 359 (Originaltitel: Small arms; artillery and special weapons of the Third Reich. 1978. Übersetzt von Herbert Jäger).
  6. TM-E 30-451 Handbook on German Military Forces (englisch), abgerufen am 11. Juni 2012.
  7. Uwe Spiekermann: Eine Waffe auch aus Boffzen – Die Glasmine 43. 6. November 2020, abgerufen am 16. Februar 2021.
  8. Dieter Wulf: Am Rande des Nationalparks Eifel. 5. April 2009 in Deutschlandfunk, abgerufen am 8. September 2013.
  9. Antipersonenmine GMMI 43, aufgerufen am 19. November 2017.