Günther Huber (Rennfahrer) – Wikipedia

Der von Günther Huber gefahrene Porsche 911 S beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1971

Günther Huber (* 10. Januar 1942 in St. Pölten) ist ein ehemaliger österreichischer Autorennfahrer.

Karriere als Rennfahrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Junger Motorradfahrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Günther Huber kam früh mit dem Motorsport in Berührung. Sein Vater Friedrich baute 1950 für seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Peter und ihn ein Speedway-Motorradgespann. Das mit einer Teleskopgabel und einer Hinterradfederung ausgestattete Motorrad wurde von den beiden Kindern am 14. Mai 1950 vor 20.000 Zuschauern beim Bahnrennen in St. Pölten zu Demonstrationszwecken gefahren. Günther, damals acht Jahre alt, und sein im Beiwagen sitzender sechs Jahre alter Bruder Peter erreichten dabei eine Geschwindigkeit von 47 km/h. Das Einzelrennen der Erwachsenen gewann der österreichische Speedway-Meister Fritz Dirtl[1]. Fritz Dirtl war 1954 der Firmpate von Günther Huber. Da Dirtl aber selber noch nicht gefirmt war, fungierte an diesem Tag Hubers Vater als Dirtls Göd, der dann wenige Minuten später die Patenschaft für Günther Huber übernahm.

Rallyesport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inzwischen volljährig geworden, begann Huber nach seiner Ausbildung zum Fahrzeugbauer an der HTL Mödling 1963 mit dem Rallyesport. Auf einem VW Käfer startete er in der österreichischen Staatsmeisterschaft. Seinen letzten Start hatte er bei der 1000-Minuten-Rallye 1965, die er im VW Käfer als Gesamtelfter beendete.

Formel V[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein neues Betätigungsfeld ergab sich 1965 mit dem Beginn der Formel-V-Ära. Huber zählte neben Michael Walleczek, Dieter Quester, Peter Peter und Lothar Schörg zu den jungen Wilden aus Österreich, die 1965 in die Formel V kamen. Der Motorsportjournalist und Amateurrennfahrer Rainer Braun war Zeitzeuge und schrieb über deren Fahrweise: „Beim ersten Antritt mit internationaler Besetzung duscht mich ein Rudel junger Wilder aus Österreich gnadenlos ab. Mir wird schnell klar, dass die Burschen am Steuer der Austro V- und Kaimann-Chassis in einer anderen Liga fahren. Was ich aus dem Cockpit vor mir sehe, lässt mich schaudern. Die Kerle rempeln, drücken, schieben und fahren sich gegenseitig an die Räder, dass einem schwindelig wird.“[2] Im Gegensatz zur Kaimann-Truppe von Kurt Bergmann startete Günther Huber erst auf Beach und nach einigen Rennen mit Austro V. Diese Fahrzeuge entstanden bei Porsche Salzburg und waren zu Beginn umgebaute Beach. Ab 1967 wurden Eigenkonstruktionen aufgebaut.[3] Bereits 1966 fuhr Huber um den Titel mit, musste sich jedoch seinem Teamkollegen Walleczek geschlagen geben. Beim Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings erreichte Huber im Austro V einen Siegerschnitt von 120,2 km/h. Beim Großen Preis von Deutschland 1966 fuhr Jack Brabham im Brabham BT19 einen Schnitt von 139,6 km/h, allerdings auf regennasser Straße.[4] 1967 gewann Huber dann die Meisterschaft des Formel-V-1300-Europapokals. 1968 fuhr er für Kurt Bergmann den mit Fritz Indra und Lippitsch entwickelten neuen Kaimann MK III Formel Vau. 1969 fuhr Huber noch das Rennen in Daytona auf einem McNamara Formel V.

Formel 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1968 und 1969 fuhr er einige Rennen in der Formel-2-Europameisterschaft und konzentrierte sich danach auf den Touren- und Sportwagensport.

Touren- und Sportwagensport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1967 begannen die Touren- und Sportwageneinsätze von Günther Huber. Seinen ersten nennenswerten Start hatte er beim 1000-km-Rennen von Spa-Francorchamps 1967 mit Partner Peter Peter im Porsche 906 von Ben Pon. Der Auftritt endete nach einem Unfall vorzeitig. Sein erster Gesamtsieg gelang ihm beim 4-Stunden-Rennen von Monza 1969, einem Wertungslauf der Tourenwagen-Europameisterschaft dieses Jahres. Huber und Teamkollege Jürgen Neuhaus steuerten einen Alpina-BMW 2002[5]. Sein größter Erfolg bei einem Einzelrennen gelang ihm 1970 mit dem Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps. Huber und Helmut Kelleners gewannen auf einem BMW 2.8 CS[6]. Einmal war er Partner von Niki Lauda, mit dem er das 6-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 1971 als Gesamtdritter beendete.[7]

Bereits 1970 fuhr er gemeinsam mit Erwin Kremer auf einem Porsche 911S zwei Rennen in der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Auch 1971 war er in der Sportwagen-Weltmeisterschaft engagiert. Er wurde Siebter beim 1000-km-Rennen von Spa-Francorchamps und Gesamtzehnter beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Seine beste Platzierung bei einem Sportwagenrennen war der fünfte Platz beim 1000-km-Rennen von Paris 1971. Seinen letzten Rennstart hatte Günther Huber beim 2-Stunden-Rennen von Jarama 1971, wo er auf einem Kremer-Porsche 911 Gesamtsiebter wurde.

Historische Formel Vau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit seinen Söhnen Günther und Markus restauriert Günther Huber heute historische Formel Vau der Baujahre 1965 bis 1979. Bei Veranstaltungen des Historischen Formel-Vau-Vereins werden diese Rennwagen von ihnen selbst gefahren.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1973 heiratete er Hannelore Huber geb. Wagner. Das Ehepaar hat zwei Kinder, Günther (* 22. Juli 1975) und Markus (* 9. November 1977).

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Le-Mans-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1971 Luxemburg Nicolas Koob Porsche 911S Deutschland Erwin Kremer Luxemburg Nicolas Koob Rang 10

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
1967 Racing Team Holland Porsche 906 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Deutschland HOK Italien MUG Vereinigtes Konigreich BRH Italien CCE Osterreich ZEL Schweiz OVI Deutschland NÜR
DNF
1969 Valvoline Racing Porsche 906 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
DNF
1970 Kremer Racing Porsche 911 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
15 19
1971 Kremer Racing
Nicolas Koob
Porsche 911 Argentinien BUA Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
12 7 10
1972 Kremer Racing Porsche 911 Argentinien BUA Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
DNF

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Günther Huber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Günther und Peter Huber mit ihrem Motorrad@1@2Vorlage:Toter Link/www.sportunion.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Rainer Braun, lebe wild und gefährlich
  3. Über Austro V
  4. Die Formel V in Austria Classis
  5. 4-Stunden-Rennen von Monza 1969
  6. 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps 1970
  7. 6-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 1971