Friedrich Wilhelm Ahnefeld – Wikipedia

Gorgass Ahnefeld
Bodo Gorgaß und Friedrich Wilhelm Ahnefeld auf einem notfallmedizinischen Kongress 1985

Friedrich Wilhelm Ahnefeld (* 12. Januar 1924 in Woldenberg (Neumark), Grenzmark Posen-Westpreußen; † 29. November 2012 in Ulm) war ein deutscher Anaesthesiologe und Hochschullehrer.[1] Als Sanitätsoffizier war er bis 1972 der erste Chefarzt des Bundeswehrkrankenhauses Ulm. Von 1984 bis 1990 war er Direktor der Anästhesiologischen Universitätsklinik im Universitätsklinikum Ulm. Zudem war er Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes. Er gilt als Pionier des Rettungswesens und der Notfallmedizin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Kindheit und Jugend in Woldenberg und Abitur in Gnesen begann Ahnefeld 1942 ein Studium der Humanmedizin an der Reichsuniversität Posen. Schon bald wurde er zum Heer (Wehrmacht) eingezogen und an der Ostfront verwundet. Er führte sein Studium in der Nachkriegszeit ab 1946 an der Westfälischen Wilhelms-Universität fort und beendete es 1951 mit dem Staatsexamen und der Promotion an der Medizinischen Akademie Düsseldorf.

Nach einem Jahr am Pharmakologischen Institut in Wuppertal-Elberfeld durchlief er von 1952 bis 1958 die Facharztausbildung zum Chirurgen im Alfried Krupp Krankenhaus und im Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil. 1958 wurde er Sanitätsoffizier der Bundeswehr. Von 1959 bis 1962 absolvierte Ahnefeld die Ausbildung zum Facharzt für Anästhesiologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und arbeitete dort am Institut für Physiologische Chemie, an dem er sich 1964 habilitierte.[2]

Am 1. Januar 1968 wurde er in Personalunion Chefarzt (Oberstarzt) des in Planung befindlichen Bundeswehrkrankenhauses Ulm sowie dessen Leiter der Anästhesieabteilung. Neben der Ernennung zum Honorarprofessor, einhergehend mit der Verleihung der Rechte und Pflichten eines ordentlichen Professors durch das Kultusministerium, beauftragte ihn die Stadt Ulm auch mit der Leitung der Anästhesieabteilung des Städtischen Krankenhauses Ulm. 1980 veröffentlichte er mit Bodo Gorgaß das erste Lehrbuch für den Rettungsdienst. Von 1984 bis 1990 war er Direktor der Anästhesiologischen Universitätsklinik Ulm und von 1973 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1992 Lehrstuhlinhaber für Anaesthesiologie an der Universität Ulm. Danach war Ahnefeld noch Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin und offizieller Berater von Universitäten in den Neuen Ländern.

Ahnefelds Ehefrau war ebenfalls Sanitätsoffizier bei der Bundeswehr.

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwerpunkt von Ahnefelds wissenschaftlicher Tätigkeit war die Behandlung der Verbrennungskrankheit, insbesondere die Schockbekämpfung. Er sorgte in der Notfallmedizin für die Standardisierung von Geräten und Rettungsmitteln, DIN-Normen für Rettungs- und Notfallwagen, die Aus- und Weiterbildung von Rettungspersonal, entwickelte das Konzept der Rettungskette und stellte den „Ulmer Koffer“ zusammen.

Im Jahr 1982 brachte Ahnefeld den problematischen Zustand des damaligen Rettungsdienstes auf den Punkt: „Wir fahren im Augenblick den Rettungsdienst mit einer Rolls-Royce-Karosserie und einem Kleinwagenmotor in die Sackgasse.“[3]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Caius Burri: Cava-Katheter. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1977.
  • mit Bodo Gorgaß: Der Rettungssanitäter – Ausbildung und Fortbildung. Springer, Berlin/Heidelberg / New York 1980.
  • als Hrsg. mit K.-H. Altemeyer, H. Bergmann, Caius Burri, Wolfgang Friedrich Dick, Miklós Halmágyi, G. Hossli und Erich Rügheimer: Narkosebeatmung im Kindesalter (= Klinische Anästhesiologie und Intensivtherapie. Band 26). Springer-Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-540-12493-4.
  • mit Reiner Dölp und Jürgen Kilian: Anästhesie (= Manual. Band 1). Korrigierter Nachdruck der 1. Auflage. W. Kohlhammer, Stuttgart 1985, ISBN 3-17-008837-8.
  • mit Hans-Hinrich Mehrkens: Notfallmedizin (= Manual. Band 2). Korrigierter Nachdruck der 1. Auflage. W. Kohlhammer, Stuttgart 1985, ISBN 3-17-009138-7.
  • mit Jürgen Erik Schmitz: Infusionstherapie – Ernährungstherapie (= Manual. Band 3). W. Kohlhammer, Stuttgart, ISBN 3-17-009012-7.
  • als Hrsg. mit W. Dick und E. Erdmann: Herz- und kreislaufwirksame Medikamente in Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin. Springer-Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-540-57634-7.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Georgieff: Universität Ulm: Universitätsklinik für Anästhesiologie. In: Jürgen Schüttler (Hrsg.): 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin: Tradition und Innovation. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 2003, ISBN 3-540-00057-7, S. 551–557, hier: S. 551–552.
  • F. Dick: Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Friedrich Wilhelm Ahnefeld (Nachruf). In: Anästhesiologie und Intensivmedizin. Band 54, 2013, S. 54–56.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Friedrich Wilhelm Ahnefeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mediziner Ahnefeld gestorben
  2. Zwei Ehrenpromotionen der Universität Greifswald an einem Tag, Presse- und Informationsstelle der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, 18. November 2008
  3. Der Spiegel: RETTUNGSDIENSTE. Irgendwie kneten. In den Krankenwagen der Rettungsdienste sitzen unzureichend ausgebildete Helfer. In vielen Fällen sind sie so hilflos wie ihre Patienten. 26. April 1982, S. 83–87 (spiegel.de).
  4. Geschichte der DGAI-Ehemalige Präsidenten (Memento vom 18. Juli 2009 im Internet Archive), Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin.
  5. Vorstand | Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Notärzte e.V. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
  6. Professor Friedrich Wilhelm Ahnefeld Ehrendoktor der Universität Greifswald, Pressestelle der Universität Ulm, 4. Dezember 2008
  7. Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg - Liste der Ordensträgerinnen und Ordensträger 1975–2023 (PDF; 307 KB). Staatsministerium Baden-Württemberg, 22. April 2023
  8. Alle Träger/innen (Memento vom 7. März 2016 im Internet Archive), Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin.
  9. Heinrich-Braun-Medaille. Übersicht aller Träger/innen. In: www.dgai.de. Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. März 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/www.dgai.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)