Bahadır Alkım – Wikipedia

Uluğ Bahadır Alkım (* 28. Februar 1915 in Izmir; † 6. Mai 1981 in Istanbul) war ein türkischer Vorderasiatischer Archäologe.

Alkım studierte von 1935 bis 1939 an der Universität Istanbul sumerische und hethitische Philologie, Archäologie und Alte Geschichte. Ab 1941 war er dort als Assistent tätig, wurde 1944 promoviert, erlangte 1945 den Titel Doçent und wurde 1960 Professor. An der Boğaziçi Üniversitesi gründete Bahadır Alkım das Institut für Archäometrie und war an zahlreichen europäischen Universitäten auch als Gastprofessor tätig.

1939 war Alkım bei Grabungen in Vize, 1942 in Alaca Höyük und 1947 bei Leonard Woolley in Tell Açana tätig. 1947 war er mit Helmuth Theodor Bossert und Halet Çambel an den Ausgrabungen in Karatepe beteiligt. Die dort gefundene zweisprachige Inschrift trug maßgeblich zur Entschlüsselung der hethitischen Hieroglyphen (heute als Hieroglyphenluwisch bezeichnet) bei. Von 1957 bis 1961 grub Bahadır Alkım die von Felix von Luschan entdeckte hethitische Bildhauerwerkstatt von Yesemek aus und war ebenfalls an Ausgrabungen in der Amuq-Ebene, in Kilikien und den ersten systematischen Erforschungen der Schwarzmeerregion beteiligt.

Bahadır Alkım war zudem ein vorzüglicher Linguist,[1] der sich mit der Transkription und Übersetzung hethitischer und luwischer Inschriften aus Yazılıtaş, Edremit und Beyköy befasste. Hierbei griff er gerne auf eine Quelle zu, die sich in seinen Unterlagen als Subhi Sami verzeichnet findet und einen Illustrator bezeichnet, der offenbar mit Abdullatif Suphi Pascha, dem einstigen osmanischen Bildungsminister und späteren Gouverneur von Syrien, identisch ist.[2][3]

Die Übersetzung der fast 30 Meter langen Inschrift Beyköy 2 sollte Bahadır Alkım über viele Jahre in Anspruch nehmen. Nachdem sein Kollege, der Archäologe Hamit Zübeyir Koşay, damals Direktor der Antikenabteilung in Ankara, eine Genehmigung zur Erforschung und Veröffentlichung der Beyköy-Inschrift erhalten hatte, beauftragte die Türkische Historische Gesellschaft um 1956 Bahadır Alkım und seine Frau Handan Alkım mit der Übersetzung und Herausgabe dieser Beyköy Inschrift.[4][5] Da Koşay zudem die Linguisten und Altorientalisten Albrecht Goetze und Edmund Irwin Gordon für dieses Projekt gewinnen konnte, legten diese bereits um 1960 eine erste Übersetzung der Beyköy-Inschrift vor, welche bis 1965 unter anderem auch von Oliver Robert Gurney studiert wurde.[6]

Dennoch erstellte Bahadır Alkım in den Jahren 1976–1981 eine eigene Übersetzung dieser Beyköy-Inschrift, welche er dem Archäologen James Mellaart mit der Bitte um die Erstellung einer ergänzenden historischen Geographie vorlegte.[7][8] Da sich die Publikation immer wieder verzögerte, sollte Bahadır Alkım die Veröffentlichung der von ihm übersetzten Beyköy-2-Inschrift nicht mehr erleben, weil er 1981 verstarb. Erst 2017 gelang es schließlich dem Mykenologen und Linguisten Fred Woudhuizen, die Übersetzung Alkıms im Rahmen einer eigenen Transliteration zu veröffentlichen.[9] Die erste, von Albrecht Goetze erstellte Übersetzung der Beyköy-Texte war bereits 1989 durch Oliver Gurney in Gent einem internationalen Kreis an Experten vorgestellt worden.[10] Die große Beyköy-2-Inschrift entstand um 1180 v. Chr. und ist bedeutend für das Verständnis der Entwicklungen im untergehenden hethitischen Reich während der Zeit des Seevölkersturmes. Die Echtheit der Texte Beyköy 2–4 wird in der Wissenschaft stark angezweifelt.[11]

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Karatepe kazisi / Excavations at Karatepe. Türk Tarih Kurumu Basımevi, Ankara 1948.
  • Anatolia I: From the Beginning to 1000 B. C. Hippocrene Books, Cleveland / New York 1968, ISBN 0-88254-146-3.
  • Refik Duru: Gedikli Karahöyük: U. Bahadır Alkım'ın yönetiminde 1964-1967 yıllarında yapılan kazıların sonuçları. Teil 1, Türk Tarih Kurumu, Ankara 2006, ISBN 975-16-1916-5.
  • Refik Duru: Gedikli Karahöyük: U. Bahadır Alkım'ın yönetiminde 1964-1967 yıllarında yapılan kazıların sonuçları. Teil 2, Türk Tarih Kurumu, Ankara 2010, ISBN 978-975-16-2252-5.
  • James Mellaart: The Present State of "Hittite Geography". In: Machtheld Mellink, Edith Porada, Tahsin Özgüç: Aspects of art and iconography: Anatolia and its neighbors; Studies in honor of Nimet Özgüç. Türk Tarih Kurumu Basımevi, Ankara 1993, ISBN 975-95308-0-5, S. 415–422.
  • Handan Alkım, Refik Duru, M. Taner Tarhan: In memoriam U. Bahadır Alkım. In: Anadolu araştırmaları – Jahrbuch für kleinasiatische Forschung. Band 10, Üniversitesi Edebiyat Fakültesi Basımevi, Istanbul 1986, S. 1–19 (Digitalisat), (Digitalisat).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Richard David Barnett: Professor U. Bahadir Alkim. In: Anatolian Studies. Band 1, British Institute of Archaeology at Ankara, Cambridge 1981, S. 8 (Digitalisat).
  2. Fred Woudhuizen, Eberhard Zangger: Arguments for the authenticity of the Luwian hieroglyphic texts from the Mellaart files. In: Talanta: Proceedings of the Dutch Archaeological and Historical Society. Band 50, Amsterdam 2018, S. 188–191 (Digitalisat).
  3. Eberhard Zangger: Die Luwier und der Trojanische Krieg - Eine Entdeckungsgeschichte. Orell Füssli Verlag, Zürich 2017, ISBN 978-3-280-05647-9, S. 304 (Digitalisat).
  4. Eberhard Zangger: Die Luwier und der Trojanische Krieg - Eine Entdeckungsgeschichte. Orell Füssli Verlag, Zürich 2017, S. 300 u. S. 306–309.
  5. Eberhard Zangger, Fred Woudhuizen: Rediscovered Luwian hieroglyphic inscriptions from western Asia Minor. In: Talanta: Proceedings of the Dutch Archaeological and Historical Society. Band 50, Amsterdam 2018, S. 14 (Digitalisat).
  6. Eberhard Zangger: Die Luwier und der Trojanische Krieg - Eine Entdeckungsgeschichte. Orell Füssli Verlag, Zürich 2017, S. 301–303.
  7. Eberhard Zangger, Fred Woudhuizen: Rediscovered Luwian hieroglyphic inscriptions from western Asia Minor. In: Talanta: Proceedings of the Dutch Archaeological and Historical Society. Band 50, Amsterdam 2018, S. 15–18.
  8. Eberhard Zangger: Die Luwier und der Trojanische Krieg - Eine Entdeckungsgeschichte. Orell Füssli Verlag, Zürich 2017, S. 307–308.
  9. Eberhard Zangger, Fred Woudhuizen: Rediscovered Luwian hieroglyphic inscriptions from Asia Minor. In: Talanta: Proceedings of the Dutch Archaeological and Historical Society. Band 50, Amsterdam 2018, S. 20–40.
  10. Fred Woudhuizen, Eberhard Zangger: Arguments for the authenticity of the Luwian hieroglyphic texts from the Mellaart files. In: Talanta: Proceedings of the Dutch Archaeological and Historical Society. Band 50, Amsterdam 2018, S. 192.
  11. Eberhard Zangger, Fred Woudhuizen: Rediscovered Luwian Hieroglyphic Inscriptions from Western Asia Minor. In: Jan Stronk, Maarten de Weerd (Hrsg.): TALANTA. Proceedings of the Dutch Archaeological and Historical Society. Band 50, 2018. Wolters-Noordhoff, 2017, ISSN 0165-2486, S. 9 und 43–45 (englisch, Digitalisat [PDF; 5,0 MB; abgerufen am 16. April 2018]).