Friede Springer – Wikipedia

Friede Springer (2014)
Friede Springers Geburtshaus

Friede Springer geb. Riewerts (* 15. August 1942 in Oldsum auf der Insel Föhr) ist eine deutsche Verlegerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friede Springer ist die Tochter eines Gärtnermeisters und einer Hauswirtschaftsleiterin. Nach der Schulzeit machte sie eine Lehre als Hotelkauffrau, die sie abbrach,[1] bevor sie ab 1965 als Kindermädchen im Hause des Verlegers Axel Springer in Hamburg-Blankenese Anstellung fand. 1978 wurde sie Springers fünfte Ehefrau.

In Friede Springers Elternhaus wurde Fering gesprochen, ein Dialekt der nordfriesischen Sprache.[1] Sie gehört der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche an.

Unternehmerisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Springers Tod 1985 erbte sie, wie auch Kinder und Enkel aus Springers früheren Ehen, Anteile des Erblassers an dem Verlagshaus Axel Springer. Dem Verleger gehörten zu diesem Zeitpunkt noch 26,1 Prozent, der Rest lag bei dem bayerischen Filmhändler Leo Kirch, der Familie Burda und diversen Kleinaktionären.

Unter ihrer Leitung kauften die Springer-Erben 1988 die 26 Prozent Anteile der Burda-Brüder für rund 500 Millionen DM zurück. Burda hatte für 24,9 Prozent Anteile fünf Jahre zuvor die Hälfte gezahlt. Nachdem in der Folge Springers Kinder und Enkel aufbegehrt hatten, zahlte sie die Familienmitglieder aus und übernahm so deren Anteile. Im Jahr 2002 setzte Friede Springer Mathias Döpfner als neuen Vorstandsvorsitzenden ein. Er führte den Springer-Konzern aus der Krise und aus der engen Verflechtung mit dem Münchner Unternehmer Leo Kirch.

Friede Springer besaß (Stand 2012) 5 %[2] der Aktien der Axel Springer SE, vor allem jedoch 90 % der Gesellschaftsanteile der Axel Springer-Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co., welche wiederum mit 47,3 % an der Axel Springer SE beteiligt ist.[3] Sie fungiert als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des nach der Bertelsmann SE & Co. KGaA zweitgrößten deutschen Medienkonzerns. Am 24. September 2020 gab die Axel Springer SE bekannt, dass Springer einen großen Teil ihrer Anteile am Medienkonzern an Unternehmenschef Mathias Döpfner überträgt und ihm darüber hinaus die Stimmrechte an ihrem verbleibenden Aktienpaket übergibt. Springer verkaufte einen Anteil von rund 4,1 Prozent am Konzern an Döpfner und übertrug ihm zusätzlich rund 15 Prozent ihrer Anteile als Schenkung – so kontrollieren sie künftig jeweils rund 22 Prozent.[4]

Friede Springer ist außerdem Vorstandsvorsitzende der gemeinnützigen Axel Springer-Stiftung sowie Stifterin und Vorstand der Friede-Springer-Stiftung und der Friede-Springer-Herz-Stiftung.

Vermögen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Forbes Magazine besitzt Springer 2021 ein geschätztes Privatvermögen von 3,1 Milliarden US-Dollar.[5]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Springer pflegt gute Kontakte zur ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel.[6] Sie nahm für die CDU – als Mitglied der 12., 13., 14., 15., 16. und 17. Bundesversammlung – 2004, 2009, 2010, 2012, 2017 und 2022 an der Wahl des Bundespräsidenten teil. Dem siebenköpfigen Kuratorium der Friede Springer-Stiftung gehört neben Horst Köhler, Bundespräsident a. D., auch Joachim Sauer, Ehemann von Angela Merkel, an.[7]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friede Springer, Mathias Döpfner, Kai Diekmann und Julian Reichelt auf dem Dach der US-Botschaft in Berlin (2019)

Im Jahr 1988 wurde Friede Springer der Verdienstorden des Landes Berlin verliehen, 1996 das Große Verdienstkreuz und 2004 der Bayerische Verdienstorden. 2008 wurde sie mit dem großen Bundesverdienstkreuz mit Stern geehrt.

Im Jahr 2000 erhielt sie den Leo-Baeck-Preis als höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden in Deutschland. Sie erhielt am 13. Mai 2002 den Ehrendoktor der Ben-Gurion-Universität des Negev in Be’er Scheva, Israel, im Jahr 2003 den Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin. Im Jahr 2012 wurde Springer vom Moses Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien mit der Moses Mendelssohn-Medaille geehrt.[8] Am 15. September 2014 nahm sie im Jüdischen Museum zu Berlin den Theodor-Herzl-Preis des World Jewish Congress stellvertretend für ihren verstorbenen Mann Axel Springer entgegen.[9]

2009 wurde sie mit dem Preis der Hermann Ehlers Stiftung ausgezeichnet. 2012 erhielt sie die Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen vom Bundesverband Deutscher Stiftungen.[10] Ebenfalls für 2012 erhielt sie die Leibniz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zugesprochen, 2015 verlieh ihr die Konrad-Adenauer-Stiftung den Preis Soziale Marktwirtschaft.[11]

Am 9. November 2017 erhielt sie den Preis der Deutschen Gesellschaft e. V. für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung.

Aufgrund ihres Engagements für Israel und den arabisch-jüdischen Dialog[12] hat die Hebräische Universität Jerusalem ihr 2019 die Ehrendoktorwürde verliehen.[13]

Am 8. Oktober 2019 wurde Springer für ihr gesellschaftliches und kulturelles Engagement der Verdienstorden des Landes Sachsen-Anhalt überreicht.

Am 10. Oktober 2020 wurde Springer mit dem Freiheitspreis der Friedrich-Naumann-Stiftung ausgezeichnet. Zufolge der Begründung der Jury erhielt sie diese Auszeichnung für ihren lebenslangen Einsatz für die Pressefreiheit sowie für die Förderung von Toleranz und gesellschaftlichem Zusammenhalt in Deutschland.[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Inge Kloepfer: Friede Springer. Die Biographie. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe, Hofmann und Campe, Hamburg 2012, ISBN 978-3-455-50272-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Friede Springer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Inge Kloepfer: Friede Springer. Die Biographie. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe, Hamburg 2012, ISBN 978-3-455-50272-5
  2. Friede Springer schenkt Döpfner Aktien für 70 Millionen Euro Spiegel Online, 17. August 2012
  3. Aktionärsstruktur. In: www.axelspringer.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Juni 2018; abgerufen am 6. August 2018.
  4. DER SPIEGEL: Springer-Verlag: Friede Springer benennt Döpfner als ihren Nachfolger - DER SPIEGEL - Wirtschaft. Abgerufen am 24. September 2020.
  5. Friede Springer. Abgerufen am 18. Mai 2021 (englisch).
  6. Angela Merkels ziemlich beste Freunde, Mittelbayerische Zeitung vom 8. November 2015
  7. Angaben auf der Seite der Friede Springer Stiftung, abgerufen am 21. Dezember 2015
  8. Friede Springer erhält Moses Mendelssohn Medaille (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive), Berliner Morgenpost, 12. Mai 2012
  9. Hans-Jörg Vehlewald, Fabian Matzerath: Jüdischer Weltkongress ehrt BILD-Gründer Axel Springer. In: bild.de. 15. September 2014, abgerufen am 24. November 2015.
  10. https://www.verbaende.com/news/pressemitteilung/friede-springer-erhaelt-medaille-fuer-verdienste-um-das-stiftungswesen-82548/
  11. Preisträgerin 2015: Friede Springer - Preis Soziale Marktwirtschaft der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Abgerufen am 24. Januar 2020.
  12. Gil Yaron: Universität in Jerusalem: Ehrendoktorwürde für Friede Springer. In: DIE WELT. 17. Juni 2019 (welt.de [abgerufen am 13. Dezember 2020]).
  13. Hebräische Universität verleiht Friede Springer Ehrendoktorwürde. In: Israelnetz.de. 18. Juni 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.
  14. Süddeutsche Zeitung: Freiheitspreis für Verlegerin Friede Springer. Abgerufen am 31. Dezember 2020.