Das Halstuch – Wikipedia

Film
Titel Das Halstuch
Produktionsland Bundesrepublik Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1962
Länge 217 Minuten
Altersfreigabe
  • FSK 6 (2008), 12 (zuvor)
Produktions­unternehmen Westdeutscher Rundfunk Köln
Stab
Regie Hans Quest, Manfred Brückner (Regieassistent)
Drehbuch Francis Durbridge, Marianne de Barde
Produktion Wilhelm Semmelroth
Musik Hans Jönsson
Kamera Bruno Stephan, Karl-Heinz Werner, Paul Ellmerer, Rüdiger Walch
Schnitt Alexandra Anatra, Monika Pancke
Besetzung

Das Halstuch ist ein deutscher Fernsehsechsteiler des britischen Autors Francis Durbridge, das der WDR 1961 produzierte und im Januar 1962 erstmals im Deutschen Fernsehen ausstrahlte.

Die Serie übertraf noch den Erfolg der ersten beiden Durbridge-Sechsteiler Der Andere und Es ist soweit. Sie war zur damaligen Zeit der größte Straßenfeger des deutschen Fernsehens und gilt auch heute noch als Musterbeispiel für erfolgreiche Fernsehproduktionen.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dem kleinen Ort Littleshaw in der Nähe von London wird eine junge Frau tot aufgefunden, die mit einem Schal erwürgt wurde. Die Ermittlungen übernimmt der ortsansässige Polizeiinspektor Harry Yates. Die Tote wird von dem reichen Gutsbesitzer Alistair Goodman als Faye Collins identifiziert, die Schwester des gehbehinderten Musikers Edward Collins, der sie am Vorabend zu einem Besuch erwartete. Marian Hastings, die Verlobte Goodmans, gibt an, Faye Collins am Abend vor ihrer Ermordung mit einem ihr unbekannten Herrn gesehen zu haben. Einige Tage später erkennt sie den Mann auf einem Zeitungsfoto wieder: Es handelt sich um den Londoner Verleger Clifton Morris. Gerald Quincey, ein Geigenschüler von Edward Collins, findet in seinem Geigenkasten das Halstuch, mit dem Faye ermordet worden ist. Als Yates Clifton Morris aufsucht und ihm den Schal zeigt, erkennt er ihn als seinen, bestreitet aber, etwas mit dem Verbrechen zu tun zu haben.

Der Maler John Hopedean sucht Inspektor Yates auf und berichtet von mehreren Drohbriefen, die er nach dem Mord erhalten haben will. Kurze Zeit später erhält Morris einen Anruf des Revuegirls Kim Marshall, die ihm für 18.000 £ einen Brief und eine Tonbandaufnahme verkaufen will, die ihn eindeutig mit Faye Collins in Verbindung bringen und schwer belasten. Inzwischen hat er Kontakt zu der Journalistin Diana Winston aufgenommen, die bereit ist, ihm ein Alibi für den Mordabend zu geben. Am nächsten Abend findet die Polizei in seiner Wohnung die Leiche der erwürgten Diana Winston. Da er zur fraglichen Zeit von der Polizei observiert worden ist, kommt er als Täter nicht in Betracht.

Als Clifton Morris Edward Collins wegen eines Buches aufsucht, das er Faye geliehen hat, wird er von Collins mit einem Revolver bedroht. Da Collins durch das Klingeln des Telefons kurz abgelenkt wird, kann der Verleger ihn niederschlagen. Inspektor Yates sucht Kim Marshall im Nachtclub Finale auf, diese bestreitet jedoch, etwas mit der Erpressung zu tun zu haben, da Clifton Morris ihr neuer Freund sei. Yates, der die Sache durchschaut, warnt das Mädchen und erinnert sie daran, was mit Faye Collins und Diana Winston geschehen ist. Erst als Marian Hastings vor ihrem Modesalon angeschossen wird, bekommt sie Angst. Sie gesteht Yates, nur im Auftrag von Marian Hastings Kontakt mit Morris aufgenommen zu haben.

Yates, der Morris zu einer Aussage bringen will, lässt sich in dessen Gegenwart von Sergeant Jeffries anrufen und mitteilen, dass Edward Collins an den Folgen eines Handgemenges in seiner Wohnung verstorben sei. Der verzweifelte Morris bittet daraufhin seinen ehemaligen Studienkollegen Vikar Nigel Matthews, der auch mit Yates befreundet ist, zu sich. Ihm gesteht er seine Verbindung zu Faye Collins, mit ihrer Ermordung habe er aber nichts zu tun. Als der Vikar erzählt, dass Edward Collins am Leben ist, erklärt sich Morris erleichtert bereit, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, und geht zum Schein auf die Erpressung ein. Daraufhin taucht Marian Hastings bei ihm auf und verkauft ihm Brief und Tonband. Doch anstatt sich ab jetzt herauszuhalten, wie es der Inspektor von ihm verlangt hat, verfolgt Morris Marian Hastings mit seinem Wagen. Vor einer verlassenen Scheune entdeckt er ihr Auto; drinnen übergibt Marian Hastings gerade das erpresste Geld an den Maler John Hopedean. Wie sich im Dialog der beiden herausstellt, hatten sie vor einem Jahr eine Affäre, als die betrunkene Marian eine Frau totfuhr und Fahrerflucht beging. Hopedean erpresste sie mit diesem Täterwissen, ihn bei seinem teuflischen Plan zu unterstützen: Um Clifton Morris erpressen zu können, erdrosselte er Faye Collins; auch Diana Winston erdrosselte er, denn sie hätte Morris entlasten können; und als jetzt Marian Hastings droht, sie würde das schmutzige Spiel nicht länger mitmachen, will er sie ebenfalls erdrosseln. Doch da wirft sich der eben angekommene Clifton Morris dazwischen; Hopedean versucht zu fliehen, wird aber von der Polizei vor dem Gebäude verhaftet.

Termine der Erstausstrahlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1. Teil: Mittwoch, 3. Januar 1962
  • 2. Teil: Freitag, 5. Januar 1962
  • 3. Teil: Sonntag, 7. Januar 1962
  • 4. Teil: Mittwoch, 10. Januar 1962
  • 5. Teil: Samstag, 13. Januar 1962
  • 6. Teil: Mittwoch, 17. Januar 1962

Der Sechsteiler wurde später – auch als Dreiteiler – in der ARD, den dritten Fernsehprogrammen, Eins Plus und EinsFestival mehrfach wiederholt. Der Film ist auch als Videokassette und als DVD erhältlich.

Aufnahmetechnik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Fernsehspiel Das Halstuch wurde erstmals im Ampex-Verfahren aufgezeichnet. Die Kamerabilder wurden auf Magnetbändern aufgezeichnet (MAZ), die nicht geschnitten werden konnten. Der gesamte Ablauf der einzelnen Einstellungen musste vorher genau geprobt werden. Auch die Kameraschwenks und Objektivwechsel mussten genau erfolgen, da bei einem Fehler von vorn angefangen werden musste. Zwischen den Einstellungen gibt es entweder ca. zweisekündige Dunkelpausen oder Außenaufnahmen, die auf Film gedreht wurden.

Hintergründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anders als der auf der Drehbuchfassung basierende Durbridge-Roman, spielt die Fernsehserie im Juni statt im Januar. Im Unterschied zur Serie wird am Anfang des Romans über die Erkrankung und Genesung von Edward Collins berichtet, der unter einer schweren Form der Kinderlähmung litt.

Aus Kostengründen fanden die Außenaufnahmen für die Serie nicht in Großbritannien statt. Auf der Suche nach einem passenden Drehort in der Bundesrepublik, der möglichst stilecht als Kulisse für den fiktiven Ort Littleshaw dienen sollte, wurde man im nordrhein-westfälischen Wülfrath fündig. Besonders der Ortsteil Düssel diente als Schauplatz für das britische Landleben. So wurden die Einstellungen des Leichenfundes etwa im Innenhof der Wasserburg Düssel gedreht.

Der Film wurde in sechs Teilen gesendet, die zwischen 35 und 40 Minuten lang waren. Die Folgen 1–5 endeten mit einem Cliffhanger, also einer spannenden oder überraschenden Szene. So entdeckt am Ende der ersten Folge Gerald Quincey in seinem Geigenkasten das Halstuch, mit dem Faye Collins ermordet wurde. Die zweite Episode endet damit, dass der Gutsbesitzer Goodman bei Yates ein Feuerzeug abgibt, das Morris gehört und in der Nähe des Tatortes gefunden wurde. Am Ende des dritten Teils kehrt Clifton Morris in seine Wohnung zurück und findet die Polizei vor, die dort kurz zuvor die Leiche der Journalistin Diana Winston entdeckt hat. Als Kim Marshall ihre Garderobe im Finale betritt und dort von Inspektor Yates mit den Worten „Hallo Liebling“ begrüßt wird, endet der vierte Teil. In der vorletzten Folge klingelt es in der Wohnung von Clifton Morris. Als er die Tür öffnet, steht Vikar Nigel Matthews vor ihm und begrüßt ihn mit den Worten: „Abend Terry, ich glaube, du erwartest mich.“

Für die musikalische Untermalung war der Komponist Hans Jönsson zuständig, von dem auch die Musik zu den Paul-Temple-Hörspielen stammte. Viele der verwendeten Motive hatte er schon in Paul Temple und der Fall Lawrence eingesetzt.

Auswirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bundesrepublik Deutschland befand sich im Januar 1962 regelrecht im Ausnahmezustand, die Frage nach der Identität des Halstuchmörders beschäftigte die ganze Nation. Theater, Kinos, Volkshochschulen und andere öffentliche Einrichtungen blieben an den sechs Sendeabenden praktisch leer, auch Wahlkampfveranstaltungen der politischen Parteien fanden kein Interesse. Sogar die Nachtschichten in vielen Fabriken wurden heruntergefahren. Wer damals noch keinen Fernseher hatte, besuchte entsprechend ausgestattete Nachbarn, Freunde oder Verwandte oder suchte eine Kneipe mit Fernsehgerät auf. Die quasi menschenleeren Straßen prägten seit dem ersten Durbridge-Sechsteiler im Jahre 1959 den Begriff „Straßenfeger“ für eine besonders erfolgreiche Produktion.

Die Einschaltquote lag bei 89 Prozent. Das 2. Programm, ein Vorläufer der späteren dritten Fernsehprogramme, fand nur wenige Zuschauer. Der Programmbeirat des Fernsehens urteilte zur Situation: „Das deutsche Kulturleben ist zum Erliegen gebracht worden“, und die Fernsehzeitung Funk Uhr schrieb ein Jahr später: „Ein Spiel beherrschte die Schlagzeilen der größten Zeitungen“.[1]

Am 16. Januar 1962, einen Tag vor Ausstrahlung der letzten Halstuch-Folge, erschien in der Berliner Boulevardzeitung Der Abend folgende vom Berliner Kabarettisten Wolfgang Neuss geschaltete Zeitungsannonce: „Ratschlag für morgen (Mittwoch abend): Nicht zu Hause bleiben, denn was soll’s: Der Halstuchmörder ist Dieter Borsche …… Also: Mittwoch abend ins Kino! Ein Kinofan (Genosse Münchhausen)“. Neuss bestritt den Vorwurf, dass er mit der Aktion Werbung für seinen gerade abgedrehten Film Genosse Münchhausen machen wollte,[2] die Aktion löste dennoch einen regelrechten Skandal aus: Neuss erhielt Morddrohungen, und die Bild-Zeitung bezeichnete ihn in einem Artikel als Vaterlandsverräter. Zwar erklärte Neuss bis zu seinem Tod im Jahr 1989, den Mörder lediglich richtig erraten zu haben, aber es gab auch Hinweise, wonach Neuss’ Mutter und Borsches Ehefrau dieselbe Pediküre in Berlin besuchten und dabei die streng vertrauliche Information weitergegeben worden sein könnte.[3]

Weitere Adaptionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2010 veröffentlichten der WDR und Der Audio Verlag ein Hörspiel, welches die Originaldialoge des Fernsehspiels übernahm und die für den Hörer nicht sichtbaren szenischen Ereignisse der Handlung durch Zwischentexte ersetzte, die von Friedhelm Ptok gesprochen wurden. Die Adaption für das Hörspiel stammte von Vera Teichman und Andreas Jungwirth, Regie führte Harald Krewer.

Die Durbridge-Vorlage wurde auch in anderen Ländern für das Fernsehen umgesetzt, erstmals 1959 unter dem Titel The Scarf für die BBC in England, ebenfalls 1962 unter dem Titel Halsduken für das schwedische Fernsehen und 1963 unter dem Titel La Sciarpa für das italienische Fernsehen und wurde damit genauso oft verfilmt wie der Roman Melissa von Durbridge.

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Halstuch, EuroVideo – EAN 4009750182536 (alle Teile zu einem Gesamtfilm zusammengeschnitten), VHS-Video, 206 Minuten
  • Das Halstuch, DVD (FSK 12), WDR, 2002
  • Das Halstuch, Hörspiel mit Originaldialogen des Fernsehspiels ergänzt um von Friedhelm Ptok gelesene Zwischentexte, 3 CD, 198 Minuten, Der Audio Verlag, 2010, ISBN 978-3-89813-967-0

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Funk Uhr 2/1963
  2. Mit Puste. In: DER SPIEGEL 4/1962. 23. Januar 1962, abgerufen am 26. Februar 2022.
  3. Christian Gödecke, Broder-Jürgen Trede: Deutsche TV-Straßenfeger – Alle mal zuschauen!, SPIEGEL online, 16. Januar 2012 (das dritte Bild der Artikel-Fotostrecke zeigt das originale „Der Abend“-Zeitungsinserat von Wolfgang Neuss)