Arthur Goldschmidt (Jurist) – Wikipedia

Arthur Felix Goldschmidt[1] (30. April 1873 in Berlin9. Februar 1947 in Reinbek) war ein deutscher Jurist und Lokalpolitiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arthur Felix Goldschmidt wuchs als Sohn von Alfred Oscar Goldschmidt und dessen Ehefrau Pauline Lassar in einer assimilierten jüdischen Familie auf, die 1858 aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten und zum Protestantismus übergetreten war. Er wurde 1889 evangelisch getauft. Seine Großmutter war die Schriftstellerin und Philanthropin Johanna Goldschmidt. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften, der Promotion 1895 und dem 2. Juristischen Staatsexamen wurde er 1902 in Hamburg zum Amtsrichter ernannt und stieg dort zum Oberlandesgerichtsrat in Hamburg auf. Während der Weimarer Republik lehnte Goldschmidt zweimal eine Berufung an das Reichsgericht in Leipzig ab, die Familie wollte in Reinbek bleiben. Dort saß er außerdem als Vertreter der nationalliberalen Deutschen Volkspartei im Gemeinderat.

Zeit des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 wurde Goldschmidt aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen. In den folgenden Jahren arbeitete er als Kunstmaler, bis dahin war die Malerei sein Hobby gewesen.

Die Verfolgungspolitik der Nationalsozialisten schätzte Goldschmidt bald realistisch ein. Seine beiden Söhne Jürgen-Arthur und Erich schickte er 1938 ins Ausland, die Söhne sahen ihre Eltern nie wieder. Die ältere Tochter Ilse-Maria lebte mit ihrem Ehemann, dem Philosophen Ludwig Landgrebe, zunächst in Prag, dann bis 1940 in Belgien und kehrte von dort nach dem Beginn der deutschen Besetzung 1940 mit ihrer Familie nach Reinbek zurück. Goldschmidt sah sich tiefverwurzelt im protestantischen Glauben.

Von Goldschmidt porträtierter Mitgefangener Philipp Manes, etwa zwei Monate vor dessen Ermordung (Theresienstadt 1944)

Der schleswig-holsteinische Landesbischof Adalbert Paulsen unterstützte zusammen mit dem Landeskirchenamtspräsidenten Christian Kinder die Verfolgung der jüdischen Minderheit; am 10. Februar 1942 wurde der Ausschluss der „nichtarischen“ Christen aus der evangelischen Kirche für die Landeskirche verfügt. Dies geschah in Kenntnis und auch als Reaktion auf die Deportationen der deutschen Juden, die im Herbst 1941 begonnen hatten und von denen auch evangelische Christen jüdischer Herkunft betroffen waren.[2] Im Juni 1942 starb seine Frau Toni Katharina-Maria Jeanette, genannt Kitty, geborene Horschitz, (1882–1942); der damalige Reinbeker Pastor Hermann Hartung (1904–1990), der sich gerne in Marineuniform als Militärgeistlicher präsentierte, weigerte sich, Kitty als „einer Glaubensschwester den letzten Segen zu geben.“[3].[4]

Deportation ins KZ Theresienstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen Monat nach dem Tod seiner Frau wurde Arthur Goldschmidt in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort gründete er im Sommer 1942 einen Andachtskreis Hamburger Deportierter, aus dem nach und nach eine evangelische Gemeinde im KZ Theresienstadt entstand.[5] Trotz hoher Sterblichkeit und ständiger Transporte nach Auschwitz wuchs die Gemeinde auf einen Kern von etwa 800 eingeschriebenen Mitgliedern. Die Gottesdienste wurden an Feiertagen von mehreren hundert Menschen besucht.

Nach 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Krieg und der Befreiung kehrte Goldschmidt nach Reinbek zurück. Er wurde 1945 für die CDU Gemeindevertreter und stellvertretender Bürgermeister in Reinbek und einer der Mitbegründer der Volkshochschule Sachsenwald, bei deren Eröffnungsrede er starb.[6][7]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gunter Demnig verlegte am 9. Oktober 2006 in der Kückallee 43 von Reinbek zwei Stolpersteine für das Ehepaar Goldschmidt.[8]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geschichte der evangelischen Gemeinde Theresienstadt 1942–1945. (= Das christliche Deutschland 1933 bis 1945. H. 7). Furche-Verlag, Tübingen 1948.
  • Geschichte der evangelischen Gemeinde Theresienstadt 1942–1945. (= Das christliche Deutschland 1933 bis 1945. H. 7). Furche-Verlag, Tübingen 1948, enthalten als Anhang in: Detlev Landgrebe: Kückallee 37 – Eine Kindheit am Rande des Holocaust, hrsg. von Thomas Hübner, cmz Verlag, Rheinbach 2009, ISBN 978-3-87062-104-9, S. 375–426.
  • Zahlreiche Zeichnungen erhalten, die er in Reinbek und Theresienstadt anfertigte, und die sich heute im Centre d’Histoire de la Résistance ee de la Déporation in Lyon befinden (Vermächtnis Georges-Arthur Goldschmidt).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933–1945. Die Ausstellung im Landtag 2005. Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Kiel 2006 (Schriftenreihe des Schleswig-Holsteinischen Landtages 7, ZDB-ID 2151694-7).
  • Detlev Landgrebe, Arthur Goldschmidt: Kückallee 37 – Eine Kindheit am Rande des Holocaust. Geschichte der evangelischen Gemeinde Theresienstadt 1942-1945. Herausgegeben von Thomas Hübner, cmz Verlag, Rheinbach 2009, ISBN 978-3-87062-104-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wege Straßen, Brücken und Plätze in Reinbek. Museumsverein Reinbek, abgerufen am 22. Oktober 2020.
  2. http://www.geschichte-s-h.de/christen-und-juden-1933-1945/
  3. Detlev Landgrebe: Kückallee 37. Eine Kindheit am Rande des Holocaust, hrsg. von Thomas Hübner, Rheinbach 2009, ISBN 978-3-87062-104-9, S. 138/
  4. http://media.offenes-archiv.de/Rathausausstellung_2013_Wehrmachtjustiz_23.pdf
  5. Arthur Goldschmidt: Geschichte der evangelischen Gemeinde Theresienstadt 1942–1945, neu hrsg. von Thomas Hübner, enth. in: Detlev Landgrebe, Kückallee 37, Rheinbach, CMZ-Verl 2009, ISBN 978-3-87062-104-9
  6. Hamburger Abendblatt: Ehre für einen großen Reinbeker
  7. https://www.bergedorfer-zeitung.de/archiv/reinbek/article112618080/65-Jahre-die-VHS-blickt-zurueck.html
  8. AKENS: Liste der verlegten Stolpersteine in Schleswig-Holstein, abgerufen am 26. Oktober 2020