Deutschrömer – Wikipedia

Peter von Cornelius: Römische Wirtshausszene, Darstellung eines deutschrömischen Künstlerkreises, um 1820

Als Deutschrömer wird der Kreis der in Rom lebenden deutschen bildenden Künstler und Literaten insbesondere des späten 18. und des 19. Jahrhunderts bezeichnet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pilger vor Rom, Deutschrömer MF, 1833
Alfred Rethel (mit Fächer) im Kreise deutscher Künstler in Rom, Foto um 1844/1845

Seit der Renaissance übte die Ewige Stadt als Hort antiker Kunst und Quelle neuer Entwicklungen ihre Anziehungskraft auch auf deutsche Künstler aus. Albrecht Dürer war der erste deutsche Künstler, der 1494 nach Italien zog. Später kamen – als bedeutende Vertreter – Hans Rottenhammer und Adam Elsheimer.

Die Zeit der eigentlichen Deutschrömer beginnt aber mit Anton Raphael Mengs in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Es folgten Angelika Kauffmann, Jacob Philipp Hackert, Johann Wolfgang von Goethe und Johann Christian Reinhart.

Zu einem Kreis wurde die Gruppe dieser Personen ab Ende des 18. Jahrhunderts. Dessen zentrale Figuren waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Maler Joseph Anton Koch und Johann Christian Reinhart. Als Treffpunkte fungierten unter anderem die Villa Malta und der Palazzo Caffarelli. Einen nicht unbedeutenden Teil der Gruppe machten die sogenannten Nazarener aus. In den 1820er Jahren formierte sich aus deutschsprachigen Künstlern die Ponte-Molle-Gesellschaft, die 1845 zum Deutschen Künstlerverein reorganisiert wurde und bis 1915 bestand. Der Kunsthistoriker Karl Friedrich von Rumohr bewohnte in den 1820er Jahren eine Villa in Olevano, wo viele der Nazarener ihren „Heiligen Hain“, die Serpentara, gefunden hatten.[1] Die Villa Serpentara, die aus einer von dem Bildhauer Heinrich Gerhardt errichteten Schutzhütte hervorging, ist heute ein Wohn- und Arbeitsgebäude für Stipendiaten der 1913 eröffneten Deutschen Akademie Villa Massimo.

Im erweiterten Sinne bezeichnet Deutschrömer auch jene deutschsprachigen Künstler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhundertwende, die in besonderer Weise von der Kunst der italienischen Renaissance beeinflusst waren und auf Konzentration und Reduktion statt auf Monumentalität setzten. Unter ihnen waren Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach, Adolf von Hildebrand und Hans von Marées, wobei letztere beide ideelle und auch finanzielle Unterstützung durch den Kunsthistoriker Conrad Fiedler erfuhren. Aber auch viele heute eher vergessene Künstler wie Karl Friedrich Fries, Adam Eberle, Paul Peterich, Artur Volkmann oder Johann Michael Wittmer gehörten zur Gruppe um die Deutschrömer. Neben der neoklassischen Formgebung der Skulpturen war die Anwendung von Lasuren und leichten Tönungen charakteristisch, mit denen die optische Kühle des Marmors vermieden werden sollte.

Der Kunsthistoriker Friedrich Noack hat in seinem handschriftlichen Schedarium ein Verzeichnis der deutschen Künstler in Rom von der Goethezeit bis zum Ersten Weltkrieg angelegt. Es umfasst 11'000 Namen, wovon ein Großteil der Bildenden Kunst zuzurechnen ist. Entsprechend kann die Zahl der Deutschrömer auf mehrere tausend beziffert werden.[2]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Noack: Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters. 2 Bände. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1927. (Digitalisat der Bodleian Libraries: Band 1, PDF, 188,9 MB; Band 2, PDF, 140 MB)
  • Christoph Heilmann (Hrsg.): „In uns selbst liegt Italien“. Die Kunst der Deutsch-Römer. Zur Ausstellung im Haus der Kunst München. Hirmer, München 1987, ISBN 3-7774-4600-9
  • Johannes Vesper: Porträts Deutscher Künstler in Rom zur Zeit der Romantik (1832–1845), in: www.musenblaetter.de, 4. Sept. 2008

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. FAZ vom 15. Dezember 2010, Sete N 3: Maler, Gastrosoph, Museumsmann: Rumohrs Welt.
  2. Golo Maurer: Glanz und (vor allem) Elend. Deutsche Künstler der Romantik in Rom. In: Reframing Friedrich Nerly. Landschaftmaler, Reisender, Verkaufstalent. Berlin, München 2022, ISBN 978-3-422-98950-4, S. 105.