Felix Rexhausen – Wikipedia

Felix Rexhausen, ca. 1984 in Hamburg

Felix Hans Rudolf Rexhausen (* 31. Dezember 1932 in Köln; † 6. Februar 1992 in Hamburg), Pseudonym Stefan David, war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Felix Rexhausen wuchs bis 1942 in Leipzig, später in Hamburg auf. 1951 machte er in Hamburg sein Abitur. Danach studierte er Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln und schloss 1956 als Diplom-Volkswirt ab. Danach war er Assistent von Prof. Günter Schmölders. 1959 promovierte er dort zum Doktor der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit Carola Stern und Gerd Ruge gründete er am 28. Juli 1961 die Deutsche Sektion von Amnesty International und wurde zum geschäftsführenden Vorstandsmitglied und Kassenwart gewählt.[2][3] Von 1961 bis 1964 war er als freier Redakteur beim Westdeutschen Rundfunk in Köln tätig. Mit seiner am 19. September 1963 ausgestrahlten Glosse Mit Bayern leben in der WDR-Sendreihe Auf ein Wort löste er den „ersten großen bundesdeutschen Satireskandal“ aus[4][5][6][7][8] und erhielt trotz Rechtfertigung in der Abendschau des Bayerischen Fernsehens am 26. September 1963 beleidigende Zuschriften aus Bayern.[9] Von 1964 bis 1966 war er Redakteur beim Kölner Stadtanzeiger und von 1966 bis 1968 beim Magazin Der Spiegel.[10] Er schrieb auch für die Wochenzeitschrift Die Zeit. Ab 1968 lebte er als freier Journalist und Schriftsteller in Hamburg. 1978 war er Stadtteilschreiber für Harvestehude in Hamburg.[11] Neben seinen journalistischen Arbeiten veröffentlichte Rexhausen Romane, Satiren und Lyrik (zum Teil vertont von Wolfgang „Schobert“ Schulz und zu Gehör gebracht von Schobert & Black). Er gilt als einer der ersten namhaften deutschsprachigen Autoren, die das Thema Homosexualität (nicht zuletzt auch anhand eigener Erfahrungen) bereits während der 1960er-Jahre offen behandelten: „[…] da stillt ein Fräulein sein Säugling, und nennt den Schwulen einen Feigling […]“.[12]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einweihung des Felix-Rexhausen-Platzes nahe dem Kölner Hauptbahnhof am 10. Dezember 2015

Seit 1998 vergibt der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen den nach Rexhausen benannten Felix-Rexhausen-Preis.[13]

Am 27. März 2014 beschloss die Kölner Bezirksvertretung Innenstadt nach Anregung durch den Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen die Benennung eines Platzes am Kölner Hauptbahnhof nach Felix Rexhausen.[14] Die für Mai 2015 geplante Einweihung wurde ausgesetzt, nachdem der Journalist und Theologe David Berger in einem Online-Beitrag die Meinung vertreten hatte, Rexhausen habe sich in dem Roman Berührungen aus dem Jahr 1969 positiv über Pädophilie geäußert. Der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen widersprach Bergers Darstellung.[15] Der Grünen-Politiker Volker Beck forderte eine Untersuchung der Vorwürfe gegen Rexhausen, ohne jedoch das Buch zu kennen.[16] Die Vorwürfe bestätigten sich jedoch nicht, so dass der Platz durch Bezirksbürgermeisters Andreas Hupke am 10. Dezember 2015 eingeweiht wurde.[17]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Literaturwissenschaftler Benedikt Wolf hat eine umfassende Bibliografie der Werke Rexhausens erstellt.[18] Sie enthält 398 Werke von Felix Rexhausen sowie 63 Quellen mit Sekundärliteratur.[19]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Unternehmer und die volkswirtschaftliche Entwicklung, Berlin 1960 (unter demselben Titel am 27. Februar 1959 als Dissertation an der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln bei Günter Schmölders eingereicht[20])
  • Die Finanzpublizität der Länder und Gemeinden, Berlin 1963; Finanzwissenschaftliche Forschungsarbeiten, Neue Folge, Heft 28
  • Mit Bayern leben, Offenbach am Main 1963
  • Der linkische und der Weg zum Rechts-Staat oder Wer zersetzt hier was?, Köln 1965
  • Mit deutscher Tinte, Frankfurt a. M. 1965
    (auch als Langspielplatte bei Telefunken erschienen: Deutschland deine Redner. Bundesrepublikanische Ansprachen – notiert von Felix Rexhausen)
  • Lavendelschwert, Frankfurt a. M. 1966
  • Gedichte an Bülbül, Stierstadt i.Ts. 1968
  • Die Sache, Frankfurt/M. 1968
  • Berührungen, Darmstadt 1969 (unter dem Namen Stefan David)
  • Seelenadel, Zweibrücken 1969 (zusammen mit Axel Hertenstein)
  • Von großen Deutschen, Stierstadt i.Ts. 1969
  • Germania unter der Gürtellinie, Bern [u. a.] 1970
  • Spukspaßspitzen, Pforzheim 1970 (zusammen mit Axel Hertenstein)
  • Wie es so geht, Düsseldorf 1974
  • So und so, Leverkusen 1976
  • In Harvestehude. Aufzeichnungen eines Hamburger Stadtteilschreibers, Hamburg 1979
  • Die Lavendeltreppe, Düsseldorf 1979
  • Über Wahlkampf, Luzern [u. a.] 1980
  • Beste Fahrt! Ottersberg 1981
  • Gesammelte Werke, Berlin
    • Band 1: Die Märchenklappe: allerlei Zwischenmännlichkeiten; Geschichten, Mären, Reime, 1982
      (ein weiterer Band ist nicht erschienen)
  • Der heutige Homosexuelle und Weihnachten, Kiel 1987
  • Die deutsche Weihnacht, München 1989
  • Zaunwerk. Szenen aus dem Gesträuch. Aus dem Nachlass herausgegeben von Benedikt Wolf. Berlin 2021 (Typoskript 1964 fertiggestellt, 2022 als Hörbuch erschienen, gelesen von Klaus Nierhoff[21])

Theaterstücke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dem Neuen ist Seife egal, eine Komödie, uraufgeführt am 14. November 1970 in den Kammerspielen Lübeck (Regie: Karl Vibach)
  • Dreiecke – Vorführung von drei Stückwünschen, eine Spielschau
  • … dann mal wieder rechts, eine Revue, uraufgeführt am 15. Mai 1979 im Wuppertaler Schauspielhaus (Regie: Helmut Baumann, Musik: Dirk Schortemeier)

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Auf ihrer LP Mein einziger Freund singen Schobert und Black das Lied Aller Scheinheiligen mit einem Text von Rexhausen. Für die zweite LP ihres Doppelalbums Das ganze Jahr! verfasste er die Texte aller 14 Lieder. Die Musik schrieb jeweils Wolfgang „Schobert“ Schulz.

Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Amilcare Puviani: Die Illusionen in der öffentlichen Finanzwirtschaft, Berlin 1960 (übersetzt zusammen mit Marianne Hartmann)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Benedikt Wolf: Mit Deutschland leben! Felix Rexhausens Literatur zwischen Zersetzung und Formspiel. Männerschwarm, Berlin 2020, ISBN 978-3-86300-295-4.
  • Benedikt Wolf: Bibliografie der Schriften von und über Felix Rexhausen (1956–2022); aktualisierte Version. Universität Bielefeld, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft. 2022, doi:10.4119/unibi/2966925
  • Mirko Nottscheid: Rexhausen, Felix Hans Rudolf. Eintrag im Personenlexikon Hamburgische Biografie, Band 8, Wallstein Verlag 2023: S. 325–327, ISBN 978-3-8353-5443-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hamburgische Biografie: Personenlexikon. Band 8. Wallstein Verlag, Göttingen 2023, ISBN 978-3-8353-5443-2, S. 325.
  2. Lora Wildenthal: Human Rights Advocacy and National Identity in West Germany. In: Human Rights Quarterly. Band 22, Nr. 4, 2000, ISSN 1085-794X, S. 1051–1059, doi:10.1353/hrq.2000.0052 (jhu.edu [abgerufen am 10. Juni 2022]).
  3. Carola Stern, Amnesty International (Hrsg.): Wer schweigt, wird mitschuldig. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-596-23439-5, S. 31 (Originalausgabe).
  4. 19. September 1963 – WDR-Glosse von Felix Rexhausen gesendet. In: wdr.de, Stichtag. 19. September 2013, abgerufen am 4. September 2020.
  5. Mit Bayern leben! In: Die Zeit 40/1963. 4. Oktober 1963, abgerufen am 5. Dezember 2022.
  6. Mit dem Blasrohr leben. In: Der Spiegel. Nr. 7, 1965 (online9. Februar 1965). Zitat: „Mit einer satirischen Rundfunksendung brachte er ganz Bayern gegen sich auf: Ein Bewohner des Freistaates stellte ihm eine »viereckige Visage« in Aussicht, ein anderer, er werde »in Sch.... getaucht«, falls er es wagen sollte, die weißblauen Grenzpfähle zu passieren. […] Als die Rexhausen-Sendung »Mit Bayern leben« am 19. September 1963 die Preußen ergötzte und die Bayern ergrimmte (SPIEGEL 40/1963 und 1–2/1964) […]“
  7. Felix Rexhausen: BAYRISCHER PFAHL ... In: Der Spiegel. Nr. 40, 1963 (online1. Oktober 1963). Zitat: „In der WDR-Sendereihe »Auf ein Wort« glossierte der Kölner Journalist das Verhältnis zwischen Bund und Bayern.“
  8. Mit Bayern leben! In: Die Zeit 40/1963. 4. Oktober 1963, abgerufen am 5. Dezember 2022.
  9. »Dir gehört eine Mistgabel ins Kreuz«. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1964 (online7. Januar 1964). Zitat: „Die folgenden Briefe sind einer Broschüre entnommen, in der Felix Rexhausen eine Auswahl von Zuschriften veröffentlichte, die ihn trotz der Ehrenerklärung erreichten.“
  10. Lebenslauf von Felix Rexhausen; aus dem Nachlass. (als Faksimile veröffentlicht in: Benedikt Wolf: Mit Deutschland leben!, ISBN 978-3-86300-295-4)
  11. Felix Rexhausen: In Harvestehude: Aufzeichnungen eines Hamburger Stadtteilschreibers Verlag=M + K Hansa Verlag. Hamburg 1979, ISBN 3-920610-26-1, S. 7.
  12. Felix Rexhausen: Gedichte an Bülbül. Mit fünf Konterfeis nach der Natur dargestellt von Bernard Jäger. Eremiten-Presse, Stierstadt 1968, S. 14.
  13. Felix Rexhausen - eine kurze Biografie. Abgerufen am 4. September 2020 (deutsch).
  14. Bezirksvertretung Innenstadt Köln, Az. BV1/0055/2014, Tagesordnungspunkt 7.13
  15. Stellungnahme zur Diskussion über Felix Rexhausen und Materialien zur Meinungsbildung blsj.de vom 13. September 2015
  16. Bettina Janecek: Platzbenennung am Kölner Hauptbahnhof: Wirbel um Pädophilie-Vorwürfe gegen Felix Rexhausen. In: Ksta.de. Kölner Stadt-Anzeiger, 6. Mai 2015, abgerufen am 11. Februar 2024.
  17. Norbert Blech: Köln: Rexhausen-Platz wird nun doch eingeweiht. queer.de vom 11. September 2015
  18. Benedikt Wolf: Mit Deutschland leben! Felix Rexhausens Literatur zwischen Zersetzung und Formspiel – SISSYMAG. Abgerufen am 7. Februar 2021 (deutsch).
  19. Buch zum Werk von Felix Rexhausen erschienen blsj.de vom 4. April 2020
  20. DNB 480049343
  21. Hörbuch: Zaunwerk – Szenen aus dem Gesträuch. Abgerufen am 25. Mai 2022 (deutsch).