Bengalischer Solarkalender – Wikipedia

Der traditionelle bengalische Sonnenkalender (bengalisch বাংলা সন bāṃlā san, bangla shon) wurde unter dem Großmogul Akbar I. 1584 eingeführt.

Die ältesten Hinweise auf Zeitrechnung auf dem indischen Subkontinent gibt es bereits in den Veden, deren älteste Teile bis etwa 1200 v. Chr. zurückreichen. Aus späterer Zeit stammt das Jyotisha Vedanga mit Abhandlungen über Astronomie und Astrologie. Griechische und westasiatische Kenntnisse beeinflussten in den ersten Jahrhunderten n. Chr. die Siddhantas (astronomische Lehrbücher). Vor allem das Surya-Siddhanta bildete die Grundlage aller Kalender des indischen Subkontinents. Die arabischen Eroberer brachten die islamische Zeitrechnung mit. Unter Großmogul Akbar wurde 1584 ein persischer Kalender eingeführt, um die Vielzahl der unterschiedlichen Kalendersysteme für die Verwaltung zu vereinheitlichen. Dieser Kalender wurde aber nur wenige Jahrzehnte benutzt.[1] In Bengalen wurde dann eine Modifikation des traditionellen hinduistischen Kalenders verwendet. Ein reformierter Kalender – ähnlich dem Indischen Nationalkalender – wurde 1966 in Ostpakistan, dem heutigen Bangladesch eingeführt.[2] In den indischen Bundesstaaten Westbengalen, Tripura und Assam[3] wurde weiter der hier beschriebene bengalische Kalender verwendet.

Das Jahr ist ein siderisches Jahr. In den Surya Siddhantas wird die Länge mit 365,2587558 Tagen (365 Tage 6 Stunden 12 Minuten 36,5 Sekunden)[4] angegeben; andere Siddhantas weichen davon um einige Sekunden ab. Der tatsächliche Wert beträgt 365,256360 Tage (365 Tage 6 Stunden 9 Minuten 9,5 Sekunden). Das Jahr besteht aus 365 oder 366 Tagen.

Die Jahreszählung

Bei der Kalenderreform des Großmoguls Akbar wurde 1584 festgelegt, dass die Zählung der bengalischen Ära (BS) mit der Zählung nach der Hidschra übereinstimmen sollte.[5] Das Jahr seiner Thronbesteigung 963 AH war demnach das Jahr 963 BS, zugleich das Jahr 1555/56 n. Chr. Da der bengalische Kalender ein siderisches Jahr, der islamische Kalender aber ein Mondjahr verwendet, liegt die bengalische Zählung inzwischen 14 Jahre zurück: 1416/17 BS = 1431 AH = 2010/11 n. Chr. Um für ein Jahr der bengalischen Ära das Jahr n. Chr. zu ermitteln, muss je nach Jahreszeit 593 oder 594 addiert werden.

Der Jahresanfang

Der Jahresanfang wird durch den Eintritt der Sonne in das Tierkreiszeichen Widder bestimmt. Wenn der Eintritt zwischen Sonnenaufgang (Tagesbeginn) und Mitternacht eintritt, beginnt das Jahr am nächsten Tag, wenn der Eintritt zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang eintritt, beginnt das Jahr am übernächsten Tag, wobei es noch besondere Regeln gibt.[6][7]

Die Genauigkeit

Das Siddhanta-Jahr ist mit 365,2587558 Tagen um 0,0023958 Tage (3 Minuten und 26 Sekunden) länger als das siderische Jahr mit 365,256360 Tagen. Damit verschiebt es sich in rund 400 Jahren um einen Tag gegen den Fixsternhimmel. Das Siddhanta-Jahr ist mit 365,2587558 Tagen um 0,01656528 Tage (23 Minuten und 51 Sekunden) länger als das tropische Jahr mit 365,24219052 Tagen. Damit verschiebt es sich in rund 60 Jahren um einen Tag gegenüber den Jahreszeiten. Gegenwärtig beginnt das Jahr 23 Tage nach der Frühlingstagundnachtgleiche.

Der Weg, den die Sonne scheinbar in einem siderischen Jahr zurücklegt, wird in 12 Tierkreiszeichen zu je 30° eingeteilt. Da die Umlaufbahn der Erde um die Sonne eine Ellipse ist, steht die Sonne bei ihrem scheinbaren Lauf unterschiedlich lange in den einzelnen Tierkreiszeichen.

Der Monatsanfang

Der Monatsanfang wird durch den Eintritt der Sonne in ein neues Tierkreiszeichen bestimmt. Wenn der Eintritt zwischen Sonnenaufgang (Tagesbeginn) und Mitternacht eintritt, beginnt der Monat am nächsten Tag, wenn der Eintritt zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang eintritt, beginnt der Monat am übernächsten Tag, wobei es noch besondere Regeln gibt.[6]

Die Monatslänge

Die Sonne steht bei ihrem scheinbaren Lauf unterschiedlich lange in den einzelnen Tierkreiszeichen. Die Zeit schwankt zwischen 29,34806 Tagen (29 Tage 8 Stunden 21 Minuten 12 Sekunden) und 31,61057 Tagen (31 Tage 14 Stunden 39 Minuten 13 Sekunden). Entsprechend dauert ein Monat zwischen 29 und 32 Tagen und kann in verschiedenen Jahren verschiedene Längen haben.

Die Monatsnamen

Die Monate wurden ursprünglich nach den Mondhäusern (Nakshatra) benannt, in denen der Eintritt der Sonne in ein neues Tierkreiszeichen stattfand. Die Monate des Jahres haben folgende Namen und entsprechende Daten im gregorianischen Kalender:

Monat ১৪১৯ / 1419 ১৪২০ / 1420[8] ১৪২১ / 1421[9] ১৪২২ / 1422[10] ১৪২৩ / 1423[11]
bengalisch Transkription Anzahl
Tage
gregorianisches
Datum
Anzahl
Tage
gregorianisches
Datum
Anzahl
Tage
gregorianisches
Datum
Anzahl
Tage
gregorianisches
Datum
Anzahl
Tage
gregorianisches
Datum
বৈশাখ 1. Boishakh 31 14. April 2012 31 15. April 2013 31 15. April 2014 31 15. April 2015 31 14. April 2016
জ্যৈষ্ঠ 1. Jyoishtho 32 15. Mai 2012 31 16. Mai 2013 31 16. Mai 2014 32 16. Mai 2015 32 15. Mai 2016
আষাঢ় 1. Asharh 31 16. Juni 2012 31 16. Juni 2013 32 16. Juni 2014 31 17. Juni 2015 31 16. Juni 2016
শ্রাবণ 1. Shrabon 32 17. Juli 2012 31 18. Juli 2013 31 18. Juli 2014 32 18. Juli 2015 32 17. Juli 2016
ভাদ্র 1. Bhadro 31 18. August 2012 31 18. August 2013 31 18. August 2014 31 19. August 2015 31 18. August 2016
আশ্বিন 1. Ashbin 30 18. September 2012 31 18. September 2013 31 18. September 2014 30 19. September 2015 30 18. September 2016
কার্তিক 1. Kartik 30 18. Oktober 2012 29 19. Oktober 2013 30 19. Oktober 2014 30 19. Oktober 2015 30 18. Oktober 2016
অগ্রহায়ণ 1. Ogrohayon 30 17. November 2012 30 17. November 2013 29 18. November 2014 30 18. November 2015 30 17. November 2016
পৌষ 1. Poush 29 17. Dezember 2012 29 17. Dezember 2013 30 17. Dezember 2014 29 18. Dezember 2015 29 17. Dezember 2016
মাঘ 1. Magh 29 15. Januar 2013 29 15. Januar 2014 29 16. Januar 2015 29 16. Januar 2016 29 15. Januar 2017
ফাল্গুন 1. Falgun 30 13. Februar 2013 30 13. Februar 2014 30 14. Februar 2015 30 14. Februar 2016 30 13. Februar 2017
চৈত্র 1. Choitro 30 15. März 2013 31 15. März 2014 30 16. März 2015 30 15. März 2016 31 15. März 2017

Die Tage eines Monats werden von 1 bis 29 bzw. 32 gezählt. Die bengalischen Zahlzeichen findet man unter bengalische Ziffern.

Die Woche

Die Wocheneinteilung ist babylonisch-griechischen Ursprungs. Die Namen sind von den entsprechenden Gottheiten abgeleitet. Die Namen sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt:

bengalisch Transkription im gregorianischen
Kalender
সোমবার Shombar Montag
মঙ্গলবার Monggolbar Dienstag
বুধবার Budhbar Mittwoch
বৃহস্পতিবার Brihoshpotibar Donnerstag
শুক্রবার Shukrobar Freitag
শনিবার Shonibar Samstag
রবিবার Robibar Sonntag
  • Friedrich Karl Ginzel: Handbuch der mathematischen und Technischen Chronologie, Band I. Leipzig 1906–1914.
  • Leow Choon Lian, Indian Calendars, National University of Singapore, 2000/2001, zitiert nach math.nus.edu.sg (hier sind die Seitennummern um 6 größer) abgerufen am 27. Januar 2011.
  • Edward M. Reingold, Nachum Dershowitz: Calendrical Calculations – The Millennium Edition. Cambridge 2001.

Einzelnachweise

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  1. L. Latham: Standard C Date/Time Library, Lawrence (KS) 1998, S. 307
  2. Revised Bengali Calendar in Bengali Calendar abgerufen am 27. Januar 2011
  3. Leow Choon Lian, Indian Calendars, National University of Singapore, 2000/2001, zitiert nach math.nus.edu.sg (Memento vom 17. April 2018 im Internet Archive) (hier sind die Seitennummern um 6 größer) abgerufen am 27. Januar 2011, S. 15.
  4. Friedrich Karl Ginzel: Handbuch der mathematischen und Technischen Chronologie, Band I. Leipzig 1906–1914, S. 341
  5. Friedrich Karl Ginzel: Handbuch der mathematischen und Technischen Chronologie, Band I. Leipzig 1906–1914, S. 342
  6. a b Leow Choon Lian, Indian Calendars, National University of Singapore, 2000/2001, zitiert nach math.nus.edu.sg (Memento vom 17. April 2018 im Internet Archive) (hier sind die Seitennummern um 6 größer) abgerufen am 27. Januar 2011, S. 20
  7. Edward M. Reingold, Nachum Dershowitz: Calendrical Calculations – The Millennium Edition. Cambridge 2001, S. 279
  8. kanchanmoni, abgerufen am 2. März 2013.
  9. BangaliNET, abgerufen am 25. März 2014.
  10. BlazonsArt, abgerufen am 13. März 2015.
  11. BlazonsArt, abgerufen am 22. März 2016.