Balaklija – Wikipedia

Balaklija
Балаклія
Wappen von Balaklija
Balaklija (Ukraine)
Balaklija (Ukraine)
Balaklija
Basisdaten
Oblast: Oblast Charkiw
Rajon: Rajon Isjum
Höhe: 87 m
Fläche: 16,3 km²
Einwohner: 26.334 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 1.616 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 64200
Vorwahl: +380 5749
Geographische Lage: 49° 27′ N, 36° 51′ OKoordinaten: 49° 27′ 30″ N, 36° 51′ 10″ O
KATOTTH: UA63040010010039074
KOATUU: 6320210100
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 35 Dörfer, 1 Ansiedlung
Adresse: мікрорайон 3 громадський центр
64200 м. Балаклія
Website: http://balakleya.kharkov.ua/
Statistische Informationen
Balaklija (Oblast Charkiw)
Balaklija (Oblast Charkiw)
Balaklija
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Balaklija (ukrainisch Балаклія russisch Балаклея Balakleja) ist eine Stadt im Osten der Ukraine und war bis Juli 2020 das administrative Zentrum des größten Rajons (Rajon Balaklija) der Oblast Charkiw mit etwa 30.000 Einwohnern (2015).[1]

Blick auf die Hauptstraße im Ort
Ortseingangsschild Balaklija

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Balaklija liegt am linken Ufer des Donez rund 100 km südöstlich des Oblastzentrums Charkiw. Die Stadt hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Charkiw – Donbass.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Balaklija wurde als Kosaken-Siedlung im Jahr 1663 gegründet und erhielt ihren Namen von dem hier in den Donez mündenden gleichnamigen Fluss. Von 1796 bis 1891 hieß der Ort nach der russischen Stadt Serpuchow Nowoserpuchow. Seit 1923 ist Balaklija das Zentrum des Rajons und hat seit 1938 den Status einer Stadt. Die Besatzung der Stadt durch die Wehrmacht dauerte vom 10. Dezember 1941 bis zum 5. Februar 1943[2].

Karte der Schlacht bei Charkow. Die Stadt Balaklija bildete den nördlichen Eckpfeiler der deutschen Front rund um den Frontbogen von Isjum.

Am 10. Dezember 1941 erreichte das deutsche Infanterie-Regiment 131 der 44. Infanterie-Division die Stadt. Zunächst stießen die Wehrmachtseinheiten noch einige Kilometer weiter östlich von Balaklija vor und errichteten dort eine Abwehrstellung gegen die Rote Armee. Am 18. Januar 1942 begann jedoch eine gewaltige sowjetische Gegenoffensive, welche weiter südlich zu einem 100 km tiefen Einbruch in der deutschen Front führte, der als Frontbogen von Isjum in die Kriegsgeschichte einging. Die 44. Infanterie-Division verlegte ihr Infanterie-Regiment 131 wieder zurück nach Balaklija und führte ihm im Laufe der nächsten Wochen und Monate immer wieder neue Einheiten zu, um den Eckpfeiler Balaklija zu halten. Die deutsche Front bog sich südlich der Stadt weit nach Westen zurück und konnte bis in den Mai 1942 gehalten werden, bis sich daraus die Frühjahrsschlacht von Charkow entwickelte, bei der die weit nach Westen vorgedrungenen sowjetischen Einheiten vernichtend geschlagen wurden. Das Halten der Stadt Balaklija war dafür eine wichtige Voraussetzung.[3]

In Balaklija befand sich ein Munitionslager, welches am 23. März 2017 in Brand geriet.[4]

Während des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde Balaklija am 3. März 2022 von russischen Truppen besetzt.[5] Am 6. September 2022 startete die ukrainische Armee eine größere Gegenoffensive in der Oblast Charkiw, bei der es zu Kämpfen um Balaklija kam.[6] Am 8. September 2022 verkündete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Befreiung Balaklijas.[7]

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Balaklija (Балаклійська міська громада/Balaklijska miska hromada). Zu dieser zählen auch die 35 in der untenstehenden Tabelle aufgelisteten Dörfer sowie die Ansiedlung Sloboschanske[8], bis dahin bildete die Stadt zusammen mit dem Dorf Krejdjanka die gleichnamige Stadtratsgemeinde Balaklija (Балаклійська міська рада/Balaklijska miska rada) im Zentrum des Rajons Balaklija.

Am 17. Juli 2020 kam es im Zuge einer großen Rajonsreform zum Anschluss des Rajonsgebietes an den Rajon Isjum[9].

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Balaklija Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch
Assijiwka Асіївка Асеевка (Assejewka)
Bajrak Байрак Байрак (Bairak)
Berestjanky Берестянки Берестянки (Berestjanki)
Borschtschiwka Борщівка Борщовка (Borschtschowka)
Bryhadyriwka Бригадирівка Бригадировка (Brigadirowka)
Hussariwka Гусарівка Гусаровка (Gussarowka)
Jakowenkowe Яковенкове Яковенково (Jakowenkowo)
Kalyniwka Калинівка Калиновка (Kalinowka)
Krejdjanka Крейдянка Крейдянка (Kreidjanka)
Krynytschne Криничне Криничное (Krinitschnoje)
Losowenka Лозовенька Лозовенька
Milowa Мілова Меловая (Melowaja)
Nowa Hussariwka Нова Гусарівка Новая Гусаровка (Nowaja Gussarowka)
Nowo Serpuchiwka Нова Серпухівка Новая Серпуховка (Nowaja Serpuchowka)
Nowomykolajiwka Новомиколаївка Новониколаевка (Nowonikolajewka)
Perwomajske Первомайське Первомайское (Perwomaiskoje)
Petriwske Петрівське Петровское (Petrowskoje)
Popiwka Попівка Поповка (Popowka)
Protopopiwka Протопопівка Протопоповка (Protopopowka)
Sawhorodnje Завгороднє Завгороднее (Sawgorodneje)
Scheweliwka Шевелівка Шевелевка (Schewelewka)
Schtschuriwka Щурівка Щуровка (Schtschurowka)
Sloboschanske Слобожанське Слобожанское (Sloboschanskoje)
Sokoliwka Соколівка Соколовка (Sokolowka)
Stepok Степок Степок
Taranuschyne Таранушине Таранушино (Taranuschino)
Tschepil Чепіль Чепель (Tschepel)
Tscherwonyj Schljach Червоний Шлях Червоный Шлях (Tscherwony Schljach)
Uspenske Успенське Успенское (Uspenskoje)
Werbiwka Вербівка Вербовка (Werbowka)
Wilne Вільне Вольное (Wolnoje)
Witriwka Вітрівка Ветровка (Wetrowka)
Wolobujiwka Волобуївка Волобуевка (Wolobujewka)
Wolochiw Jar Волохів Яр Волохов Яр (Wolochow Jar)
Wolwenkowe Волвенкове Волвенково (Wolwenkowo)
Wowtschyj Jar Вовчий Яр Волчий Яр (Woltschi Jar)

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1959 1970 1979 1989 2001 2005 2015
Einwohner 21.325 30.470 32.820 35.737 32.408 30.949 29.307

Quelle: [1]

Russischer Überfall auf die Ukraine 2022[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 3. März 2022 besetzten russische Truppen die Stadt.[10]

Befreiung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Rückeroberung der Stadt behaupteten ukrainische Beamte, Folterkammern entdeckt zu haben, in denen ukrainische Gefangene festgehalten wurden. Der Menschenrechtskommissar der Ukraine, Dmytro Lubinets, sprach von Folterkammern, in denen die Besatzer Kinder psychisch und physisch misshandelt haben sollen.[11]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Balaklija – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Demographie ukrainischer Städte auf pop-stat.mashke.org
  2. Stadtgeschichte (Memento vom 13. August 2013 im Internet Archive) (ukrainisch)
  3. Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945. Seite 186 bis 212, Verlag Austria Press, Wien 1969
  4. Dülmener Zeitung
  5. Russia's Defense Ministry Claims Balakliya 'liberated From Ukrainian Nationalists'. In: republicworld.com. 3. März 2022, abgerufen am 6. September 2022.
  6. BREAKING: Ukraine reportedly launches counteroffensive in Kharkiv region. In: euroweeklynews.com. 6. September 2022, abgerufen am 6. September 2022.
  7. Antonina Dolomanschy: Балаклія – наша: ЗСУ взяли під контроль місто, що 6 місяців було під окупацією (відео). In: unian.ua 8. September 2022, abgerufen am 8. September 2022.
  8. Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 725-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Харківської області"
  9. Верховна Рада України; Постанова від 17.07.2020 № 807-IX Про утворення та ліквідацію районів
  10. Ukrainian city of Balakliya freed from nationalist battalions Interfax, abgerufen am 15. Dezember 2022
  11. Kiew: Russische Folterkammer für Kinder entdeckt ntv, abgerufen am 15. Dezember 2022