Das Frühstücksei – Wikipedia

Das Frühstücksei, teilweise auch Das Ei genannt,[1] ist ein Sketch des deutschen Satirikers und Komikers Loriot. Der Zeichentrick-Kurzfilm (Dauer: zirka 2 Min. 15 Sek.) nimmt die Problematik des „Aneinander-vorbei-Redens“ zwischen Mann und Frau, mithin das gegenseitige Verhältnis von Männer- und Frauensprache, anhand eines banalen und alltäglichen Vorfalls zwischen Eheleuten aufs Korn. Der Sketch wurde erstmals am 16. Mai 1977 im Rahmen der Sendung LORIOT III von Radio Bremen ausgestrahlt.[2]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Protagonisten, das auch in anderen Loriot-Sketches auftretende Ehepaar Hermann (Name in diesem Sketch nicht erwähnt) und Berta, sitzen gemeinsam am Frühstückstisch. Der Mann spricht zunächst seine Frau an („Berta?“), sie reagiert („Ja?“) und der Mann beklagt sich in vorwurfsvollem Ton über ein zu hart gekochtes Frühstücksei mit den Worten „Das Ei ist hart!“, was für sich genommen nur eine Aussage darstellt, die keiner Antwort bedarf. Da die Frau tatsächlich nicht antwortet, wiederholt der Mann den Satz, worauf seine Frau in schon etwas gereiztem Ton mit „Ich habe es gehört“ reagiert. Auf die darauf folgende Frage, wie lange das Ei gekocht habe, die formal noch immer keinen expliziten Vorwurf enthält, versucht die Frau mit einem Gemeinplatz („Zu viele Eier sind gar nicht gesund“) der impliziten Kritik auszuweichen. Auf die wiederholte, präzisierte Frage, wie lange dieses Ei gekocht habe, entgegnet sie, er wolle es doch immer viereinhalb Minuten haben, womit sie die Verantwortung, dass das Ei zu hart sei, ihm zuspricht und auf die Frage wieder nicht eingeht. Im weiteren Verlauf entspinnt sich ein Dialog, der die Unfähigkeit oder auch den Unwillen beider offenlegt, einen gemeinsamen Gesprächshorizont zu finden. Während der Mann dem analytischen Denken verhaftet bleibt, agiert die Frau mehr und mehr auf der emotionalen Ebene, ohne ihre Gefühle explizit zu formulieren. Keiner der beiden fühlt sich in seinem Anliegen verstanden. Das Ende des Gesprächs lässt diese schon von Anfang an vorhandene Verstehenskluft als unüberbrückbar erscheinen. Bertas letzter Satz ist die kategorische Feststellung „Gott, was sind Männer primitiv!“, während Hermann düster murmelt: „Ich bringe sie um … morgen bringe ich sie um!“.

Das Tischgespräch wird musikalisch untermalt mit dem ersten Walzerthema der Geschichten aus dem Wienerwald von Johann Strauss.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sketch erlangte allgemeine Popularität und ist in unterschiedlichen Bereichen weiterhin präsent: Er wird in Schulen und im Studium als Beispiel- und Übungsmaterial zur Dialog- bzw. Kommunikationsanalyse herangezogen.[3] Die Leipziger Linguistin Ulla Fix hat ihm eine Text- und Stilanalyse unter dem Aspekt der kommunikativen Ethik bzw. der Grice'schen Kommunikationsmaximen gewidmet.[4][5] Eine Analyse und Interpretation mit Schwerpunkt auf den rhetorischen Taktiken und Strategien, die in der Szene zur Anwendung kommen, hat der Hamburger Linguist Rainer von Kügelgen 1999 vorgelegt.[6]

Aus dem Sketch stammende Aussprüche wie zu Beginn des Stücks „Berta! […] Das Ei ist hart!“ oder der Schlusssatz Bertas sind weithin bekannt und werden inzwischen wie geflügelte Worte verwendet.

Am 3. Januar 2011 gab die Deutsche Post eine Briefmarke (Wohlfahrtsmarke 145+55 Cent) mit einem Szenenbild aus dem Zeichentrickfilm heraus. Sie ist Teil einer Serie von weiteren Motiven aus Loriot-Sketchen.

Textausgaben (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Unter dem Titel Das Ei wurde der Text in Loriots dramatische Werke erstveröffentlicht. Auch in Menschen, Tiere, Katastrophen erschien er unter diesem Titel. In der Ansage des Sketches in Loriot III nennt Loriot jedoch Das Frühstücksei als Titel. Dieser wird zum Beispiel auch in den Büchern Das Frühstücksei und Gesammelte Prosa sowie der DVD-Gesamtausgabe Loriots verwendet. Auch die offizielle Loriot-Webseite nennt diesen Titel.
  2. Nach loriot.de, abgerufen am 18. September 2010.
  3. Vgl. beispielsweise die Präsentationsfolien auf slideshare.net oder den Auszug aus einer Hausarbeit auf hausarbeiten.de (beide Weblinks aufgerufen am 16. September 2011)
  4. Ulla Fix: Text- und Stilanalyse unter dem Aspekt der kommunikativen Ethik. Der Umgang mit den Griceschen Konversationsmaximen in dem Dialog 'Das Ei' von Loriot. In: Ulla Fix: Texte und Textsorten - sprachliche und kulturelle Phänomene. Frank & Timme, Berlin 2008, S. 473-486 (zuerst 1996)
  5. H. Paul Grice: Logic and Conversation. In: Peter Cole, Jerry L. Morgan (Hrsg.): Speech acts (= Syntax and Semantics. Bd. 3). Academic Press, New York NY 1975, S. 41–58.
  6. Rainer von Kügelgen: Loriots »Ei« - Eristik in Filzpantoffeln. In: Kristin Bühring, Yaron Matras (Hrsg.): Sprachtheorie und sprachliches Handeln. Festschrift für Jochen Rehbein zum 60. Geburtstag. Stauffenburg, Tübingen 1999, S. 171–185 (achtungvorderschrift.de [PDF; 1,2 MB]).