Barry Sheene – Wikipedia

Barry Sheene
Barry Sheene (1975)
Nation: Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Motorrad-Weltmeisterschaft
Statistik
Starts Siege Poles SR
102 23 19 20
WM-Titel: 2
WM-Punkte: 756
Podestplätze: 52
Nach Klasse(n):
50-cm³-Klasse
Erster Start: Großer Preis der Tschechoslowakei 1971
Letzter Start: Großer Preis von Schweden 1971
Konstrukteure
1971 Kreidler
WM-Bilanz
WM-Sechster (1971)
Starts Siege Poles SR
2 1
WM-Punkte: 23
Podestplätze: 1
125-cm³-Klasse
Erster Start: Großer Preis von Spanien 1970
Letzter Start: Großer Preis von Spanien 1971
Konstrukteure
1970–1971 Suzuki
WM-Bilanz
Vizeweltmeister (1971)
Starts Siege Poles SR
10 3 2
WM-Punkte: 91
Podestplätze: 10
250-cm³-Klasse
Erster Start: Großer Preis der DDR 1971
Letzter Start: Großer Preis von Spanien 1972
Konstrukteure
1971 Derbi • 1972 Yamaha
WM-Bilanz
WM-Dreizehnter (1972)
Starts Siege Poles SR
3
WM-Punkte: 23
Podestplätze: 1
500-cm³-Klasse
Erster Start: Großer Preis von Frankreich 1974
Letzter Start: Großer Preis von San Marino 1984
Konstrukteure
1974–1979, 1983–1984 Suzuki • 1980–1982 Yamaha
WM-Bilanz
Weltmeister (19761977)
Starts Siege Poles SR
87 19 19 18
WM-Punkte: 619
Podestplätze: 40

Barry Stephen Frank Sheene[1] MBE (* 11. September 1950 in London, England; † 10. März 2003 in Australien) war ein britischer Motorradrennfahrer. 1976 und 1977 war er Weltmeister in der 500-cm³-Klasse.

Barry Sheene wurde in der Gray’s Inn Road[2] in Bloomsbury, London, als zweites Kind von Frank und Iris Sheene geboren. Sein Vater war Ingenieur am Royal College of Surgeons und selbst ein erfahrener Motorradfahrer, Mechaniker und ehemaliger Rennfahrer.[3][4][5] Er wuchs in Queen Square, Holborn, London, auf.[6] Vor dem Beginn seiner Motorsport-Karriere arbeitete Sheene als Bote und Lieferfahrer.[7]

Barry Sheene auf Yamaha TZ 500 (OW 54)

Sheene genoss einen verschwenderischen Lebensstil. Privat war er als Partylöwe bekannt und verkehrte mit Freunden wie James Hunt, Ringo Starr und George Harrison.[8] Er trank viel und war Kettenraucher, in den Kinnbügel seines Integralhelms hatte er ein Loch gebohrt, sodass er bis kurz vor dem Start eines Rennens rauchen konnte.[9][7]

Sheene war bekannt für seine unverblümte Kritik an Rennstrecken, die er für gefährlich hielt, insbesondere am Snaefell Mountain Course auf dem die Isle of Man TT ausgetragen wurde, und den er für zu gefährlich für die Austragung eines Weltmeisterschaftslaufes hielt.[7][10]

Nach seiner Heirat mit dem britischen Model Stefanie McLean wurde er ruhiger und ging nach Australien, vor allem wegen des Klimas, da er an Arthritis litt.[6] Nach seiner Rennzeit wurde er ein erfolgreicher Geschäftsmann im Bereich Immobilienentwicklung, und arbeitete als Motorport-Kommentator.[6][11]

Im Juli 2002, im Alter von 51 Jahren, wurde bei Sheene Speiseröhren- und Magenkrebs diagnostiziert.[12][8] Sheene lehnte eine konventionelle Behandlungen mit Chemotherapie ab[13] und entschied sich stattdessen für einen ganzheitlichen Ansatz mit einer strengen Diät, die vom österreichischen „Heilpraktiker“ Rudolf Breuss entwickelt wurde und darauf abzielte, dem Krebs die Nahrung (Grundlage) zu entziehen.[7][8] Er starb Im März 2003 im Alter von 52 Jahren in einem Krankenhaus im Bundesstaat Queensland. Er hinterließ zwei Kinder.

Chris Vermeulen, dessen Freund und Förderer Sheene war, startete 2008 und 2009 im Gedenken an ihn mit seiner Startnummer, der Nummer 7.

Sportliche Laufbahn

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1968 begann Sheene mit Motorradrennen auf den alten 125er und 250er Bultaco-Maschinen seines Vaters (der seine Karriere 1956 beendet hatte), und gewann erste Rennen in Brands Hatch.[3]

1969 belegte er mit seiner 125er-Bultaco in einer nationalen Rennserie den zweiten Platz hinter Chas Mortimer.

1970 wurde Sheene im Alter von 20 Jahren britischer Meister in der 125-cm³-Klasse. Er hatte für 2000 Britische Pfund eine ehemalige Suzuki Werksmaschine (eine Zweizylinder RT67)[14] gekauft, die zuvor von Stuart Graham gefahren wurde.[15] Ein erster internationaler Achtungserfolg war der zweite Platz beim GP von Spanien.
1971 wurde er mit der Suzuki RT67 Zweiter in der 125er-Weltmeisterschaft, wobei er den Titel wahrscheinlich nur verpasste, weil er sich in Rennen, die nicht zur Meisterschaft zählten (Hengelo / Niederlande und Mallory Park) Verletzungen zugezogen hatte.[15] Seinen ersten Grand-Prix-Sieg errang er in Belgien. Kurz darauf folgte der Sieg in der 50-cm³-Klasse auf einer Van Veen Kreidler beim Großen Preis der Tschechoslowakei auf dem Masaryk-Ring, wo er mit über zweieinhalb Minuten vor dem Zweitplatzierten Herman Meijer (NED / auf Jamathi) ins Ziel kam.[16][17]

1972 bekam Sheene von Yamaha eine werksunterstützte Yamaha YZ635 für die 250er-Weltmeisterschaft. Damals hatte Yamaha kein eigenes Rennteam, aber Sheene war einer von sechs Fahrern, die Unterstützung vom Werk erhielten. Beim Grand Prix der Nationen in Imola Ende Mai, stürzte er im Training und brach sich das Schlüsselbein, was ihn daran hinderte, am Rennen teilzunehmen. Auch für die Isle of Man TT und die nächsten sieben Rennen der WM, die alle kurz hintereinander im Juni und Juli stattfanden war Sheene nicht fit für die Teilnahme.

1973 pausierte er in der regulären Weltmeisterschaft und gewann den Preis der FIM in der Formel 750 auf Suzuki TR 750. In Silverstone tauschte Sheene zwischen den beiden Läufen sein Motorrad. Er wurde daraufhin für den zweiten Lauf von der Wertung ausgeschlossen und verlor damit die acht Punkte für Rang drei. Die nachfolgenden Fahrer wurde jeweils um einem Platz heraufgestuft. In Hockenheim wurde die ursprüngliche Wertung, nach der die Addition der Zeiten der beiden Läufe für die Punkteverteilung herangezogen wurde, von Suzuki angefochten. Daraufhin wurde ein neues System angewandt, das Punkte für jeden Lauf vergab, deren Addition die Gesamtwertung ergab. Erwähnenswert ist, dass er in der gesamten Historie der Serie der einzige Champion war, der nicht auf Yamaha antrat.

1974 stellte Suzuki Sheene eine RG500 zur Verfügung, mit der er einen zweiten, dritten und vierten Platz belegte, 30 Punkte erzielte und den sechsten Platz in der Weltmeisterschaft holte. Im gleichen Jahr gewann er das prestigeträchtige, nicht zur WM zählende, Mallory Park Race of the Year auf einer 750er Suzuki.[18]

In den Jahren 1976 und 1977 war Sheene Weltmeister in der 500er-Klasse auf Suzuki RG 500. Nach weiteren erfolgreichen Jahren bei den 500ern zog er sich 1984 aus dem Grand-Prix-Sport zurück.

Barry Sheene, signiertes Foto
Barry Sheene auf Suzuki 500, TT in Assen (1976)
Sheene hinter Pat Hennen (1978)
Barry Sheenes Suzuki RG 500 / Version XR27, 125 PS, bis zu 290 km/h (1979)
Barry Sheenes Yamaha 500 / Version OW53 (1981)

Sheene gilt als Mitbegründer einer neuen Fahrtechnik. Nachdem sein Landsmann Paul Smart zu Beginn der 1970er begann, sich aus Angst vor Stürzen mit dem Körper in die Kurve hineinzulegen, verfeinerte er diese Körperhaltung hin zum Hanging Off. Sheene kann somit als Erfinder dieses bis heute den Rennsport dominierenden Fahrstils gelten.[19][20]

Komplette Ergebnisse: Motorrad-Weltmeisterschaft (alle Klassen)

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Das Punktesystem ab 1969:

Punktewertung
Platz 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Punkte 15 12 10 8 6 5 4 3 2 1

(Resultate in Fettdruck bedeuten Pole Position; Resultate in Kursiv zeigen „Schnellste Runde“)

Jahr Klasse Team 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Punkte Rang Siege
1970 125 cm³ Suzuki GER
-
FRA
-
YUG
-
IOM
-
NED
-
BEL
-
DDR
-
CZE
-
FIN
-
ULS
-
NAT
-
ESP
2
12 13 0
1971 50 cm³ Kreidler AUT
-
GER
-
NED
-
BEL
-
DDR
-
CZE
1
SWE
4
NAT
-
ESP
-
23 6 1
125 cm³ Suzuki AUT
3
GER
-
IOM
DNF
NED
2
BEL
1
DDR
2
CZE
3
SWE
1
FIN
1
NAT
3
ESP
3
79 2 3
250 cm³ Derbi AUT
-
GER
-
IOM
-
NED
-
BEL
-
DDR
6
CZE
-
SWE
-
FIN
-
ULS
-
NAT
-
ESP
-
5 33 0
1972 250 cm³ Yamaha GER
-
FRA
-
AUT
4
NAT
-
IOM
-
YUG
-
NED
-
BEL
-
DDR
-
CZE
-
SWE
-
FIN
-
ESP
3
18 13 0
1974 500 cm³ Suzuki FRA
2
GER
-
AUT
3
NAT
-
IOM
-
NED
-
BEL
-
SWE
-
FIN
-
CZE
4
30 6 0
1975 500 cm³ Suzuki FRA
-
AUT
-
GER
-
NAT
-
IOM
-
NED
1
BEL
DNF
SWE
1
FIN
-
CZE
DNF
30 6 2
1976 500 cm³ Suzuki FRA
1
AUT
1
NAT
1
IOM
-
NED
1
BEL
2
SWE
1
FIN
-
CZE
-
GER
-
72 1 5
1977 500 cm³ Suzuki VEN
1
AUT
-
GER
1
NAT
1
FRA
1
NED
2
BEL
1
SWE
1
FIN
6
CZE
-
GBR
NC
107 1 6
1978 500 cm³ Suzuki VEN
1
ESP
5
AUT
3
FRA
3
NAT
5
NED
3
BEL
3
SWE
1
FIN
NC
GBR
3
GER
4
100 2 2
1979 500 cm³ Suzuki VEN
1
AUT
12
GER
NC
NAT
4
ESP
NC
YUG
NC
NED
2
BEL
DNS
SWE
1
FIN
3
GBR
2
FRA
1
87 3 3
1980 500 cm³ Yamaha NAT
7
ESP
5
FRA
NC
NED
NC
BEL
-
FIN
-
GBR
NC
GER
-
10 15 0
1981 500 cm³ Yamaha AUT
4
GER
6
NAT
3
FRA
4
YUG
5
NED
NC
BEL
4
RSM
2
GBR
NC
FIN
NC
SWE
1
72 4 1
1982 500 cm³ Yamaha ARG
2
AUT
2
FRA
-
ESP
2
NAT
-
NED
3
BEL
2
YUG
3
GBR
DNS
SWE
DNS
RSM
DNS
GER
DNS
68 5 0
1983 500 cm³ Suzuki RSA
10
FRA
7
NAT
9
GER
NC
ESP
-
AUT
13
YUG
13
NED
NC
BEL
-
GBR
9
SWE
NC
RSM
NC
9 14 0
1984 500 cm³ Suzuki RSA
3
NAT
NC
ESP
7
AUT
10
GER
10
FRA
5
YUG
7
NED
NC
BEL
9
GBR
5
SWE
NC
RSM
NC
34 6 0

Ergebnisse: „Großer Preis der FIM“ (Formel 750)

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Die Punktevergabe war identisch mit der Weltmeisterschaft. Nur die besten vier Ergebnisse eines Fahrers zählten für die Meisterschaft. Gesamtpunktzahl in Klammern.

Jahr Pos Fahrer Maschine IMO
Italien
CHA
Frankreich
AND
Schweden
HÄM
Finnland
SIL
VereinigtesKoenigreich
HOC
Deutschland
MON
Spanien
Punkte
1973 1 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Barry Sheene Suzuki TR 750 - 1 3 2 DSQ 2 2 51 (61)
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Erfolge (überblick)

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  • Andrew Marriott: Barry Sheene und seine Welt: vom Laufburschen zum Weltmeister. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1981, ISBN 3-87943-794-7.
Commons: Barry Sheene – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Barry Stephen Frank Sheene - National Portrait Gallery. Abgerufen am 18. Oktober 2023 (englisch).
  2. https://web.archive.org/web/20140407084542/http://sportsillustrated.cnn.com/vault/article/magazine/MAG1093774/3/index.htm abgerufen am 16. Oktober 2023 (englisch)
  3. a b Barry Sheene – An amazing life. Abgerufen am 16. Oktober 2023 (englisch).
  4. Motorcyclist Illustrated, Mai 1968. Seiten 35 bis 37 "Joe Dunphy's Diary (all about Dave Croxford)" "Do you like two-strokes? I don't mind Frank Sheene's, they don't seize"
  5. Remembering a legend: Barry Sheene. 2. August 2016, abgerufen am 16. Oktober 2023 (englisch).
  6. a b c https://web.archive.org/web/20110808031340/http://www.independent.co.uk/news/obituaries/barry-sheene-730110.html Abgerufen am 16. Oktober 2023 (englisch)
  7. a b c d Barry Sheene. 11. März 2003, abgerufen am 16. Oktober 2023 (englisch).
  8. a b c Barry Sheene: Motorcycling's first superstar. In: BBC Sport. (bbc.com [abgerufen am 16. Oktober 2023]).
  9. Gerhard Eirich, Mat Oxley: Barry Sheene im Porträt: Rückblick ein Jahrzehnt nach seinem Tod. 17. April 2013, abgerufen am 16. Oktober 2023.
  10. Barry Sheene feels grotty and is facing tough new - 06.19.78 - SI Vault. 12. November 2012, archiviert vom Original am 12. November 2012; abgerufen am 16. Oktober 2023.
  11. By Frank Melling: Barry Sheene. In: The Guardian. 10. März 2003, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 16. Oktober 2023]).
  12. Seit 18 Jahren tot: Barry Sheene ist unvergesslich / MotoGP - SPEEDWEEK.COM. 10. März 2021, abgerufen am 16. Oktober 2023.
  13. https://www.blick.ch/sport/motorsport/motogp/koks-partys-und-brennende-toiletten-das-wilde-leben-von-toeff-rockstar-barry-sheene-52-id16087611.html
  14. Barry Sheene's Suzuki RT67. Abgerufen am 16. Oktober 2023 (deutsch).
  15. a b Steve Parrish u. Nick Harris „Barry: The Story of Motorcycling Legend, Barry Sheene“ . Hachette UK, 2015. ISBN 0-7515-6049-9
  16. Barry Sheene Results | Motorsport Stats. Abgerufen am 16. Oktober 2023.
  17. MotoGP™ Fahrer | Profile | Plätze & Ergebnisse. 18. Juni 2015, abgerufen am 16. Oktober 2023.
  18. Race of the Year. 3. August 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. August 2011; abgerufen am 17. Oktober 2023.
  19. IKnieschleifen - Wer hat's erfunden? PS - Das Motorradmagazin, Ausgabe 04/2010. Abgerufen am 4. September 2015.
  20. https://www.motorradonline.de/szene-motorsport/barry-sheene-im-portraet-rueckblick-ein-jahrzehnt-nach-seinem-tod/ abgerufen am 8. Juli 2021