Celâl Bayar – Wikipedia

Mahmut Celâl Bey, vor 1923
Signatur von Celâl Bayar
Signatur von Celâl Bayar

Mahmut Celâleddin Bey, seit dem Familiennamensgesetz 1934 Bayar (* 16. Mai 1883 in Umurbey, Provinz Bursa; † 22. August 1986 in Istanbul), war ein türkischer Politiker und Staatspräsident.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1908 schloss sich Mahmut Celâl den Jungtürken an. 1914 unterstützte Celâl als lokaler Vertreter des Komitees für Einheit und Fortschritt von Izmir und federführendes Mitglied der lokalen Spezialorganisation Teşkilât-ı Mahsusa[1] die ethnischen Säuberungen und Enteignungen von Griechen der Ägäis-Küste.[2]

Im April 1919 verurteilte Mahmut Celâl Cemal Paschas öffentliche Stellungnahme zur Faktizität des Armenier-Völkermords in der türkischen Presse.[3] 1919 nahm Celâl unter dem Decknamen Galip Hoca in der Region Izmir an den ethnischen Säuberungen gegen die Griechen und an der der Türkisierung des Handels und der Wirtschaftsbetriebe teil.[4]

Von 1921 bis 1922 war Celâl Bayar Wirtschaftsminister der von Mustafa Kemal geleiteten Ankara-Regierung.[5] 1922–1923 nahm er als Mitglied der türkischen Delegation an den Friedensgesprächen in Lausanne teil.[5] 1924 wurde Celâl Bayar Minister für Bevölkerungsfragen, Aufbau und Wiederansiedlung.[5] Von 1932 bis 1937 war er Wirtschaftsminister der Türkei, von 1937 bis 1939 Ministerpräsident. Nachdem Staatspräsident İsmet İnönü im Mai 1945 das Ende des Einparteiensystems in der Türkei verkündet hatte, traten Bayar und ihm politisch Nahestehende wie Adnan Menderes aus der Republikanischen Volkspartei (CHP) aus und gründeten 1946 die Demokrat Parti (DP). Bei den Wahlen 1946 konnte die DP noch keine großen Erfolge erringen. Doch bei den Wahlen 1950 gewann sie die Parlamentsmehrheit. Bayar wurde am 22. Mai 1950 Staatspräsident der Türkei und Menderes Ministerpräsident. Unter seiner Präsidentschaft kam es vom 6.–7. September 1955 zum anti-griechischen Pogrom von Istanbul.

Mitte April 1960 begannen Demonstrationen gegen die Regierung, erst in Ankara, später auch in anderen Städten. Die Regierung erklärte schließlich den Belagerungszustand für Istanbul und Ankara, doch das Militär weigerte sich einzugreifen. Stattdessen putschte das Militär am 27. Mai 1960 unter General Cemal Gürsel, dem wegen Befehlsverweigerung kurz zuvor von Ministerpräsident Menderes das Oberkommando entzogen worden war. Bayar, Menderes und andere Regierungspolitiker wurden verhaftet und vor ein Ausnahmegericht gestellt. 1961 wurden Bayar und Menderes in den Yassıada-Prozessen zum Tode verurteilt – doch während Menderes noch im gleichen Jahr auf İmralı hingerichtet wurde, blieb Bayar inhaftiert, bis er 1966 begnadigt wurde.

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Camilla Dawletschin-Linder: Diener seines Staates. Celal Bayar (1883–1986) und die Entwicklung der modernen Türkei. Harrassowitz, Wiesbaden 2003, ISBN 3-447-04740-2.
  • Celal Bayar in: Internationales Biographisches Archiv 39/1986 vom 15. September 1986, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Celâl Bayar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vartkes Yeghiayan: Malta Belgeleri. İngiltere Dışişleri Bakanlığı „Türk Savaş Suçluları“ Dosyası, Belge Yayınları, Türkiye İncelemeleri Dizisi, Istanbul 2007, Seite 407
  2. Taner Akçam: From Empire to Republic. Turkish Nationalism & The Armenian Genocide, Zed Books, London & New York 2004, Seiten 144–149
  3. Alemdar, Konstantinopel, Vakit, Konstantinopel, Le courrier de Turquie, Konstantinopel, alle Ausgaben vom 8. April 1919, zitiert nach: Yves Ternon: Enquête sur la négation d’un génocide, éditions parenthèses, Marseille 1989, ISBN 2-86364-052-6, Seite 214
  4. Vartkes Yeghiayan: Malta Belgeleri. İngiltere Dışişleri Bakanlığı „Türk Savaş Suçluları“ Dosyası, Belge Yayınları, Türkiye İncelemeleri Dizisi, Istanbul 2007, Seite 412
  5. a b c Erhard Franz: Biographien führender Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Bayar, Mahmut Celâl. in: Klaus-Detlev Grothusen (Hrsg.): Türkei. Südosteuropa-Handbuch. Band IV, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-36204-8, Seite 760.