Finanzierungstitel – Wikipedia

Finanzierungstitel (oder Finanztitel) sind im Finanzwesen die auf den Kapitalmärkten umgesetzten Handelsobjekte.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kompositum „Finanzierungstitel“ enthält als Bestimmungswort „Finanzierung“ als Versorgung eines Wirtschaftssubjekts mit Kapital und das Grundwort „Titel“ als Urkunde, mit der bestimmte Ansprüche und Pflichten rechtskräftig festgestellt werden. Der Begriffsumfang von „Finanzierungstitel“ ist ungenau und umfasst alle in einer Urkunde dokumentierten Rechte und Pflichten, die ein Kapitalgeber (Anleger) als Gegenleistung für die Bereitstellung von Kapital (Kapitalangebot) erwirbt.[1]

Auch Herbert Hax verwendet in seinem Grundlagenwerk über die Finanzwirtschaft den Begriff in der Weise, dass Unternehmen Mittel von externen Kapitalgebern erhalten, wobei die Kapitalgeber als Gegenwert eine Gesamtheit von Rechten, manchmal auch verbunden mit Verpflichtungen, in Form eines Finanzierungstitels erhalten.[2] Für Hax fallen unter Finanzierungstitel Aktien ebenso wie Kreditverträge. Michael Bitz versteht „als Finanztitel Ansprüche auf finanzwirtschaftliche Leistungen“.[3] Diese Definition wird vom Autor aufgeteilt in Beteiligungstitel (wie Aktien) und Forderungstitel (wie Anleihen).

Rechte und Pflichten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als im Finanzierungstitel verbriefte Rechte und Pflichten stehen dem Kapitalgeber (Anleger) folgende Hauptgruppen zur Verfügung:

Finanzierungstitel wesentliche Rechte wesentliche Pflichten/Risiken Kapitalform beim Emittenten
Aktien Dividenden und Stimmrechte Insolvenzrisiko Eigenkapital
Anleihen/Schuldscheine Zins (Kupon) und Gläubigerrechte Emittentenrisiko Fremdkapital
Sparbücher Sparzins und Barauszahlung Insolvenzrisiko, aber durch Einlagensicherung
begrenzt oder ganz ausgeschaltet
Fremdkapital

Manchmal wird der Begriff Finanztitel auch für an Wertpapierbörsen gehandelte Effekten[4] oder für den Basiswert von Derivaten[5] benutzt.

Heutige Begrifflichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Begriffe Finanzierungstitel oder Finanztitel kommen in Gesetzen nicht vor, jedoch häufig in der finanzwirtschaftlichen Literatur. Genauere, heute benutzte und vom Begriffsumfang eingeschränkte Bezeichnungen sind Finanzierungsinstrumente, Finanzinstrumente oder Finanzprodukte (die beiden letzteren sind auch Rechtsbegriffe). Diese sind meist standardisiert und fungibel, während Finanzierungstitel (wie Geldmarktpapiere, Genussscheine, Private Equity oder Schuldscheine) überwiegend nicht oder nur umständlich übertragbar sind.

Abgrenzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Finanzkontrakt ist ein Vertrag, der primär den Austausch von Zahlungsmitteln oder Ansprüchen auf Zahlungsmittel zum Inhalt hat. „Werden solche Ansprüche selbst zum Gegenstand eines Vertrages, dann werden solche Kontrakte auch als Finanztitel 2. Ordnung oder Derivate bezeichnet…“.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günter Franke/Herbert Hax, Finanzwirtschaft des Unternehmens und Kapitalmarkt. 5. überarbeitete Auflage. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-40644-1

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verlag Th. Gabler (Hrsg.), Gabler Kompakt-Lexikon Unternehmensgründung, 2005, S. 229
  2. Günter Franke/Herbert Hax, Finanzwirtschaft des Unternehmens und Kapitalmarkt, 2004, S. 30
  3. Michael Bitz, Grundlagen des finanzwirtschaftlich orientierten Risikomanagements, in: Günther Gebhardt/Wolfgang Gerke/Manfred Steiner (Hrsg.), Handbuch des Finanzmanagements, 1993, S. 644; ISBN 3406365523
  4. Stefan Nabben, Circuit Breaker, 1998, S. 160
  5. Andreas Oehler/Matthias Unser, Finanzwirtschaftliches Risikomanagement, 2000, S. 17
  6. Andreas Oehler/Matthias Unser, Finanzwirtschaftliches Risikomanagement, 2000, S. 17; ISBN 9783540677666