Emil Schumacher – Wikipedia

Emil Schumacher, 1981. Foto: Ralf Cohen, Karlsruhe

Emil Schumacher (* 29. August 1912 in Hagen, Westfalen; † 4. Oktober 1999 in San José, Ibiza) war ein deutscher Maler und Vertreter des Informel.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emil Schumacher wurde am 29. August 1912 als drittes Kind von Anna und Emil Schumacher in Hagen geboren. Von 1926 bis 1931 besuchte er die Oberrealschule in Hagen.

Schumacher studierte vom Wintersemester 1931/32 bis zum Ende des Wintersemesters 1933/1934 Werbegrafik an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Dortmund. Von 1935 bis 1939 war er als freier Maler tätig.

Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurde Schumacher wegen des Vorwurfs des „Kulturbolschewismus“ nicht in die Reichskammer der bildenden Künste aufgenommen. In den Kriegsjahren war er Technischer Zeichner in den Akkumulatoren-Werken, einem Hagener Rüstungsbetrieb. Im Jahr 1941 heiratete er Ursula Klapprott und Sohn Ulrich wurde geboren. Unmittelbar nach Kriegsende startet er einen Neubeginn als freier Künstler.

1947 bis 1953[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Schumacher mit kubistischen Landschaften, 1947 hatte er seine erste Einzelausstellung in dem von dem Architekten Rasch eingerichteten Studio für neue Kunst in Wuppertal und wurde Mitbegründer der Künstlervereinigung Junger Westen. 1948 erhielt er den Kunstpreis Junger Westen der Stadt Recklinghausen, im selben Jahr kaufte das Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen zwei seiner Bilder, Stillleben und Stillleben mit Pilzen, an. In den 1950er Jahren entwickelte er Werke, die nur aus der Farbe lebten, ohne jegliches konstruktives Gerüst. Dominierendes Thema seiner Arbeiten sind die Eigenwertigkeit der Farbe und Farbmaterie.

Ab 1954[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1954 beteiligte sich Schumacher an der von Willem Sandberg im Stedelijk Museum, Amsterdam veranstalteten Ausstellung Deutsche Kunst nach 45, dabei wurde zum ersten Mal nach dem Krieg zeitgenössische Kunst aus Deutschland im Ausland gezeigt. Ab 1955 wurde Schumacher durch erste Ausstellungen und Preise bekannt; seine Teilnahme an der 29. Biennale von Venedig[1] 1961 sowie die Verleihung des Guggenheim Award (National Section) bereits 1958 dokumentieren seinen internationalen Durchbruch.

Im Jahr 1959 war Emil Schumacher Teilnehmer der documenta II in Kassel. Von 1958 bis 1960 hatte er eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg inne. Zwischen 1961 und 1972 war Emil Schumacher Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes.[2] Von 1966 bis 1977 war er Professor an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe.

1964 war er mit drei großformatigen Bildern auf der documenta III und im Jahr 1977 auf der documenta 6 in Kassel vertreten. Heute hängen seine Arbeiten zwischen New York und München in vielen wichtigen Museen der Welt. Unter seinen zahlreichen Kunstwerken für den öffentlichen Raum finden sich u. a. großformatige Mosaikarbeiten für die U-Bahn-Station Colosseo in Rom. Er erhielt im Jahr 1982 den Rubenspreis der Stadt Siegen.[3]

Nach seinem Tod im Jahr 1999 fand Emil Schumacher die letzte Ruhe auf dem Hagener Remberg-Friedhof in einem Ehrengrab.

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seiner Heimatstadt Hagen entstand 2006 bis 2009 das Kunstquartier Hagen, welches das Osthaus Museum und – zu seinen Ehren – das neu gebaute Emil Schumacher Museum in einem Museumsensemble vereint. Im Juli 2006 begannen die Bauarbeiten für den Neubau sowie den Umbau und die Erweiterung des Osthaus Museums. Die Eröffnung wurde am 28. August 2009 gefeiert. Wissenschaftlicher Leiter des Emil Schumacher Museums ist seit 2011 der Kunsthistoriker Rouven Lotz.

Werke in Museen in Deutschland (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1946: Studio Rasch, Wuppertal
  • 1948: Karl Ernst Osthaus Museum der Stadt Hagen
  • 1958: Galerie Stadler, Paris
  • 1960: Samuel M. Kootz Gallery, New York
  • 1961: Kestner-Gesellschaft, Hannover
  • 1962: XXXI. Biennale Venezia/Venedig
  • 1962: Galleria la Medusa, Rom
  • 1963: VII. Biennale São Paulo, São Paulo
  • 1968: Lefebre Gallery, New York
  • 1975: Galeria Internacional de Arte, Madrid
  • 1975: Galerie Georg Nothelfer, Berlin
  • 1975: Karl Ernst Osthaus Museum der Stadt Hagen
  • 1978: Emil Schumacher. Arbeiten 1949–1978., Kunstverein Braunschweig
  • 1990: Josef Albers Museum, Bottrop
  • 1997/1998: Emil Schumacher – Retrospektive | Rétrospective, Galerie nationale du Jeu de Paume/Paris, Hamburger Kunsthalle/Hamburg, Haus der Kunst/München
  • 1997: Sprengel Museum, Hannover
  • 2001: Emil Schumacher – Werke aus sieben Jahrzehnten, Kunsthalle Emden, Stiftung Henri Eske und Nannen, Emden
  • 2003: Villa Wessel Iserlohn – Sammlung Kraft Bretschneider
  • 2007: Emil Schumacher – Landschaften sind es nicht, aber wie könnte ich mich der Natur entziehen? Museum für Gegenwartskunst, Siegen
  • 2010: Nolde/Schumacher – Verwandte Seelen, Emil Schumacher Museum, Hagen/Berlin
  • 2012/13: Schumacher-Afrika – Die Bilder Schumachers im Dialog mit Monumental-Skulpturen aus dem Niger-Delta, Emil Schumacher Museum, Hagen
  • 2013: „Malerei ist gesteigertes Leben“ – Emil Schumacher im internationalen Kontext, Emil Schumacher Museum, Hagen
  • 2013: Emil Schumacher – Abenteuer Malerei, Ulmer Museum, Ulm
  • 2013: Emil Schumacher – Beseelte Materie, Kunsthalle St. Annen, Museumsquartier St. Annen, Lübeck
  • 2013: Young-Jae Lee und Emil Schumacher, Emil Schumacher Museum, Hagen
  • 2013/2014: Norbert Kricke und Emil Schumacher – Positionen in Plastik und Malerei nach 1945, Emil Schumacher Museum, Hagen
  • 2016/2017: Gilgamesch – Baumeister und Schumacher, Emil Schumacher Museum, Hagen
  • 2018/2019: Emil Schumacher – Inspiration und Widerstand, Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Emil Schumacher – Räder:Werk, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Dortmund 2018, ISBN 978-3-86206-719-0.
  • Emil Schumacher – Pastorale –Bukolische Szenen, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Dortmund 2016, ISBN 978-3-86206-667-4.
  • Emil Schumacher – Reisebilder aus dem Orient, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Dortmund 2016, ISBN 978-3-86206-590-5.
  • Emil Schumacher – Boscone – Faszination Baum, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Dortmund 2016, ISBN 978-3-86206-551-6.
  • Emil Schumacher – Bild und Material, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), zugl. Ausst.-kat.: "Objet Trouvé", Hagen, Dortmund 2015, ISBN 978-3-86206-489-2.
  • Emil Schumacher – 1945 – Wiedersehen in den Trümmern, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Dortmund 2015, ISBN 978-3-86206-465-6.
  • Norbert Kricke und Emil Schumacher – Positionen in Plastik und Malerei nach 1945, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Bönen 2013, ISBN 978-3-86206-315-4.
  • Young-Jae Lee und Emil Schumacher, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Bönen 2013, ISBN 978-3-86206-272-0.
  • Emil Schumacher – Sommerfreuden, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Bönen 2013, ISBN 978-3-86206-280-5.
  • Emil Schumacher – Frei wie ein Vogel, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Bönen 2012, ISBN 978-3-86206-218-8.
  • „Malerei ist gesteigertes Leben“ – Emil Schumacher im internationalen Kontext, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, München 2012, ISBN 978-3-7774-5801-4.
  • Brüder Grimm, Schneeweißchen und Rosenrot mit Illustrationen von Emil Schumacher aus dem Jahr 1948, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Köln 2012, ISBN 978-3-86832-091-6.
  • Ernst-Gerhard Güse: Emil Schumacher. Das Erlebnis des Unbekannten. Ostfildern 2012. (= Schriften der Emil Schumacher Stiftung, Bd. 2.), ISBN 978-3-7757-2082-3.
  • Schumacher – Afrika. Die Bilder Schumachers im Dialog mit Monumental-Skulpturen aus dem Nigerdelta, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen 2011, ISBN 978-3-9811930-3-9.
  • Emil Schumacher – Kreatur Pferd, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Warendorf, Bönen 2011, ISBN 978-3-86206-141-9.
  • Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): Emil Schumacher. Leben in der Malerei. Gespräche und Texte. Ostfildern 2008. (= Schriften der Emil Schumacher Stiftung, Bd. 1.)
  • Emil Schumacher. Der Erde näher als den Sternen. Malerei 1936–1999. Hirmer, München 2007, ISBN 978-3-7774-3585-5.
  • Peter Prange: Schumacher, Emil. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 734–736 (Digitalisat).
  • Hans Gercke, Peter Anselm Riedl, Christoph Zuschlag (Hrsg.): Emil Schumacher. Letzte Bilder 1997–1999. Ausstellungskatalog Heidelberg, Köln 2000.
  • Christoph Zuschlag: Der unbekannte Schumacher. Ein wiederentdecktes Wandbild in Hagen. In: Weltkunst, 65, 1995, Nr. 24, S. 3498–3500.
  • Michael Klant/Christoph Zuschlag (Hrsg.): Emil Schumacher im Gespräch. „Der Erde näher als den Sternen“. Stuttgart 1992.
  • Christoph Zuschlag: „Alle Malerei ist Zerstörung“. Anmerkungen zu einem Aspekt des Werks Emil Schumachers. In: Kunstpresse, August 1992, S. 30–33.
  • Werner Schmalenbach: Emil Schumacher. Köln 1981, ISBN 3-7701-1269-5.
  • Schumacher, Emil. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 234 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Emil Schumacher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ivo Kranzfelder: Platschek, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 515 f. (Digitalisat).
  2. kuenstlerbund.de: Vorstände des Deutschen Künstlerbundes seit 1951 (Memento vom 17. Dezember 2015 im Internet Archive) (abgerufen am 24. August 2018)
  3. Der Rubenspreis der Stadt Siegen - Entdecken - Museum für Gegenwartskunst Siegen. Abgerufen am 15. September 2022.
  4. Verdienstordenträgerinnen und -träger seit 1986. (PDF) Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Juli 2017; abgerufen am 11. März 2017.